Wohin mit dem Drogenkonsumraum, der nach dem Willen des Rates den Grafenhof mitten in der City verlassen soll? Diese Frage wird seit Monaten diskutiert. Jetzt liegen erste Standort-Vorschläge auf dem Tisch. Wir stellen sie vor und nehmen eine erste Bewertung vor.
Die Küpferstraße
Ganz oben auf der Liste der Verwaltung, die nach eigenen Angaben rund 100 Standorte geprüft hat, steht das bislang vom Stadtarchiv genutzt städtische Gebäude an der Küpferstraße, das relativ versteckt an einer Stichstraße zwischen Märkischer Straße und Löwenstraße nahe des Bahndamms zur S4 liegt.

Was spricht für den Standort?
Das Gebäude an der Küpferstraße liegt knapp außerhalb des Wallrings und damit wie gefordert relativ zentrumsnah. Es ist über die Märkische Straße oder Löwenstraße schnell zu erreichen und liegt in der Nähe vom Bahnhof Stadthaus, einem Knotenpunkt für S- und U-Bahn-Verkehr. Als städtisches Gebäude wäre es auch kurzfristig verfügbar.
Was spricht gegen den Standort?
Die Lage am Bahnknotenpunkt Bahnhof Stadthaus ist zugleich ein Argument, das Anlieger oder auch die CDU-Fraktion gegen den Standort Küpferstraße anführen. Dazu kommt: In unmittelbarer Nähe liegen mit dem Käthe-Kollwitz-Gymnasium, dem Stadtgymnasium und dem Mallinckrodt-Gymnasium gleich drei große Schulen. Auch die nächsten Wohnhäuser sind nicht weit entfernt - in diesem Fall an der Löwenstraße. Auch die Nähe zum Senioren-Begegnungszentrum Wilhelm-Hansmann-Haus, zum Südbad und zum Stadewäldchen spricht nach Ansicht der CDU gegen den Standort. Zudem würde die Drogenszene dann bis in die östliche Innenstadt ausstrahlen.
Die Treibstraße
Die CDU hat einen Gegenvorschlag zur Küpferstraße vorgelegt: eine 6000 Quadratmeter große Brachfläche an der Treibstraße an der Nordseite des Hauptbahnhofs. Hier könnte mit mobilen Raumcontainern ein neuer Drogenkonsumraum angesiedelt werden.

Was spricht für den Standort?
„Die Fläche ist innenstadtnah, aber außerhalb des Kernbereichs der City. Sie ist gut abgeschirmt von der Umgebung und durch die Treibstraße auch räumlich abgegrenzt vom nördlich gelegenen Hafenquartier“, listet die CDU die Vorteile auf.
Was spricht gegen den Standort?
Die Fläche ist zwar zentrumsnah, aber von der City aus zu Fuß nur relativ umständlich - etwa über die Bahnunterführung an der Brinkhoffstraße oder über die nördliche Bahnhofsseite zu erreichen. Ähnlich wie an der Küpferstraße gibt es in einiger Entfernung Wohnbebauung - und auf der gegenüberliegenden Seite der Treibstraße eine städtische Kita und ein Bildungszentrum der Awo mit dem dahinterliegenden Blücherpark. Ein weiterer Nachteil: Es ist kein städtisches Grundstück, sondern in Privatbesitz. Aktuell werden Mieter für eine Lagerfläche oder einen Autohandel gesucht.
Was in der Diskussion ebenfalls eine Rolle spielen dürfte: Die Treibstraße liegt in der Nordstadt. Bislang hatte sich die Politik, auch Vertreter der CDU, gegen einen Standort des Drogenkonsumraums in der Nordstadt ausgesprochen, um die ohnehin vorhandene soziale Belastung nicht noch zu erhöhen - zuletzt erst im Februar dieses Jahres der Sozialausschuss.
Und: Die Fläche an der Treibstraße gehört zum Entwicklungsgebiet zur Aufwertung des nördlichen Bahnhofsumfelds. Aktuell entscheidet die Politik über den Entwurf eines Rahmenplans. Danach ist das Areal ein Teil der grünen Spange, dass den Nordeingang des Hauptbahnhofs mit dem Blücherpark und damit dem Hafenquartier verbinden soll. Vorgesehen ist hier auch der Bau einer neuen Grundschule.
Allerdings werden sich diese Pläne - wenn überhaupt - erst in einiger Zukunft verwirklichen lassen, betont etwa der sozialpolitische Sprecher der CDU-Fraktion Thomas Bahr. Der Drogenkonsumraum an der Treibstraße soll in Containerweise auch bewusst mobil angelegt sein.
Zweigstandorte Bornstraße und Rheinische Straße
Die CDU hat mit der Fläche an der Treibstraße nicht nur einen Vorschlag für einen neuen Hauptstandort des Drogenkonsumraums vorgelegt, sondern auch für zwei Zweigstandorte. Hier soll es in einfacher Bauweise vor allem Angebote für Crack-Konsumenten geben. Vorgeschlagen werden das frühere Hotel „Rheinischer Hof“ an der Rheinischen Straße und die Bornstraße 202.

Was spricht für die Standorte?
Beide Standorte liegen im erweiterten Innenstadt-Bereich und bieten mit leerstehenden Gebäude schon eine Basis für eine neue Einrichtung. Es gibt keine Einrichtungen wie Schulen oder Kitas im unmittelbaren Umfeld.

Was spricht gegen die Standorte?
Beide sind relativ weit vom Stadtzentrum entfernt, allerdings mit direktem Stadtbahn-Anschluss erreichbar. Etwas Wohnbebauung gibt es in beiden Fällen - an der Rheinischen Straße sogar sehr nah. Der Standort an der Bornstraße, unmittelbar nördlich des Einkaufszentrums WEZ, liegt außerdem wie die Treibstraße in der Nordstadt, die nach bisherigen Bekundungen aus der Politik eigentlich außen vor bleiben sollte.
Trotz Schulen - der Drogenkonsumraum sollte in die Küpferstraße ziehen: Was meinen Sie?