Fahndung nach bekanntem Rechtsextremisten Eigentlich müsste Steven F. seit Mitte November in Haft sein

Rechtsextremist nicht zu Haftantritt erschienen: Fahndung nach Steven F.
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Mit Steven F. müsste einer der aktuell vielleicht prominentesten Dortmunder Rechtsextremisten zurzeit eigentlich im Gefängnis sitzen. Doch F. hat seine Haft nicht wie vorgeschrieben am 17. November angetreten. Seitdem wird nach ihm gesucht. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft gegenüber dieser Redaktion. Zuerst hatten die Nordstadtblogger berichtet.

Wie Staatsanwältin Sonja Frodermann mitteilt, habe man Steven F. an seiner Wohnanschrift nicht antreffen können, nachdem er seine Haft nicht eigenständig angetreten hatte. Daraufhin seien ein Vollstreckungshaftbefehl ergangen und Fahndungsmaßnahmen eingeleitet worden.

Steven F. ist in der Neonazi-Partei „Heimat Dortmund“ aktiv, die Anfang des Jahres aus einem Zusammenschluss mit der NPD und der Partei „Die Rechte“ entstanden war.

Einzelheiten, wie man nach ihm sucht, teilte die Staatsanwältin nicht mit. „Ob er auch zur internationalen Fahndung ausgeschrieben wird, ist in Prüfung“, sagte Frodermann am Mittwoch (28.11.). Eigentlich hätte der Rechtsextremist bereits eine Woche vor dem 17. November seine Haft antreten sollen. „Es ist ein Antrag auf Straftaufschub gestellt worden“, sagte Frodermann, dieser sei abgelehnt worden. Es sei aber üblich, dass Menschen, die ihre Haft antreten müssen, dann noch einmal eine Woche Zeit bekommen, um sich selbst zu stellen.

Steven F. ist rechtskräftig verurteilt

Das ist bei F. nun offensichtlich nicht geschehen. Dem Rechtsextremisten sind unter anderem gefährliche Körperverletzung, Körperverletzung, Betrug, Beleidigung und Bedrohung zu Last gelegt worden. Insgesamt ist er zu zwei Jahren und vier Monaten Haft verurteilt worden, teilte Staatsanwältin Frodermann mit. Teile der Strafe werden aber mit einer vorherigen Untersuchungshaft verrechnet.

Das Verfahren gegen F. zieht sich schon seit mehreren Jahren hin. Eine Revision gegen seine Verurteilung wurde im Jahr 2020 abgelehnt und die Strafe um weitere fünf Monate verlängert. Dagegen ging F. erneut in Revision.

Im März war er schon einmal kurzzeitig in Untersuchungshaft genommen worden, weil er zu einem Revisionstermin nicht erschienen war. Mittlerweile ist F. rechtskräftig verurteilt und muss ins Gefängnis. Wenn man ihn nun antreffe, würde er sofort festgenommen, kündigte Staatsanwältin Frodermann an.

Der Rechtsextremist ist schon mehrmals straffällig geworden. Im Jahr 2016 war er etwa an der Besetzung der Reinoldikirche beteiligt. Über die Grenzen Dortmunds hinaus hat Steven F. seit Anfang des Jahres als eine Art Neonazi-Influencer im Internet eine gewisse Bekanntheit erlangt.

Propanganda auf Social Media

Zuletzt war F. bei Social-Media-Formaten zu Gast und konnte dort seine Weltanschauung verbreiten. Unter anderem der Rapper Manuellsen hatte ihm eine Plattform gegeben. Der Versuch, rechtsextremistisches Gedankengut anschlussfähig zu machen, schien zumindest bei einigen Menschen zu verfangen. In Kommentarspalten schrieben Menschen, dass sie Steven F. sympathisch fänden.

Der Rechtsextremist startete auch selbst Livestreams und teilte Videos auf seinem Tiktok- und Instagram-Kanal. Schlagzeilen macht er auch, als er sich mit Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal fotografieren ließ, der F. offenbar nicht kannte. Rechtsextremisten verbreiteten das Foto.

Wie die Nordstadtblogger berichten, hatte F. in seinem vorerst letzten Post am 15. November angekündigt, dass er seine „Abschieds-Rundreise“ (offenbar mit Blick auf die Haft) fast geschafft habe. „Die letzten Tage habe ich mir Serbien und Bulgarien gegönnt, heute gibt es einen abschließenden Tagesausflug nach Belgien und Frankreich“, zitieren die Nordstadtblogger aus dem Post.

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