
Barbara Zimmer (79) ist empört, dass DEW21 nach ihrem Umzug innerhalb Dortmunds einen drastisch höheren Strompreis verlangt. © Oliver Schaper
Strompreis-Explosion nach Umzug – Treue DEW-Kundin: „Ich war sprachlos“
Stromtarif
Barbara Zimmer ist innerhalb Dortmunds umgezogen – nur zehn Minuten Fußweg weiter. Aber ihren Stromvertrag will DEW21 nicht mit umziehen lassen. Die 79-Jährige soll jetzt deutlich mehr zahlen.
Barbara Zimmer ist seit 1976 Kundin bei DEW21. Eigentlich war sie immer zufrieden und hat dem heimischen Versorger die Treue gehalten. Auch als sie im Jahr 2012 innerhalb der Dortmunder Stadtgrenze in eine Dachgeschoss-Wohnung in Wellinghofen umgezogen war. „Das ist damals nahtlos umgeschaltet worden“, sagt sie. Zum selben Tarif.
Doch die Zeiten haben sich geändert. Und mit ihnen die Energiepreise. Allerdings, was Barbara Zimmer widerfuhr, macht sie fassungslos. Ihre Stromrechnung droht an der neuen Adresse zu explodieren. Statt knapp 27 Cent für die Kilowattstunde (kWh) sollte sie nun 53,65 Cent zahlen und statt bisher 118 Euro Jahresgrundpreis 155,75 Euro.
Den bisherigen Vertrag von Barbara Zimmer „Strom Fix“ biete man seit mehreren Jahren nicht mehr an, ließ DEW21 die Rentnerin wissen. Sie müsse einen neuen Vertrag abschließen, zum Beispiel den „Strom Standard“ für Neukunden in der Grundversorgung.
Als alte Kundin plötzlich neue Kundin
Weil Barbara Zimmer aber langjährige Kundin sei, biete man ihr den Vertrag „Strom Treue“ an, hieß es weiter im DEW-Schreiben: „Dieser kostet 39,66 ct. pro kWh und 231,55 Euro Jahresgrundpreis.“
Das ist immer noch eine Erhöhung des Arbeitspreises um rund 50 Prozent und fast das Doppelte des bisherigen Grundjahrespreises.
„Das ist für mich unbegreiflich“, sagt Barbara Zimmer, „Ich bin ganz alte Kundin, und plötzlich bin ich neue Kundin. Und dann dieses Angebot, das ich mir als langjährige Kundin mühsam erarbeitet habe“, fügt sie sarkastisch hinzu, „da kann man alle Rentner nur vor einem Umzug warnen.“
Wer auszieht, bekommt einen neuen Vertrag
Auf Anfrage bei der DEW21-Pressestelle gibt man sich verständnisvoll. „Ich kann die Kundin verstehen“, sagt Pressesprecherin Rebecca Alishah. Doch: „Wer auszieht, bekommt einen neuen Tarifvertrag.“
DEW21 habe zu Jahresbeginn als Grundversorger viele Neukunden aufnehmen und den Strom dafür sehr teuer einkaufen müssen. Rebecca Alishah verweist auf die Energiekrise: „Wir kaufen den Strom so ein, wie er auf dem Markt ist. Das ist eine Herausforderung für uns alle.“
DEW21 versuche, seine Bestandskunden zu unterstützen, zum Beispiel mit Bonusprogrammen. Dazu zählen Jahresprämien von 25 Euro im ersten bis zu 100 Euro im achten Jahr. Die Unternehmenssprecherin: „Wir schöpfen alles aus, was uns möglich ist, aber viel Spielraum haben wir nicht.“
Bei anderen Anbietern zieht der Tarif mit um
Barbara Zimmer hatte auch als Auskunft erhalten, dass der Umzug ihres alten Stromvertrages technisch nicht möglich sei. Das relativierte Rebecca Alishah: „Ganz einfach ist das nicht.“
Beim Umzug der Rentnerin vor zehn Jahren hatte das noch reibungslos geklappt. Auch bei anderen Stromanbietern wie Eon und Vattenfall ist das ohne Weiteres möglich. Mit dem bisherigen Tarif.
Für Barbara Zimmer ist auch nicht nachvollziehbar, dass DEW21 für sie als treue Bestandskundin den Strom wie bei Neukunden nachträglich teurer einkaufen muss. Ihr Stromverbrauch sei bereits langfristig eingekauft, für ihren Strom entstünden dem Versorger also keine Mehrkosten auf dem sogenannten Spotmarkt. Vielmehr versuche die DEW, Bestandskunden aus lukrativen Altverträgen herauszutreiben, glaubt sie: „Ein Umzug bildet hier eine perfekte Maßnahme“.
Barbara Zimmer sieht keinen Grund für den Abschluss eines neuen, viel teureren Stromtarifs. Sie will eine einseitige Vertragskündigung nicht akzeptieren. Daran kann auch die Ankündigung von DEW21 nichts ändern, dass mit Senkung der EEG-Umlage zum 1. Juli der Arbeitspreis für den Vertrag „Strom Treue“ um gut vier Cent auf 35,23 Cent pro Kilowattstunde sinkt.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
