Bei der Sportwelt brodelt es. Das Bild zeigt die ehrenamtlichen Geschäftsführer Jörg Husemann (links) und Rolf Makowka sowie den Chef der städtischen Sport- und Freizeitbetriebe, Bernd Kruse.

Bei der Sportwelt brodelt es. Das Bild zeigt die ehrenamtlichen Geschäftsführer Jörg Husemann (links) und Rolf Makowka sowie den Chef der städtischen Sport- und Freizeitbetriebe, Bernd Kruse. © RN-Archiv (M.: Gerstenberger)

Eklat um Schwimmbadbetreiber Sportwelt: Jetzt droht richtig Zoff

rnDortmunder Bäder

Der Streit zwischen der Stadt Dortmund und dem Badbetreiber Sportwelt Dortmund spitzt sich zu: Die jüngste Sitzung endete mit einem Eklat. Die Konsequenzen bekommt die Sportwelt nun zu spüren.

Dortmund

, 02.08.2022, 07:35 Uhr / Lesedauer: 3 min

Wie geht die Sportwelt mit der Energiekrise um? Sollen die Eintrittspreise in den Bädern steigen – oder erhöhen die städtischen Sport- und Freizeitbetriebe alternativ ihre Zuschüsse an den Badbetreiber? Die Mitglieder des Sportwelt-Beirates, entsandt aus der Verwaltung und den Ratsfraktionen, hatten bei ihrer Sitzung am Freitag (29.7.) spannende Fragen auf der Agenda. Doch so weit kam es erst gar nicht.

Nach endlosen Wortgefechten zwischen der Sportwelt und Vertretern der Sport- und Freizeitbetriebe platzte dem Beirats-Vorsitzenden Torsten Heymann der Kragen: Er brach die Sitzung kurzerhand ab – der Eklat war perfekt. „Wir haben uns nur im Kreis gedreht“, sagt ein Beteiligter.

Damit hat der seit Langem schwelende Streit einen neuen Höhepunkt erreicht. Bereits in der Vergangenheit war es zwischen den Sport- und Freizeitbetrieben und der Sportwelt immer wieder zu Auseinandersetzungen gekommen. Mal ging es um die von der Sportwelt vorzulegenden Jahresabschlüsse, ein anderes Mal um die Zuschüsse der Stadt an die Sportwelt oder um Reparaturen an den Bädern.

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DLRG wollte die Sportwelt-Chefs bereits absetzen lassen

Als sei das nicht genug, keimte auch noch Zoff zwischen den drei Gesellschaftern des Badbetreibers auf. Dabei handelt es sich um den DLRG-Bezirk-Dortmund, den Dortmunder Kreisverband Schwimmen und die „Grüne Schule“ als gemeinnütziges Bildungsinstitut.

In der Annahme, die Sportwelt werde finanziell gegen die Wand gefahren, wollte die DLRG im Herbst 2021 die beiden ehrenamtlichen Geschäftsführer Jörg Husemann und Rolf Makowka per einstweiliger Anordnung vom Landgericht aus der Sportwelt herauskegeln.

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Das hat nicht geklappt: Kurz vor dem Gerichtstermin zog die DLRG zurück. Das gegenseitige Misstrauen aber ist geblieben. Selbst der eigens ins Leben gerufene Beirat, mit dem die Stadt der Sportwelt genauer auf die Finger sehen wollte, hat daran bislang nichts geändert, wie sich aktuell in der jüngsten Sitzung gezeigt hat.

Sportwelt-Gesellschafter lehnt Kandidatin für Chefposten ab

Dabei entzündete sich der neuerliche Krach an einer Personalie. Es ging um die Besetzung des künftig hauptamtlichen Geschäftsführerpostens. Die Ausschreibung war bereits Ende 2021 abgelaufen. Das Auswahlverfahren zog sich über Monate, sodass Bewerber teilweise wieder abgesprungen waren. Zuletzt blieb eine Kandidatin übrig: Sie kommt aus dem kirchlichen Bereich und leitet als Geschäftsführerin zwei neuapostolische Seniorenzentren sowie eine Kindertagesstätte.

