Der Dortmunder Rechtsextremist Steven F. müsste eigentlich seit dem 17. November im Gefängnis sitzen. Der 29-Jährige ist unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung zu zwei Jahren und vier Monaten Haft verurteilt worden. Doch F. erschien zu seinem Haftantritt nicht in der JVA. Auch an seiner Meldeadresse hielt er sich nicht auf. Seitdem wird der Rechtsextremist gesucht.
Mittlerweile ist der Haftbefehl gegen Steven F. auf ganz Europa ausgeweitet worden, bestätigte Staatsanwältin Sonja Frodermann am Mittwoch (3.1.). Seit dem 22. Dezember sei er per europäischem Haftbefehl zur Festnahme ausgeschrieben.
Dabei müssen Staatsanwaltschaften verhältnismäßig agieren und dürfen eine europaweite Fahndung erst ab einem gewissen Strafmaß anordnen.
Für die Vollstreckung von Haftstrafen bedeutet das, dass ein europäischer Haftbefehl erst erlassen werden kann, wenn der Gesuchte zu einer Haftstrafe von mindestens vier Monaten verurteilt worden ist. Steven F. liegt weit über dieser Schwelle.
„Mittelmäßig gute Situation“
Wie die Nordstadtblogger berichteten, hatte der Rechtsextremist zwei Tage vor seinem eigentlichen Haftbeginn Mitte November noch in einem Social-Media-Post erzählt, dass er in Serbien und Bulgarien gewesen sei und noch einen Besuch in Frankreich und Belgien plane.
Nach dem 17. November hat sich Steven F. noch zweimal auf der Plattform Tiktok gemeldet, zuletzt an Silvester. In einem Video sagt er, dass „das eine oder andere Ding juristisch betrachtet ein bisschen verrutscht“ sei. Er befinde sich deshalb aktuell in einer „spannenden, aufregenden und mittelmäßig guten Situation“.
Der 29-Jährige, der nach einem Zusammenschluss von NPD und „Die Rechte“ in der rechtsextremen Partei „Heimat Dortmund“ aktiv ist, ist rechtskräftig verurteilt. Mehrere Revisionen gegen das Urteil sind abgewiesen worden und die Strafe sogar noch einmal erhöht worden. Sobald man Steven F. antreffe, werde er sofort festgenommen, hatte Sonja Frodermann Ende November mitgeteilt. Bislang ist F. aber weiter auf der Flucht.
Fast 600 Rechtsextreme mit Haftbefehl gesucht
Zum Stichtag 29. September wurden 597 deutsche Rechtsextremisten mit einem Haftbefehl gesucht, 156 Personen davon wegen mindestens eines Gewaltdeliktes. Das war im Dezember im Bundestag auf Anfrage der Linken-Abgeordneten Martina Renner mitgeteilt worden.
Über Tiktok und andere Social-Media-Formate hatte Steven F. eine gewisse Bekanntheit auch über die Stadtgrenzen hinweg erlangt. Unter anderem im Gespräch mit dem Rapper Manuelsen konnte F. seine Weltanschauung verbreiten. Seitdem ist Steven F. so etwas wie der Poster-Boy der Szene.
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