
© Hans Blossey
Stadt Dortmund erteilt Baugenehmigung für verlassenen Hannibal
Leerstehender Wohnkomplex
Über drei Jahre nach seiner Not-Räumung könnte der Hannibal bald wiederbelebt werden. Die Stadt hat nach monatelanger Prüfung die Baugenehmigung für den riesigen Wohnkomplex erteilt.
Vor gut drei Jahren, am 21. September 2017, ließ die Stadt den Wohnkomplex Hannibal II in Dorstfeld aus Sorge um den Brandschutz räumen: 753 Menschen mussten von jetzt auf gleich die acht Hochhäuser mit ihren insgesamt 412 Wohnungen verlassen, verloren innerhalb von Stunden ihr Zuhause. Seitdem warten die Betroffenen auf die lange angekündigte Sanierung des Hochhaus-Komplexes.
Jetzt scheint ein Ende in Sicht: Die Stadt Dortmund hat die für den Hannibal in Dorstfeld eingereichten Bauanträge des Eigentümers Lianeo positiv beschieden, teilte die Stadt am Freitag (20.11.) mit und bestätigte damit einen Bericht unserer Redaktion aus dieser Woche.
„Mit Datum von Donnerstag, 19. November, wurden für die von Lianeo am Dorstfelder Hannibal geplanten Maßnahmen fünf Baugenehmigungen erteilt. Der Bescheid geht jetzt auf den Postweg“, heißt es in der Mitteilung der Stadt.
Aufteilung in fünf Bereiche
Lianeo habe als Eigentümer für die Sanierung eine Aufteilung des Gesamtkomplexes in insgesamt fünf Segmente vorgenommen, teilt die Stadt erläuternd mit. Die Aufteilung umfasse vier Wohnblöcke und die Tiefgarage.
Allen Bauanträgen liege ein gemeinsames Brandschutzkonzept zugrunde. Und das beinhalte nach längerem fachlichen Austausch und Beratungen mit dem Sachverständigenbüro nun „eine abschließend zustimmungsfähige Planung“, heißt es bürokratisch verklausuliert in der Mitteilung der Stadt.
Soll heißen: Das, was die Planer des Eigentümers nach langen Beratungen vorgelegt haben, ist auch unter Brandschutz-Aspekten genehmigungsfähig.

Balkone im Hannibal II, drei Jahre nach seiner Not-Räumung © Hans Blossey
Als eine „gute Nachricht für die Stadt und den angespannten lokalen Wohnungsmarkt“, bezeichnete Lianeo-Sprecher Robert Döring die Mitteilung der Stadt - und ist sich dabei mit dem Mieterverein Dortmund einig.
Sprecher Tobias Scholz sprach von einer „sehr guten Nachricht nach zwei Jahren Ringen um die Baugenehmigung“. „Jetzt liegt der Ball beim Eigentümer“, sagte Scholz. „Wir erwarten, dass er jetzt Tempo macht und zügig mit den Sanierungsarbeiten beginnt.“
Genau das stellt Döring in Aussicht. Einer „zügigen Aufnahme der Bauarbeiten am Objekt stehe nun nichts mehr im Wege“, erklärte er auf Anfrage. Jetzt folgten die Ausführungsplanung, die die Bestimmungen der Baugenehmigung planerisch umsetze, und die Ausschreibung der einzelnen Arbeiten.
„Diese Schritte werden zeitnah in die Wege geleitet“, erklärt der Unternehmenssprecher. „Die Baugenehmigung gilt für drei Jahre und kann dann auf Antrag jeweils jährlich verlängert werden“, teilt die Stadt vorsorglich mit.
Akten sind rekonstruiert
Eine Lösung zeichnet sich auch nach der Panne im Rechtsstreit zwischen der Stadt Dortmund und dem Unternehmen Lianeo ab. Das Verwaltungsgericht hatte dazu bis Ende September 2020 Unterlagen von der Stadt Dortmund angefordert - die aber bislang dort nicht angekommen sind.
Die Unterlagen seien fristgerecht versandt worden, „sind aber auf dem Postweg zwischen der Stadt Dortmund und der zuständigen Kammer am Verwaltungsgericht Gelsenkirchen verloren gegangen“, teilt die Stadt mit. Man habe inzwischen aus den vollständig eingescannten Originalvorgängen die Akten für das Verwaltungsgericht rekonstruiert und beim Verwaltungsgericht in Gelsenkirchen abgegeben.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
