
So wie DEW21 es tut, behandelt man treue Stromkunden nicht, meint Redakteurin Gaby Kolle. © Montage dpa/Schütze
Strompreis-Abzocke nach Umzug: Gilt Kundentreue gar nichts mehr?
Meinung
Nur weil eine langjährige Kundin innerhalb Dortmunds umzieht, kündigt DEW als heimischer Versorger den Stromliefervertrag – um dann richtig zuzulangen. Das ist unverschämt, meint unsere Autorin.
Es stimmt, der Strompreis ist auf Rekordjagd und setzt Energieversorger wie DEW21, die auch Grundversorger sind, unter Druck. Seit Jahreswechsel sind bei DEW nach eigener Aussage rund 8000 Verbraucher gestrandet, deren vorherige Energieversorger ihre Lieferungen eingestellt hatten.
Speziell für diesen Kundenkreis musste DEW die Energiemengen kurzfristig und zu hohen Preisen am Markt beschaffen. 2021 hat sich der Preis am Strommarkt innerhalb weniger Monate vervierfacht. Beim kurzfristigen Einkauf sind laut DEW die Preise auf dem Spotmarkt aktuell mehr als zehnmal so hoch wie im vergangenen Jahr.
Doch Barbara Zimmer zählt nicht zu diesem neuen Kundenkreis, der den Einkauf am Spotmarkt notwendig gemacht hat. 46 Jahre ist sie Kundin bei DEW und Vorgänger VEW, hat ihren Vertrag nie gekündigt, obwohl sie zwischenzeitlich ihren Strom anderswo billiger bekommen hätte.
Nicht nachvollziehbar zu begründen
Doch das hält den heimischen Versorger, der seine Kundenzeitschrift „Lokalpatriot“ nennt, nicht davon ab, seine treue Dortmunder Kundin, wie andere umzugswillige Bestandskunden auch, derart unfreundlich zu behandeln.
Der alte Vertrag ist Geschichte, ein neuer soll her. Nur ein paar Straßen weiterzuziehen, reicht aus, um die ohnehin hohe Stromrechnung noch mal explodieren zu lassen, während bei anderen großen Stromanbietern der Tarif einfach mit umzieht.
Dieses Vorgehen von DEW ist nicht nachvollziehbar zu begründen. Ein hilfloses „Das ist einfach die aktuelle Lage“, reicht da nicht. Dass der Strom deutlich teurer wird und das für alle, haben die Bürger inzwischen schmerzlich verstanden – auch, dass DEW dabei ist, das Preisniveau zwischen Alt- und Neukunden anzugleichen.
Doch dieses spezielle Geschäftsgebaren gegenüber treuen Kunden bei einem Umzug innerhalb der Stadtgrenzen ist einfach unverschämt. Bonus-Programme machen das nicht viel besser. Und ein sogenannter Tarif „Strom Treue“ klingt da wie Hohn.
Vorläufiges Geschäftsergebnis leicht über Plan
DEW ist zwar als Energietochter eine wichtige Geldquelle für DSW21, um Verluste in anderen Sparten wie den Verkehrsbetrieben auszugleichen, und hat 2021 34,6 Millionen Euro an die Konzernmutter abgeführt. Doch das vorläufige Geschäftsergebnis – der offizielle Jahresabschluss ist noch nicht da – liegt vor Steuern und Zinsen mit 85 Millionen Euro leicht über Plan.
Das sollte genug Spielraum für den Kommunalversorger sein, in 2022 mit solchen treuen Dortmunder Kundinnen und Kunden wie Barbara Zimmer besser umzugehen.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
