Hai-Alarm im Hafen? Experten rätseln über die Grusel-Flosse im Kanal

Hai, Karpfen oder Scherzkeks? Rätsel um Rückenflosse im Hafen
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Die Video-Sequenz ist nur wenige Sekunden lang. Aber unverkennbar ist dort, wenn auch etwas unscharf, eine Rückenflosse zu erkennen, die im Wasser des Dortmunder Hafens ihre Runden dreht. Etwa ein Hai?

„Hai im Kanal“ ist denn auch eines der Videos bei TikTok betitelt, die zurzeit in den sozialen Medien kursieren. Im realen Leben sorgt die Sichtung ebenfalls für Gesprächsstoff.

„Wir haben uns heute Morgen im Kollegenkreis darüber unterhalten“, sagt Hafensprecher Pascal Frai. Die Hafenmeister, die regelmäßig in den zehn Hafenbecken unterwegs sind, hätten noch keine derartige Entdeckung gemacht.

Möglich sei, dass es sich um die Flosse einer Blaubarbe handelt, spekuliert Frai. Bekannt sei, dass teilweise sehr große Fische wie Hechte oder Karpfen im Hafen unterwegs seien. „Der Hafen ist nicht nur ein Güterumschlagplatz, sondern auch ein Lebensraum“, sagt der Hafensprecher.

Welche Tiere am Hafen leben

Und da tummeln sich tatsächlich manchmal Lebewesen, die man nicht in einem Industriehafen vermutet. Hafenmeister oder Ruderer haben schon kleine Schildkröten und winzige Quallen entdeckt, berichtet Pascal Frai. „Die waren so groß wie eine Ein-Euro-Münze.“

Bis in den Schmiedinghafen sind auch Nutrias vorgedrungen. Die aus Südamerika stammenden Nager haben sich in den letzten Jahren an der Emscher und an der Ruhr ausgebreitet.

Am Teich im nahen Fredenbaum-Park haben die Nutrias tatsächlich schon einmal Kontakt mit einem Hai gemacht: Während des Lichterweihnachtsmarkts im Dezember 2022 zerstörten sie die Halterung eines 15 Meter langen künstlichen Riesen-Hais.

Nachfrage bei Fisch-Experten

So groß ist das unbekannte Wesen im Hafenbecken auf jeden Fall nicht. Doch was steckt dahinter? Am besten kennen sich wohl die Experten des Angelsportvereins (ASV) Dortmund von 1901 aus, zu dessen Revier die Hafenbecken gehören.

Der Vorsitzende Norbert Kovac vermutet im ersten Gespräch mit unserer Redaktion denn auch zunächst einen großen heimischen Fisch als Flossenbesitzer. „Im Hafen gibt es sehr viele große Karpfen, die bis zu einem Meter lang sind. Bei warmem Wetter schwimmen die auch dicht an der Oberfläche“, berichtet Kovac.

Experte glaubt an Scherz

Doch nach Studium des Videos wird der ASV-Vorsitzende unsicher. Auch wenn die Rückenflosse nicht gut zu erkennen sei, ähnele sie tatsächlich am ehesten einer Haifischflosse, stellt Kovac fest.

An einen echten Hai im Dortmunder Hafen glaubt er allerdings nicht. „Ich vermute eher einen Scherzkeks mit einem U-Modellboot oder Ähnlichem“, sagt Kovac.

So sieht ein Marmorkarpfen aus, den Fischerei-Experte Dr. Olaf Niepagenkemper hinter der Flosse im Hafenbecken vermutet. Das Bild mit Fischer Holger Mursch entstand bei einer Fischerei-Aktion in Norddeutschland.
So sieht ein Marmorkarpfen aus, den Fischerei-Experte Dr. Olaf Niepagenkemper hinter der Flosse im Hafenbecken vermutet. Das Bild mit Fischer Holger Mursch entstand bei einer Fischerei-Aktion in Norddeutschland. © dpa (Archiv)

Aber er zieht auch einen weiteren Experten zurate. Dr. Olaf Niepagenkemper vom Landesfischereiverband Westfalen und Lippe kommt nach genauem Studium der Videobilder zu einem anderen Schluss. „Es handelt sich wohl um einen Marmorkarpfen“, erklärt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Karpfen-Art werde bis zu zwei Meter lang und bis zu 50 Kilo schwer und stamme ursprünglich aus Flüssen in China.

Wie der Exot ins Kanalwasser in Dortmund kommt, lässt sich nur vermuten. Marmorkarpfen würden auch in Gartenteichen gehalten. Möglicherweise sei er dort einem Teichbesitzer zu groß geworden und er habe den Fisch im Kanal ausgesetzt, vermutet Niepagenkemper. Einen Hai im Hafenbecken schließt er auf jeden Fall aus. „Die leben ja im Salzwasser“, erklärt der Experte.

Piranha-Alarm im Phoenix-See

Alarm um exotische Fische gab es in Dortmund schon einmal. Im Frühjahr 2014 hatte sich eine aufgeregte Frau auf der Polizeiwache Hörde gemeldet und berichtet, dass ein flüchtiger Bekannter wohl 60 Piranhas im Phoenix See ausgesetzt habe. Er züchte in seiner Freizeit exotische Fische und wollte die bissigen Piranhas wohl loswerden, weil sein Bestand zu groß geworden sei.

2014 wurden exotische Piranhas im Phoenix-See vermutet.
2014 wurden exotische Piranhas im Phoenix-See vermutet. © Hans Blossey

Die Polizei alarmierte daraufhin auch die See-Betriebsgesellschaft. Dort blieb man allerdings gelassen. Bei seinerzeit 10 Grad Wassertemperatur hätten die tropischen Süßwasserfische wohl kaum Überlebenschancen. Wirklich gesichert wurden die Piranhas nie.

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