Standortsuche für Dortmunds Drogenkonsumraum Favorit der Verwaltung liegt in südlicher Innenstadt

Standortsuche für Drogenkonsumraum: Verwaltung hat einen Favoriten
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Seit Anfang des Jahres ist klar: Das „Café Kick“, seines Zeichens der größte Drogenkonsumraum Deutschlands, soll seinen aktuellen Standort am Grafenhof in der südwestlichen Ecke der Dortmunder City verlassen. Das beschloss damals der Rat nach massiven Beschwerden von Händlern des nahen Westenhellwegs und Anwohnern. Die Frage ist nur: Wohin soll die Drogenhilfeeinrichtung umziehen?

Nach Monaten der Suche legte die Verwaltung im Spätsommer den Ratsfraktionen eine lange Liste vor. Über hundert mögliche Standorte hatte sie nach mehreren Kriterien untersucht. Einige der Kernpunkte: Wie citynah ist der Standort? Gibt es genug Platz innen und außen für die Einrichtung? Wie hoch ist die Miete, wenn das Gebäude nicht in städtischem Besitz ist? Sind möglichst wenig Anwohner betroffen?

Welche Orte auf dieser Liste stehen, wurde von den Beteiligten behandelt wie ein Staatsgeheimnis. Zu groß sei die Sorge, dass durch ein verfrühtes Bekanntwerden mögliche Standorte zerredet werden, hieß es in den vergangenen Wochen aus den Reihen der Ratsfraktionen und aus dem Rathaus immer wieder.

Aktuell laufen Gespräche der drei größten Ratsfraktionen - die SPD, die Grünen und die CDU - über die Vorschläge. Nach Informationen dieser Redaktion drehen sie sich vor allem um den Favoriten der Stadtverwaltung.

Wie mehrere Quellen unabhängig voneinander unserer Redaktion bestätigten, handelt es sich dabei um ein Gelände an der Küpferstraße in der südlichen Innenstadt.

Die Küpferstraße ist eine kleine, schmale Straße, die stadtauswärts gesehen kurz hinter dem Stadtarchiv von der Märkischen Straße abgeht. Sie verläuft entlang des Bahndamms der S4-Strecke und mündet schließlich in die Löwenstraße. Hinter einem Reifenhandel liegt dort in zweiter Reihe ein Bürogebäude, das sich einen Hinterhof mit dem Stadtarchiv teilt. Für die Experten der Stadtverwaltung ist das der bestmögliche Ort für den neuen Standort des „Café Kick“.

Bürogebäude an der Küpferstraße in Dortmund
Das Bürogebäude an der Küpferstraße, um das es geht. © Thomas Thiel

Die SPD und die Grünen wollten auf Anfrage unserer Redaktion weder bestätigen noch dementieren, dass das Gebäude an der Küpferstraße aktuell in der Diskussion ist als möglicher neuer Standort des Drogenkonsumraums.

„Die Diskussionen laufen noch, sie sind sehr gut und sachlich“, sagte SPD-Fraktionsgeschäftsführer Jan-Joschka Pogadl. „Wir sind nicht daran interessiert, vorzupreschen. Unser Ziel ist ein Einvernehmen unter den großen Fraktionen.“

SPD zum Favoriten der Verwaltung: „Wir streben das an“

Auch wenn er zur konkreten Lage des favorisierten Standorts der Verwaltung nichts sagen wollte, äußerte sich Pogadl generell zum Favoriten der Stadt. Die SPD-Fraktion werde bei dem Vorschlag mitgehen: „Wir streben das an.“ Man sei in der Fraktion aber auch nicht „super-begeistert“ von ihm. Unter den zahlreichen Vorschlägen der Stadt sei kein Standort dabei, auf den alle Kriterien zutreffen.

Katrin Lögering, Co-Sprecherin der Ratsfraktion der Grünen, lobte die Vorarbeit der Stadt: „Die Verwaltung hat einen sehr guten Job gemacht“ - ein Urteil, das man so oder so ähnlich quer durch alle Ratsfraktionen hört. Zum Stand der Verhandlungen sagte sie lediglich: „Es gibt konstruktive Gespräche.“

Der Umstand, dass Gespräche konstruktiv sind, muss jedoch nicht zwangsläufig heißen, dass sie auch zu einem erfolgreichen Abschluss kommen. Darauf deutet die Antwort von Lögerings Amtskollegen in der CDU-Ratsfraktion, Jendrik Suck: „Wenn die Küpferstraße zu einem offiziellen Vorschlag werden sollte, wird die CDU ihn ablehnen“, sagte er auf Anfrage unserer Redaktion.

Käme das „Café Kick“ an die Küpferstraße, „holen wir uns das ganze Umfeld in eine Ecke der Stadt, in dem die Szene gerade nicht ist“, sagt Suck. Er verweist auf die Nähe zu drei Schulen - dem Mallinckrodtgymnasium, dem Stadtgymnasium und dem Käthe-Kollwitz-Gymnasium - deren Schüler die nahe Stadtbahnstation „Stadthaus“ nutzen und deren Wege sich dann mit den Drogenabhängigen kreuzen könnten. Darüber hinaus liege dann auch das Stadthaus selbst, das Hansmann-Haus und die Verlängerung der Parkanlage „Stadewäldchen“ zu nahe. „Wir verschieben das Problem nur.“