Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj (r) hat erst kürzlich beschädigte Gebäude in Mykolajiw besucht und den dortigen Bürgermeister ausgezeichnet.

Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj (r) hat erst kürzlich beschädigte Gebäude in Mykolajiw besucht und den dortigen Bürgermeister ausgezeichnet. © dpa/Ukrainian Presidential Press Office/AP

Dortmund liefert an die Ukraine: „Beitrag zum gemeinsamen Sieg“

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In Deutschland wird viel über die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine diskutiert. Doch es fehlen auch Rettungswagen, Bagger und Räumfahrzeuge. Dortmund liefert – und nicht nur solches Gerät.

Dortmund

, 28.06.2022, 08:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Das Schreiben von Olexander Senkewitsch ist ein Hilferuf. Am 31. Mai wandte sich der Bürgermeister der südukrainischen Hafenstadt an seinen Dortmunder Amtskollegen Thomas Westphal mit der Bitte um gebrauchte technische Ausrüstung, um die kommunale Daseinsvorsorge während des Krieges aufrechterhalten zu können. Benötigt werden Kleintransporter, Baustellen-Pick-ups, Muldenkipper und Feuerwehrwagen.

Und das war nicht die erste Bitte um Hilfslieferungen an die Stadt Dortmund, seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine. Auch andere vom Krieg betroffene ukrainische Städte und Regionen haben bereits konkret in Dortmund angefragt – über den deutschen Städtetag, den Kongress der Gemeinden und Regionen Europas sowie deutsche Kommunen mit Partnerstädten in der Ukraine, Polen oder Rumänien.

Neben medizinischen und humanitären Hilfsgütern fehlen auch Nutzfahrzeuge wie zum Beispiel Rettungswagen, Räumfahrzeuge, Müllfahrzeuge und Bagger. Bereits Anfang Mai hatte die Stadt zwei ausrangierte Rettungswagen sowie medizinische und feuerwehrtechnische Ausrüstungsgegenstände in die Region Vinnytsia in der Ukraine geliefert.

Ausgemusterte Kipper und Transporter

Zudem hatte der städtische Krisenstab „Ukraine“ am 24. Mai beschlossen, zusätzlich zehn Nutzfahrzeuge an die Ukraine abzugeben. Es handelt sich um Fahrzeuge, die aus ökonomischen und ökologischen Gründen ausgemustert wurden, darunter Kipper- und Pritschenfahrzeuge sowie um Transporter für Menschen und Material.

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Nur eine Woche später beschloss der Krisenstab, der Ukraine zwei weitere ausrangierte Feuerwehrwagen zu überlassen: ein Löschgruppenfahrzeug und ein Fahrzeug mit Drehleiter. In den kommenden Monaten werden noch mal zehn bis 15 Feuerwehrfahrzeuge ausgemustert, die gegebenenfalls auch in die Ukraine geliefert werden.

Über das städtische Büro für Internationale Beziehungen und die Plattform „Cities4Cities“, die für den Austausch zwischen ukrainischen und europäischen Städten von der Stadt Sindelfingen eingerichtet wurde, kam die Empfehlung, Kontakt mit der ukrainischen Stadt Mykolajiw aufzunehmen. Die dringende Bitte von Bürgermeister Olexander Senkewitsch um Nutzfahrzeuge ließ nicht lange auf sich warten.

Wichtiger Vorposten von Odessa

Die Frontregion Mykolajiw gilt als wichtiger Vorposten Odessas im Süden des Landes. Die Stadt im Küstengebiet des Schwarzen Meers (mit 480.000 Einwohnern vor Kriegsbeginn) ist besonders für ihre Werften und als Industriestandort bekannt.

Seit Beginn sind Stadt und Region regelmäßig russischen Angriffen ausgesetzt. Dabei wurde Mitte April die zentrale Wasserversorgung zerstört. Ein großer Teil der kommunalen Fahrzeuge wurde zu dem Zeitpunkt an die ukrainischen Streitkräfte abgegeben. Alle weiteren, meist veralteten Fahrzeuge sind stetig im Einsatz, um Brauch- und Trinkwasser zur Bevölkerung zu transportieren.

Eine russische Rakete hat das Gebäude der Regionalverwaltung von Mykolajiw zerstört. Das klaffende Loch ist inzwischen zu einem der Symbole für Zerstörung ziviler Infrastruktur in der Ukraine geworden.

Eine russische Rakete hat das Gebäude der Regionalverwaltung von Mykolajiw zerstört. Das klaffende Loch ist inzwischen zu einem der Symbole für Zerstörung ziviler Infrastruktur in der Ukraine geworden. © dpa/ZUMA Press Wire

Der ukrainische Präsident Selenskyj hat die Frontregion Mykolajiw erst vor einer Woche besucht und unter anderem Bürgermeister Olexander Senkewitsch mit einem Orden ausgezeichnet.

Erneute Angriffe in den letzten Tagen

In den letzten Tagen gab es erneut russische Raketenangriffe auf die Stadt, unter anderem wurden nach Angaben des Bürgermeisters am 22. Juni fünf Hochhäuser und zwei private Unternehmen beschädigt und am 23. Juni laut Medienberichten am Hafen zwei Getreidelager-Terminals bombardiert. Insgesamt sollen rund 3500 Gebäude in der Region zerstört sein.

Um die Daseinsvorsorge aufrechtzuerhalten, sollen vorerst alle von Dortmund zur Verfügung gestellten Fahrzeuge und alles technische Equipment an Mykolajiw geliefert werden, teilte die Dortmunder Verwaltung jetzt dem Rat mit. Dazu gehören unter anderem fünf Schneefräsen, fünf Walzen, zwei Motorwinden, ein Werkstattkran, ein Hochhubwagen, drei Anhänger, Arbeitsschutzkleidung, 14 Paar Winterschuhe und neun T-Shirts.

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Die Feuerwehr organisiert den Transport, beziehungsweise beauftragt eine Spedition. Die Speditionskosten pro LKW sollen laut Stadt bei rund 3500 Euro liegen. Für die erste Hilfslieferung werden voraussichtlich drei bis vier LKW benötigt. Zudem wird geprüft, ob mit den Fahrzeugen weitere technische Ausrüstung und Verbrauchsgüter direkt mitgeliefert werden können.

Kein Beginn einer Städtepartnerschaft

Auch wenn Dortmund dabei ist, eine Städtepartnerschaft mit einer ukrainischen Stadt nach dem Krieg zu prüfen, sei die Spende an Mykolajiw nicht als Beginn einer solchen anzusehen, betont die Verwaltung in ihrer Vorlage für den Rat.

Die Stadt plane eine weitere Unterstützung ukrainischer Städte und Gemeinden. Die Spende nach Mykolajiw sei dabei ein erster Schritt. Hilfslieferungen der Stadt Dortmund sollten aber langfristig erfolgen, um den Wiederaufbau des Landes zu unterstützen.

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Mykolajiws Bürgermeister Senkewitsch hat OB Westphal schon mal gedankt und der Stadt seine hohe Wertschätzung versichert für ihren „Beitrag zum gemeinsamen Sieg der Ukraine und ihrer Fortentwicklung“.