
Frisches Gemüse ist ein Muss! Günther Overkamp ist ein Fan von saisonaler Küche und bewusster Ernährung. Er wirft heute einen nicht immer nur begeisterten Blick auf verschiedene Ernährungsweisen. © Overkamp
Spitzenkoch Overkamp: Ich könnte mir gut vorstellen, Vegetarier zu werden
Kolumne „Overkamps Lecka-reien“
Wie gesund ist veganes und vegetarisches Essen wirklich? Hat tatsächlich jeder Zweite eine Gluten- oder Laktose-Allergie? Koch Günther Overkamp schreibt heute über seine Beobachtungen.
Interessant ist ja, dass man viele Veganer erkennt. Nicht, dass sie besonders gesund aussehen. Ihre Kleidung ist eher ein bisschen kunstfaser-lastig, weil sie Wolle meiden. Und die Hose rutscht, weil sie keine Ledergürtel tragen.
Aber Spaß beseite, ehe ich mir jetzt einen Shitstorm einhandele. Meine 14-jährige Tochter ist Veganerin, seit sie ihre eigenen Küken ausgebrütet hat. Wir haben ja auch Hühner auf der Wiese.
Overkamps Lecka-reien
Warum ist westfälische Küche so „lecka“ und wie führt man ein Traditions-Gasthaus? Darüber schreibt der Koch Günther Overkamp in seiner Kolumne „Overkamps Lecka-reien“.Für manche Menschen, zum Beispiel mit Migräne, Gicht oder Hautproblemen, kann eine vegane Ernährung durchaus hilfreich sein und Beschwerdefreiheit bringen. Von den nachvollziehbaren ethischen Beweggründen mal ganz abgesehen.
Aber der Zeitgeist, der ja manchmal auf Abwege gerät, macht aus einer Ernährungsweise inzwischen eine grundlegende Einstellung. Es gibt ja schon den Begriff Veganismus. Dabei ist mir das meiste mit „mus“ am Ende verdächtig. Außer Stielmus.
Gesund oder das Gegenteil?
Die Gesundheits-Motivation kann auch durchaus ins Gegenteil umschlagen, wenn man als Veganer nicht genau Bescheid weiß über Lebensmittel. Es gibt eine Reihe von lebenswichtigen Bestandteilen, die sie nicht gut aufnehmen können: zum Beispiel Eisen, Vitamin D und B 12. Das muss künstlich zugesetzt werden.
Andererseits konsumieren Veganer mit all den industriell hergestellten Ersatz-Befriedigungen wie veganer Bärchenwurst oder veganen Hähnchen-Nuggets jede Menge chemische Zusatzstoffe. Wenn ich aus Gesundheitsgründen Veganer bin, müsste ich eigentlich auch auf Industrieprodukte verzichten. Vegane Nürnberger braucht keiner.
Vegetarisch ist Mega-Trend
Was ist jetzt mit Vegetariern? Ich kann mir gut vorstellen, Vegetarier zu werden. Ich mache mir gar nichts aus Steaks. Finde ich total langweilig. Außerdem esse ich bei Rinderrouladen sowieso nur die Sauce. Vegetarisch ist nicht nur ein Trend, sondern ein Mega-Trend, der uns alle noch sehr beschäftigen wird.
Für mich eine durchaus vorbildliche Ernährung! Mit vielen Varianten, mit und ohne Ovo und Lakto. Besonders spaßig ist es für die Restaurant-Küche, eine goldene Hochzeit zu bedienen, bei der es das Hochzeits-Essen gibt wie vor 50 Jahren. Da muss man dann nämlich für die Kinder und Enkel rund 10 verschiedene Essen kochen: Mit Fleisch, ohne Fleisch, mit Mehl, ohne Mehl, mit Milch, ohne Milch.
Und damit bin ich auch bei der Laktose und dem Gluten. Aus der Laktose-Unverträglichkeit, die ja viele haben, wird heute bei Zeitgeistigen gleich eine „Allergie“. Ist es aber gar nicht. Für eine Küche ist es manchmal schwer, laktosefrei zu kochen, ohne dass es den Geschmack beeinflusst.
Zum Gluten: Wer unter Zöliakie leidet, was wirklich ein schlimmes Problem ist, der muss Gluten strikt meiden. Aber inzwischen ist die Gluten-Unverträglichkeit auch Mode. Und weil unsere Nahrungsmittel-Industrie nicht doof ist, sind die Regale auch schon voll mit glutenfreien Industrie-Produkten.
Immer mehr Industrieprodukte
Was ich beobachte, ist, dass der Mensch, der sich so speziell ernährt, immer mehr zu Industrieprodukten greifen muss und dass handwerklich hergestellte, natürliche und gesunde Produkte in den Hintergrund geraten. Äußerst bedauerlich.
Ich bin für ausgewogene Ernährung, mit Fleisch, aber in Maßen und von glücklichen Tieren. Und ich bin für Möhre gekocht oder gedünstet, Kartoffeln gekocht oder gebraten. Man sollte noch erkennen und schmecken, was man gerade isst. Dann ist es auch gesund. In diesem Sinne – bis denne!
In Fredeburg im schönen Hochsauerland 1968 geboren, wurde Günther Overkamp Wahl-Dortmunder durch die Liebe. Er ist Mitgeschäftsführer und Mitglied der in über 300-jähriger Tradition stehenden Gastro-Familie Overkamp. Kulinarisch bezeichnet er sich als „Westfälisches Trüffelschwein“. Er lebt mit Ehefrau Dina und drei Kindern auf dem Höchsten.