
Günther Overkamps Sommer-Liebe ist ein süßes Früchtchen mit Überraschungen. Der Koch erzählt in dieser Kolumne, was die meisten über die Erdbeere nicht wissen und was man alles Leckeres mit ihr anstellen kann. © Overkamp
Günther Overkamp verrät das Geheimnis der beliebtesten Erdbeerbowle
Overkamps Lecka-reien
Man denkt, man kennt sie. Von wegen: Die Erdbeere birgt ungeahnte Überraschungen und Möglichkeiten. Sie ist Günther Overkamps kulinarische Sommer-Liebe - und heute Thema seiner Kolumne.
Die schönste Zeit des Jahres ist der Frühsommer. Ich sage nur: Erdbeeren und Spargel. Spargel hatten wir, heute also zur Erdbeere. Als erstes eine Überraschung: Sie ist gar keine Beere, sondern eine Nuss.
Also botanisch betrachtet. Eine sogenannte Sammelnuss-Frucht. Die eigentlichen Früchte sind nämlich die gelbgrünen Samenkörner. Winzige Nüsschen, die um die Frucht herumsitzen und so schön zwischen den Zähnen hängenbleiben.
Mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte
Genug der Botanik, hier geht’s ja um Kulinarik. Erdbeeren und Spargel passen mega zusammen. Ein Salat von grünem und weißem Spargel mit Erdbeeren und dann noch ein paar Stückchen vom Rhabarber dazu – einfach lecka! Und optisch der pure Frühling. Noch eine Überraschung: Erdbeeren enthalten wesentlich mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte.
Overkamps Lecka-reien
Warum ist westfälische Küche so „lecka“ und wie führt man ein Traditions-Gasthaus? Darüber schreibt der Koch Günther Overkamp in seiner Kolumne „Overkamps Lecka-reien“.Wir haben hier in Dortmund nur noch wenige Erdbeerbauern. Die meisten Felder sind zum Selbstpflücken. O’s Erdbeeren sind von den Mertins in Grevel. Die haben einen sehr schönen Hof und auch einen Hofladen. Es lohnt sich, mal hinzufahren. Kann man sogar mit der Bahn. Und Erdbeeren gibt’s dort auch zum Selbstpflücken.
Erdbeeren sind natürlich ganz topp für Kuchen, ob mit oder ohne Vanille-Pudding. Wichtig: In den Tortenguss muss Erdbeer-Saft mit rein. Gibt eine ganz andere Farbe und natürlich mehr Geschmack.
Was immer mehr kommt, ist Erdbeerbowle. Nicht nur auf Sylt, nee! Ein Renner bei uns! Ich bin heute in Frühlingslaune und verrate mal unser Erfolgsrezept: Wir machen sie mit selbst gepflücktem Waldmeister in Läuterzucker. Das geht so: 1 kg Zucker, 1 Liter Wasser aufkochen. Das komplette Kraut kommt da rein und muss drei bis vier Tage ziehen.
Für 1 l Bowle braucht man: 50 ml Waldmeister-Zucker, 50 ml Erdbeerpürree, ¼ von einer ausgekratzten Vanillestange, rund 15 frische Erdbeeren. Erdbeer-Pürree und Läuterzucker verrühren, dann frische Erdbeeren vierteln und zugeben. 2 bis 3 Stunden stehenlassen. Mit 1/3 Wein (Grau- oder Weißburgunder) und 2/3 Sekt aufgießen. Als Deko weitere frische Erdbeeren dazu und ein paar Blättchen von der Minze oder vom Waldmeister. Sieht schon so aus, dass man nicht Nein sagen kann.
Meine goldene Regel: Erdbeeren isst man dann, wenn sie da sind. Und nicht zu Silvester. Anfangen, wenn die deutschen Beeren reif sind und dann soviel davon essen, bis man das Näschen voll hat bis zum nächsten Jahr.
Übrigens reifen Erdbeeren bei Raumtemperatur nach. Aus Grün wird nicht Rot. Aber sie werden reifer und süßer. Der Grat zwischen reif und matschig ist allerdings schmal. Man kann sie auch sehr gut einfrieren. Zum Vorfrieren einzeln aufs Blech legen. In einer Stunde sind sie knüppelhart. Dann in eine Tüte. Eignen sich für Desserts und Marmelade.
Die Königin der Marmeladen
Die Erdbeere ist ja die Königin der Marmeladen. Außer mit Rhabarber lässt sie sich auch sehr schön mit Pfirsich kombinieren oder mit Spirituosen, Grand Marnier und Cointreau.
Mit Grünem Pfeffer und Romanoff
Was es ja heute gar nicht mehr gibt, früher aber sehr oft: Erdbeeren mit grünem Pfeffer und Vanilleeis. Natürlich mit getrocknetem und geschrotetem Grünen Pfeffer. Mega! Oder Erdbeeren Romanoff. Haben wir früher auch wie verrückt gegessen: Halbgeschlagene Sahne mit Zucker und Orangenlikör, also Cointreau, dazu Vanille, Puderzucker und Vanilleeis. Motto: Einfach mal wieder machen! Bis denne!
In Fredeburg im schönen Hochsauerland 1968 geboren, wurde Günther Overkamp Wahl-Dortmunder durch die Liebe. Er ist Mitgeschäftsführer und Mitglied der in über 300-jähriger Tradition stehenden Gastro-Familie Overkamp. Kulinarisch bezeichnet er sich als „Westfälisches Trüffelschwein“. Er lebt mit Ehefrau Dina und drei Kindern auf dem Höchsten.