
© Dieter Menne (Archiv)
Stadtkrone Ost: 30 Euro Strafe für zu langsames Einkaufen mit Rollator
Parkplatzärger
Rollator und Corona-Einschränkungen können den Lebensmitteleinkauf in die Länge ziehen. Ärgerlich, wenn dadurch die zulässige Parkzeit überschritten und es teuer wird.
Es war der erste gemeinsame Einkauf nach einer langen Corona-Pause. Doch der endete für Silke Lorenscheit und ihre Mutter sehr unerfreulich. Und teuer.
30 Euro Strafe plus Gebühren soll die Castrop-Rauxelerin für den Lebensmitteleinkauf bei Edeka an der Stadtkrone Ost zahlen. Ihre fast 80-jährige Mutter, die einen Rollator benutzt, war einfach nicht schnell genug.
Pkw-Stellplätze sind an der Stadtkrone Ost knapp. Wie an vielen anderen Supermärkten auch wird der Edeka-Parkplatz an der Lissaboner Allee bewirtschaftet. „Loyal Parking“ überwacht elektronisch die Ein- und Ausfahrt, wer zu lange steht, bekommt eine Zahlungsaufforderung von 30 Euro - unabhängig, ob er eingekauft hat oder nicht.

Ursula Reitemeyer, 79 Jahre alt und mit Rolllator unterwegs, schafft keinen Sprint durch den Supermarkt. © Silke Lorenscheit
Soweit ist alles ok, meint auch Silke Lorentscheit. Nur mit der Zeitvorgabe - hier sind es 75 Minuten - ist sie nicht einverstanden. „Ich habe durchaus das neue Parksystem bemerkt und versucht, darauf zu achten. Ich finde die Idee auch gut, um die Langzeitparker zu bestrafen“, sagt sie.
„Aber mit einer fast 80-Jährigen mit Rollator sind die 75 Minuten Parkzeit nicht einzuhalten.“ In der jetzigen Zeit könne der Einkauf Corona-bedingt länger dauern, wenn man auf Abstände achte und den ersten Großeinkauf nach längerer Zeit tätige.
So haben Silke Lorenscheit und ihre Mutter Ursula Reitemeyer, die in Dortmund lebt, die Parkzeit um 12 Minuten überschritten. „Ein paar Tage später kam die Rechnung von Loyal Parking, ganze 30 Euro.“
Weil sie zu der Zeit im Urlaub war, habe sie die Rechnung nicht fristgerecht begleichen können. So kamen noch Mahngebühr in Höhe von 2,85 Euro hinzu plus Halterermittlungsgebühr von 5,10 Euro - ein Posten, den die Beschuldigte ohnehin nicht versteht, da sie bereits für den ersten Bescheid ermittelt war.
Anrufe und E-Mails an den Parkraumbewirtschafter änderten nichts. „Hier wurde man nicht ernst genommen“, ärgert sich Silke Lorenscheit.

Silke Lorenscheit geht regelmäßig für und mit ihrer Mutter einkaufen. Wegen der Corona-Gefahr waren sie lange nicht zusammen unterwegs. © Lorenscheit
Mit der Edeka-Zentrale hat die Kundin ebenfalls Kontakt aufgenommen. „Ich habe betont, dass es mir nicht um Erstattung geht, sondern darum, das System und die Dauer der Parkzeit zu überdenken. Leider sind 75 Minuten nicht machbar.“
Als Antwort wurde ihr mitgeteilt, sie könne sich bei der Edeka Stadtkrone melden und sollte den Kassenzettel mitbringen. „Den habe ich natürlich nicht mehr, aber es geht mir ja auch gar nicht um das Geld. Den Parkverstoß habe ich begangen und auch dafür gezahlt.“
In einem Artikel dieser Redaktion hatte Silke Lorenscheit gelesen, dass die Parkzeit am Einkaufszentrum Höchsten, wo neuerdings das gleiche elektronische Kontrollsystem eingesetzt wird, 120 Minuten beträgt. „Das ist durchaus zu schaffen“, sagt Silke Lorenscheit und wünscht sich dieses komfortable Limit auch anderswo. Vor allem am Lieblings-Einkaufsmarkt ihrer Mutter an der Stadtkrone Ost.
75 Minuten müssen reichen
Der Supermarkt wird die Parkzeit an der Stadtkrone Ost trotzdem nicht erhöhen. Edeka Rhein-Ruhr teilt auf Anfrage mit: „Aufgrund von Erfahrungswerten ist bei Edeka Stadtkrone eine maximale Parkzeit von 75 Minuten für die Kunden absolut ausreichend.“
Sie bieten aber eine Lösung für Sonderfälle wie Ursula Reitemeyer an: „Sollten Kunden doch einmal länger für ihren Einkauf benötigen, können sie dies mit ihrem Kassenzettel belegen und das ,Knöllchen‘ verfällt.“
Die Handelsgesellschaft wirbt für Verständnis für die Beschränkungen und Kontrollen und verweist dabei auf die Hochschule und Bürogebäude in Nachbarschaft des Edeka Stadtkrone: „Gerade in Ballungsgebieten oder innerstädtischen Lagen werden Parkplätze oft missbräuchlich genutzt, zum Beispiel durch Dauerparker oder Park-and-Ride-Pendler, so dass der Markt massiv an Parkraum verliert.“
Für den Kunden liege der Vorteil dieser Technologie darin, dass die Zeit des Parkens automatisch gemessen wird und er nicht an die Parkscheibe denken muss.
Seit 2001 in der Redaktion Dortmund, mit Interesse für Menschen und ihre Geschichten und einem Faible für Kultur und Wissenschaft. Hat einen Magister in Kunstgeschichte und Germanistik und lebt in Dortmund.
