Dem BVB ist Toni Pace immer treu geblieben, auch wenn ihn Thomas Tuchel einst als Stammkoch abserviert hat.

© Susanne Riese

Ex-BVB-Koch Toni über Take-away: „Es geht nicht nur ums Sattwerden“

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Toni Pace, ehemaliger BVB-Lieblingskoch, war endlich wieder in seinem Element. Er bewirtete Gäste im neuen Restaurant seines Sohnes in Hörde. Doch Corona bremst „Tonis Gusto Italiano“ aus.

Hörde

, 28.03.2021, 06:40 Uhr / Lesedauer: 2 min

Plexiglaswände warten reihenweise auf ihren Einsatz, Desinfektionsmittel stehen bereit, Luftfilter sind installiert. Im gemütlichen neuen Restaurant von Riccardo und Toni Pace an der Hörder Hermannstraße ist es still, seit Wochen sind die Stühle hochgestellt, die Küche bleibt kalt und verlassen.

Stille statt Trubel

Die traurige Stille drückt genau das Gegenteil von dem aus, was „Tonis Gusto Italiano“ und Dortmunds bekanntesten Italiener ausmacht: Lebensfreude, Überschwang, Fröhlichkeit. „Ich langweile mich“, sagt der Vollblut-Gastronom. Er vermisse den Trubel, die Gäste, das Kochen und Bewirten.

Zweieinhalb Monate nach der Eröffnung wurden Vater und Sohn kaltgestellt. Dabei ging es dort gerade erst richtig los. „Wir waren jeden Abend ausgebucht, für Dezember war schon alles reserviert“, sagt Toni ungewohnt ernst.

Toni und Riccardo warten sehnsüchtig darauf, wieder öffnen zu können.

Toni und Riccardo warten sehnsüchtig darauf, wieder öffnen zu können. © Susanne Riese

Jeden Abend hatten die Paces die Bude voll und servierten ihre beliebten Jacobsmuscheln auf Beluga-Linsen, Seeteufel mit Ingwer und Limette und Rinderfilet mit Pfeffersoße – oder punkteten auch mit ganz einfachen Gerichten, hausgemachten Nudeln mit Tomatensoße, „zeitlos und unschlagbar“, so Toni.

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Die Lockdown-Zeit haben sie genutzt, um die Küche umzubauen und neue Rezepte zu kreieren. Dafür stöbert Toni in alten italienischen Kochbüchern. Lamm und Kalb wird es geben und viel selbstgemacht Pasta, die zum Teil vor den Augen der Gäste vollendet wird. „Die Klassiker bleiben aber“, beruhigt Toni seine Stammgäste.

Das waren Zeiten: Eine Woche lang feierte Tonis Gusto Italiano Eröffnung.

Das waren Zeiten: Eine Woche lang feierte Tonis Gusto Italiano Eröffnung. © Susanne Riese

Gastronomen in sehnsüchtiger Erwartung

Doch es wird noch etwas dauern, bis Leben in die Küche zurückkehrt, Riccardo und Toni wieder mit Tellern und Gläsern jonglieren und mit Gästen herumscherzen. „Wir warten sehnsüchtig auf die Wiedereröffnung.“ Das Ostergeschäft haben sie abgehakt und hoffen auf den Mai, wenn es vielleicht warm genug sein könnte, wenigstens die Terrasse zu nutzen. „Aber die Gäste wollen es auch gemütlich haben, wir können sie bei sechs Grad nicht raussetzen.“

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Ein Take-away-Angebot ist für sie keine Alternative. „Unsere Küche ist dafür zu speziell, das würde nicht funktionieren“, sagt Toni. „Einen Teller Nudeln können die Menschen überall bekommen. Bei uns ist es das Gesamtpaket, weshalb die Leute kommen.“ Das Essen sei gar nicht das Wichtigste, sondern die Atmosphäre im Restaurant, die Bewirtung, das Miteinander. Wer Toni kennt, weiß, wie das gemeint ist. „Tonis ist Erlebnisgastronomie, das ist das, was uns ausmacht.“

Das neue Restaurant liegt an der Hermannstraße in Hörde, einen Steinwurf vom Phoenix-See entfernt.

Das neue Restaurant liegt an der Hermannstraße in Hörde, einen Steinwurf vom Phoenix-See entfernt. Auf ein Abhol-Angebot verzichten die Paces. © Susanne Riese

Abhol- oder Lieferservice ist nicht ihr Ding. Ein Stück Fleisch zuhause zu essen, das sei eben nicht das Gleiche wie im Restaurant. „Es geht ja nicht nur ums Sattwerden.“

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Insgeheim rechnen Toni und Riccardo nicht vor Juni mit einem Go für die Gastronomie. „Wir stehen vor einer ungewissen Zukunft.“ Man wisse auch nicht, was der Herbst bringen wird.

„Die ersten, die schließen und die letzten, die wieder öffnen“

„Wir sind das Kaugummi der Gesellschaft“, sagt Toni Pace bekümmert. Die, die alles zusammenhalten und ausgelutscht werden bis aufs Letzte. Bald könnte es reißen. „Wir waren die ersten, die schließen mussten und sind die letzten, die wieder öffnen dürfen.“ Und das trotz guter, funktionierender Hygienekonzepte.

„Vieles, was im Handel funktioniert, wäre auch auf die Restaurants übertragbar.“

Vorerst wird Toni wohl weiter nur für die Familie kochen. „Ich bin seit 40 Jahren Gastronom. Das ist stressig, aber auch wunderbar. Diese Stille hier macht mich wahnsinnig.“ Bis es wieder losgeht im Tonis schmieden Vater uns Sohn Pläne – von italienischen Abenden mit Vino und Musik nach alter Tradition. „Dann geht hier die Post ab.“

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