Mehrfach haben Unbekannte Steine aus der Platte am Grab von Fynn Born entfernt.

© Ronny von Wangenheim/privat

Vandalismus an Fynns Grab: Unbekannte brechen Steine aus der Platte

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Das Grab von Fynn Born auf dem Merklinder Friedhof erinnert an den tapferen Jungen, der gegen einen Hirntumor kämpfte. Wiederholt haben Unbekannte funkelnde Steine aus der Grabplatte gebrochen.

Castrop-Rauxel

, 23.03.2022, 19:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Ein Astronaut schaut ins Weltall, eine Rakete fliegt zum Mars, Sterne blitzen: Wer vor dem Grab auf dem Merklinder Friedhof steht, der spürt: Hier geht es um einen Jungen, der träumen konnte. Fynns Grab ist für seine Mutter Heike Born ein wichtiger Ort. Hier kann sie trauern, kann sie mit ihrem toten Jungen sprechen. Doch gerade fühlt sie vor allem Wut.

Schon wieder musste Heike Born sehen, dass Unbekannte sich an dem Grab vergriffen haben. Zwei Glassteine, die auf der Platte zwei Sterne symbolisieren, sind schon wieder herausgebrochen worden. Es ist das dritte Mal in drei Monaten, berichtet die Castrop-Rauxelerin unserer Redaktion. Sie versteht nicht, warum.

Fynn wollte der erste auf dem Mars sein. Daran erinnert der Grabstein des Jungen. Zwei Glassteine symbolisieren Sterne. Schon mehrfach wurden sie aus der Platte gebrochen.

Fynn wollte der erste auf dem Mars sein. Daran erinnert der Grabstein des Jungen. Zwei Glassteine symbolisieren Sterne. Schon mehrfach wurden sie aus der Platte gebrochen. © Ronny von Wangenheim

Fynn wollte in den Weltraum fliegen, er wollte der erste auf dem Mars sein. So erzählt es seine Mutter. Fynn war ein tapferer Junge, der mutig gegen den Tumor in seinem Kopf gekämpft hat. Er hatte Träume und er hat an Wunder geglaubt. Er hat anderen Mut gemacht. Mit 13 Jahren ist Fynn im Juni 2021 gestorben. Seinen Traum vom Flug zum Mars hat seine Familie auf der Grabplatte festgehalten.

Glassteine haben keinen materiellen Wert

Die beiden Sterne blitzen im Sonnenlicht. „Meinen vielleicht manche, dass sie wertvoll sind?“, fragt Heike Born. Und nein: Es ist nur Glas. Der Wert ist nur ein ideeller. „Was ist nur mit manchen Menschen los? Es ist schon schlimm genug, wenn ein Kind vor seinen Eltern gehen muss“, hat sie in der Facebook-Gruppe „Du bist Castroper wenn ...“ geschrieben. In der Hoffnung, dass es die richtigen lesen. Und dass Menschen aufmerksam sind und auf Ungewöhnliches achten.

Viel Zustimmung und Anteilnahme hat sie dort bekommen. Viele erzählen ihr, dass auch sie erleben, wie von Gräbern Blumenschalen oder Engel verschwinden. „Das sind Menschen ohne Anstand und Respekt“, sagt Heike Born. Das Merkwürdige: An Fynns Grab fehlt sonst nichts. Nicht der Engel, nicht die Plüsch-Figur, nicht die BVB-Emma. Nur die Glassteine.

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Beim ersten Mal hat sie noch überlegt, ob es vielleicht Elstern gewesen sein könnten. Es war ausgerechnet Fynns Geburtstag am 13. Januar, als das erste Mal die beiden Glassteine herausgebrochen waren. Doch dann lagen die Steine zwei Tage später wieder auf der Grabplatte.

Ein Herzenswunsch würde erst nach seinem Tod erfüllt

„Vielleicht hat der Täter ja Euren Bericht gelesen und gemerkt, dass er Mist gebaut hat“, sagt Heike Born. Unsere Redaktion hatte anlässlich des Geburtstages über die Erfüllung eines Herzenswunsches berichtet. Zwei große Ziele hatte Fynn gehabt, der zweieinhalb Jahre gegen seine Krankheit ankämpfte.

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Er wollte ein Buch zu Ende schreiben. „Wie ich mich ins Leben zurück gekämpft habe: Leben mit einem Hirntumor“ hieß es und Fynn konnte von dem Verkaufserlös noch Spenden überreichen. Der zweite Wunsch wurde erst nach seinem Tod mit der Gründung des Vereins „Reittherapie für alle“ umgesetzt. Reittherapeutin Michelle Bartel, die noch kurz vor Fynns Tod mit ihm auf ihrem Hof in Dortmund-Somborn gearbeitet hatte, hat ihn gegründet, um auch Menschen, die es sich finanziell nicht leisten können, eine Hippotherapie zu ermöglichen.

Ob das schlechte Gewissen damals den Täter gepackt hat? Wer weiß. Die Vermutung, diebische Elster könnten zugeschlagen haben, war aber vom Tisch. Auch beim zweiten Mal ließen die Unbekannten einen Stein einfach liegen. Das war Mitte März. „Der Steinmetz hat den Stein am gleichen Tag wieder eingesetzt“, sagt Heike Born. Am Dienstag (22.3.) erreichte sie die Nachricht: „Da fehlt schon wieder ein Stein.“

Auch jetzt ist das Grab wieder vollständig. Heike Born kommt alle zwei, drei Tage hierhin. „Es ist ein Ort zum Trauern, an ihn zu denken, mit ihm zu sprechen“, sagt sie. Eine Kerze brennt immer, das ist ihr wichtig. Wut gehört nicht an diesen Ort. Sie hofft, dass Fynns Grab nicht mehr angetastet wird. „Wenn das noch mal passiert, müssen wir uns etwas überlegen“, sagt sie. Funkeln könnten die Sterne dann nicht mehr.