Nur wenige Tage nach der Bepflanzung haben Diebe die Pflanzen vom Grab von Jürgen Zeugners Mutter gestohlen.

© Holger Bergmann

Störung der Totenruhe: „Was sind das nur für Menschen?“

rnBlumen-Diebstahl

Zum Geburtstag seiner Mutter hatte Jürgen Zeugner (68) deren Grab auf dem Huckarder Friedhof neu bepflanzen lassen. Mit fröhlich bunten Hornveilchen. Der Anblick hielt nicht lange.

Huckarde

, 27.03.2022, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Was sind das bloß für Menschen“, fragt sich Jürgen Zeugner, weil er es einfach nicht begreifen kann. „Gibt es wirklich Menschen, die sich die Blumen, die sie von einem Grab gestohlen haben, in den Garten pflanzen?“.

Zeugner hat sich schon lange mit dieser Frage beschäftigt. Seit vor etwa anderthalb Jahren zum ersten Mal Blumen vom Grab gestohlen wurden. Der Diebstahl der Hornveilchen ist nun der fünfte Fall von Blumenklau auf dem Grab seiner Familie.

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Was für ihn zunächst einfach empörenswert war, lässt Zeugner mittlerweile an der Gesellschaft im Ganzen zweifeln. Denn während er die Täter sowieso nicht versteht, gerät er auch immer mehr in Konflikt mit den Behörden.

Kein Schutz für Gräber

Denn Jürgen Zeugner hat diesen einen Gedanken, der ihn nicht los lässt: „Wenn ich der Stadt viel Geld gebe für ein Regelgrab auf einem ihrer Friedhöfe, hat die Stadt dann nicht die Pflicht, im Gegenzug die Unversehrtheit dieser Parzelle zu schützen?“

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Diesen Rückschluss könne man nicht ziehen, schreibt ein Stadtsprecher in der Antwort auf eine Anfrage dieser Zeitung: „Wenn trotzdem etwas gestohlen wird, gibt es bedauerlicherweise wenig Hoffnung. Man kann den Diebstahl zuständigkeitshalber bei der Polizei zur Anzeige zu bringen. Allerdings muss man fairerweise dazu sagen, dass nur eine äußerst geringe Chance besteht, dass ein solcher Fall aufgeklärt werden kann.“

Ein Zaun mit zwei Löchern

Die Stadt Dortmund hatte bereits im vergangenen Jahr auf Jürgen Zeugners Beschwerden reagiert und entlang der Theoderich-Straße einen Zaun errichten lassen. Doch Zeugner kann sich nur an den Kopf fassen: „Nur wenige Meter vom Grab entfernt hat der Zaun zwei Löcher“.

Keine Löcher, sondern Zugänge, sagt die Stadt. „Die Zugänglichkeit des Friedhofs aus oder in Richtung Varziner Straße muss gewährleistet werden“, so der Stadtsprecher. „Ein Zaun mit zwei Löchern macht gar keinen Sinn“, sagt dagegen Jürgen Zeugner.

Das waren keine Rehe

Von öffentlicher Seite sieht sich Zeugner von der Stadt Dortmund allein gelassen. Als er den jüngsten Fall dem Friedhofsamt meldete, soll der Mitarbeiter, mit dem er sprach, gesagt haben, „das wären Rehe gewesen“, so Zeugner. „Natürlich“, sagt Zeugner ironisch, „Rehe nehmen immer auch die Wurzeln der Pflanzen mit“.

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Seine Familie hat das Grab dreimal neu gekauft. Es ist mittlerweile das einzige Grab auf einem leeren, alten Grabfeld im Norden des Friedhofs. Und es liegt genau an der Straße. Diebe können schnell und unerkannt zugreifen.

Keine Kameras auf einem Friedhof

Deshalb hatte Zeugner jetzt den Vorschlag gemacht, Video-Kameras zu installieren. Doch auch diese Idee musste die Stadt zurückweisen. „Die Installation von Überwachungskameras, die immer wieder als Idee gegen Diebstahl aufkommt, ist auf Friedhöfen nicht gestattet und auch nicht sinnvoll“, so der Stadtsprecher.

Zeugner ist längst bedient: „Um die Maskenpflicht zu kontrollieren und Ordnungsgelder zu kassieren, gab es Polizei-Streifen im Romberg-Park. Aber für Grabschändung ist man sich zu schade. Hier stimmt der Wertekompass der Stadt Dortmund nicht.“

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