
© Felix Guth (Archivbild)
Tödlicher Schuss am Westpark: Mutter des Opfers weint im Gerichtssaal
Prozessauftakt
Vor sechs Monaten wurde im Westpark ein 21-Jähriger im Streit erschossen. Zum Prozessauftakt am Schwurgericht am Dienstag kamen zahlreiche Zuschauer. Viele wurden noch vor Beginn enttäuscht.
Oberstaatsanwalt Carsten Dombert benötigte nur wenige Minuten, um die Anklageschrift zum tödlichen Schuss im Westpark im Juni 2021 zu verlesen.
Darin wirft er dem 21 Jahre alten Angeklagten vor, seinen ebenfalls 21-jährigen Kontrahenten getötet zu haben, „ohne Mörder zu sein“. Für einen Totschlag sieht das Gesetz in der Regel eine Höchststrafe von 15 Jahren Haft vor.
Streit um Lappalie
Der Angeklagte soll am frühen Morgen des 12. Juni in der Ritterhausstraße auf den anderen Mann geschossen haben. Zuvor soll es zwischen den beiden Kontrahenten und ihren jeweiligen Begleitern einen Streit gegeben haben.
Inhaltlich habe es sich dabei jedoch um eine „Lappalie“ gehandelt, hieß es damals.
Die Kugel durchschlug den Magen des Opfers, zerfetzte die große Bauchschlagader und zerstörte schließlich auch den vierten Lendenwirbel. Trotz ärztlicher Bemühungen hatte der 21-Jährige keine Chance. Er starb gegen 4.45 Uhr im Krankenhaus.
Besucher umarmten sich wortlos
Die Mutter des Getöteten verfolgte den Prozessauftakt mit vom vielen Weinen geröteten Augen. Auf dem Flur hatte sie zuvor zahlreiche Freunde und Bekannte ihres Sohnes begrüßt. Wortlos hatten sich die Besucher umarmt.
Die Corona-Auflagen des Gerichts lassen zurzeit maximal zehn Zuschauer im Schwurgerichtssaal zu. „Anders können die erforderlichen Abstände nicht eingehalten werden“, hieß es dazu am Dienstag.

Der mutmaßliche Todesschütze vom Westpark neben seinem Verteidiger Siegmund Benecken. © Martin von Braunschweig
So mussten sich die Besucher untereinander einigen, wer in den Saal durfte und wer draußen vor der Tür warten musste. Mindestens 20 Personen schafften es nicht auf einen der Sitzplätze. Enttäuscht aber friedlich sahen sie, wie die Tür geschlossen wurde.
Bisher keine Angaben des Angeklagten
Viel verpasst haben sie indes nicht. Denn außer der Verlesung der Anklage war am ersten Verhandlungstag kein Programm vorgesehen. Beim nächsten Termin kurz nach Weihnachten soll zunächst der Angeklagte die Gelegenheit bekommen, eine Aussage zu machen. Danach könnten die ersten Zeugen vernommen werden.
Ob sich der mutmaßliche Todesschütze zu den Vorwürfen äußern wird, steht noch nicht fest. „Wir werden darüber miteinander sprechen und uns dann entscheiden“, sagte Verteidiger Siegmund Benecken am Dienstag.
Handydaten ausgewertet
Seit seiner Festnahme am Tag nach der Bluttat hat der 21-Jährige noch keine Aussage gemacht. Aus seinem Mobiltelefon soll jedoch ein Bewegungsprofil ausgelesen worden sein, das offenbar eindeutig belegt, dass er sich zur Tatzeit im Bereich der Ritterhausstraße aufgehalten hat.
Zuvor soll er für eine kürzere Zeit auch zu Hause gewesen sein. Möglicherweise war das der Moment, in dem er die scharfe und geladene Waffe einsteckte.