2004 ins Leben gerufen, betreibt die Sportwelt Dortmund als gemeinnütziges Unternehmen insgesamt acht städtische Hallen- und Freibäder. Das klappte lange Zeit gut. Doch inzwischen ist der Wurm drin: Es gibt permanent Ärger mit der Stadt. Mehr als einmal haben die Sportwelt-Akteure der Verwaltung vorgeworfen, fällige Betriebskostenzuschüsse hinauszuzögern und in die privat organisierte Gesellschaft hineinregieren zu wollen. Zusätzlich flankiert wird der Streit von internen Querelen der drei Sportwelt-Gesellschafter DLRG, Kreisverband Schwimmen und der Grünen Schule.
Jetzt hat der Dauer-Zoff einen neuen, vorläufigen Höhepunkt erreicht: Mit der politischen Rückendeckung des Rates hat die Stadt nun die Reißleine gezogen – und den Betriebsführungsvertrag mit dem Badbetreiber wegen „Mängeln in der Betriebsführung“ sowie „nicht fachgerechter Planung und Ausführung von Reparatur- und Sanierungsarbeiten“ zum 31.12.2023 gekündigt.
„Uns ist bewusst, dass es sich um eine einschneidende – allerdings alternativlose – Entscheidung handelt“, lässt sich die städtische Sportdezernentin Birgit Zoerner zitieren.
Alle Versuche der vergangenen Monate, sich mit der Geschäftsführung der Sportwelt auf eine vertragskonforme, transparente und kooperative Zusammenarbeit zu verständigen, seien erfolglos gewesen, betont Zoerner.
Im Klartext: Die Stadt will mit dem Badbetreiber in der bisherigen Form nicht weiter zusammenarbeiten. Das Tischtuch ist zerschnitten.

„Ich bedauere diesen Schritt sehr“, sagt Sportwelt-Geschäftsführer Jörg Husemann, der lediglich nebenamtlich tätig ist. Er sieht „eine mögliche Insolvenzgefahr“ auf die Sportwelt gGmbH zukommen.
Es ist, wie es zuletzt in fast jedem Jahr war: Husemann klagt, die Stadt halte längst fällige Zahlungen zurück. Aktuell gehe es um "rund eine Million Euro“. Statt, wie vereinbart, den Betriebkostenzuschuss wegen der allgemeinen Preissteigerungen zu erhöhen, sei die Sportwelt von der Stadt angehalten worden, erstmal ans eigene Geld zu gehen und ihre Rücklagen anzugreifen.
Ein Gesellschafter soll gehen
„Sollte das Geld nicht fließen, weiß ich nicht, ob wir den September noch erreichen“, sagt Husemann. "Wir haben finanzielle Verpflichtungen." Einer "Insolvenzverschleppung" jedenfalls werde er sich nicht schuldig machen, sagt Husemann. Die Stadt wiederum drängt den Badbetreiber, bis spätestens 30.6. seinen Jahresabschluss 2022 vorzulegen. Was laut Geschäftsführer Husemann aus "zeitlichen Gründen" aber nicht zu leisten sein werde.
So geht das seit Langem. Hinzu kommen interne Scharmützel zwischen den drei Gesellschaftern DLRG, Kreisverband Schwimmen und der Grünen Schule. Bereits 2021 wollte die DLRG den beiden Geschäftsführern Husemann und Rolf Makowka per Gerichtsbeschluss den Stuhl vor die Tür setzen – wegen „drohender Insolvenzgefahr“.
Kurz vor dem Termin machte die DLRG dann einen Rückzieher. Doch der Zoff geht unvermindert weiter: Erst vor Monaten wollten DLRG und Kreisverband Schwimmen ihren weiteren Mitgesellschafter per Beschluss aus der Sportwelt kegeln. Rolf Makowka (Grüne Schule), so der Plan, sollte als Geschäftsführer zurücktreten - und seine Anteile „eingezogen“ werden.
Makowka wehrte sich vor dem Landgericht. Heraus kam ein Kompromiss: Er möge seine Anteile bis Ende Juni freiwillig zur Verfügung stellen. Seinen Posten als einer von zwei Sportwelt-Geschäftsführern hat er mittlerweile niedergelegt – seine Anteile am Badbetreiber hingegen behalten. „Sie werden erst weitergereicht, wenn die Weiterführung der Sportwelt gesichert ist“, lässt sich sein Sohn Sebastian auf Anfrage zitieren.
Rückt der Stadtsportbund nach?
Mit ihrer Vertragskündigung macht die Stadt deutlich, das Theater aus gegenseitigen Schuldvorwürfen, Intrigen und Machtspielen ein für allemal beenden zu wollen. Makowka, so wird kolportiert, solle seine hartnäckige Haltung aufgeben und sich aus der Sportwelt verabschieden.
Zumal es bereits einen potenziellen Nachfolger gibt: den Stadtsportbund Dortmund (SSB). „Wir sind gefragt worden und sind auch bereit, uns den Schritt zu überlegen“, bestätigt SSB-Geschäftsführer Matthias Grasediek. Allerdings benötige man zuvor Informationen: An welchem Punkt steht die Sportwelt gGmbH? Wie sieht es mit den Finanzen aus? Der Jahresabschluss 2022 könnte da weiterhelfen – wenn er denn vorläge.
Wie lange soll die Hängepartie nun dauern? Und was heißt das für die Freibäder Froschloch, Volkspark, Hardenberg und Wellinghofen, die neben den vier Hallenbädern Hombruch, Lütgendortmund, Brackel und Mengede von der Sportwelt betrieben werden? „Die Stadt steht sowohl für die Bäder als auch für den finanziellen Part in der Verantwortung“, sagt Sportdezernentin Zoerner. „Diese nehmen wir wahr.“
Die Stadt kümmere sich „mit Hochdruck um eine Nachfolgeregelung“, betont Zoerner. Man wolle für die Schwimmer sowie für die betroffenen Teams einen „reibungslosen Übergang“ schaffen.
Die Stadt habe die Absicht, "die Mitarbeiter der Sportwelt in die Nachfolge-Gesellschaft zu übernehmen“, sagt die Dezernentin. Ob die Ansage hilft? Sportwelt-Geschäftsführer Husemann will die rund 60 voll- und teilzeitbeschäftigten Mitarbeiter bei einer Betriebsversammlung am Mittwoch (21.6.) über kommende Kündigungen informieren.
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