Das Domizil der Sportwelt Dortmund am Schwimmweg nahe dem Freibad Volkspark.

Das Domizil der Sportwelt Dortmund am Schwimmweg nahe dem Freibad Volkspark. © Schaper

Problem bei der Personalie: Es gibt kein Einvernehmen mit der Stadt – der Sportwelt-Gesellschafter Grüne Schule weigert sich beharrlich, den Arbeitsvertrag der Kandidatin zu unterschreiben.

Inhaber der Grünen Schule ist Rolf Makowka, einer von zwei nebenamtlichen Sportwelt-Geschäftsführern. Er hat den Beirat wissen lassen, dass er die Kandidatin für nicht geeignet hält. Zudem sei ihr Arbeitsvertrag lückenhaft und daher nicht unterschriftsreif – was sich die Sportwelt von einer Anwalts- und Notarpraxis schriftlich geben ließ.

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Schon das stieß den Vertretern der Sport- und Freizeitbetriebe im Vorfeld der Beirats-Sitzung übel auf. Noch schwerer dürfte für sie jenes Gespräch wiegen, das die Sportwelt-Chefs mit der Kandidatin Anfang Juni geführt hatten.

Die städtischen Sport- und Freizeitbetriebe sind "auf 180"

Denn: Nur einen Tag später zog die Kandidatin ihre Bewerbung plötzlich zurück. „Mir wurde in und nach diesem Gespräch deutlich, dass zumindest einer der Gesellschafter kein Interesse an der (kurzfristigen) Einstellung einer neuen Geschäftsführung hat“, schreibt die Frau per E-Mail unter anderem an Bernd Kruse, den Chef der städtischen Sport- und Freizeitbetriebe.

Das Arbeitsverhältnis komme leider nicht zustande, heißt es. Kruse & Co. müssen „auf 180“ gewesen sein – die Information ging sofort an die Beiratsmitglieder weiter. „Leider ist nun eingetreten, was zu befürchten war“, heißt es in Kruses Info-Schreiben.

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Die Sport- und Freizeitbetriebe gehen davon aus, dass die Kandidatin von der aktuellen Sportwelt-Führung vergrault werden sollte. Im Focus steht dabei vor allem Makowka. Erst recht, nachdem es Kruse trotz ihres angekündigten Verzichts zuletzt gelungen war, die Kandidatin nun doch bei der Stange zu halten.

Es half nichts: Makowka hielt in der entscheidenden Beiratssitzung an seinem „Nein“ fest. Der Anstellungsvertrag muss aber zwingend von allen drei Sportwelt-Gesellschaftern unterzeichnet werden.

Wirtschaftsprüfer soll jetzt alle Verträge durchforsten

Als Konsequenz will die Sport- und Freizeitverwaltung nun andere Seiten aufziehen, wie im Beirat deutlich wurde. Jetzt soll ein Wirtschaftsprüfer beauftragt werden, sämtliche Verträge und Auftragsvergaben der Sportwelt (beispielsweise für Reparaturen) genau unter die Lupe zu nehmen.

Dazu gehören auch die Verträge zur Beschaffung von Neuwagen. „In der Sitzung wurde sogar gedroht, den Staatsanwalt einzuschalten“, wie ein Insider berichtet. Selbst der Beirat schaffe es nicht, Ruhe ins Geschehen zu bringen, heißt es.

Die Sportwelt Dortmund, 2004 gegründet, betreibt die vier Hallenbäder Hombruch, Lütgendortmund, Mengede und Brackel. Hinzu kommen die vier Freibäder Froschloch, Volkspark, Hardenberg und Wellinghofen. Als privat organisierte gGmbH kann das Unternehmen die Bäder für weniger Geld betreiben als die Stadt. Im Gegenzug überweist die Stadt Betriebskostenzuschüsse und Zuschüsse für Investitionen in den Bädern.

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