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Günther Overkamp: Der weltbeste Spargel kommt ganz aus der Nähe von Dortmund
Overkamps Lecka-reien
Wie wird der Spargel eigentlich grün? Schmecken dicke Stangen besser? Und wo kommt der beste her? Der Dortmunder Koch Günther Overkamp erklärt in seiner Kolumne alles Wichtige zum Spargel.
Für uns ist ja Spargel ein sehr regionales Gemüse, auch ein westfälisches. Aber die Herkunft ist alles andere als westfälisch, er kommt nämlich aus Asien. Heute ist er praktisch überall verbreitet. Man könnte Spargel im Sandkasten anbauen. Er braucht nämlich einen sehr sehr leichten Boden, am liebsten Sand.
Ob er weiß oder grün ist, hängt von oben oder unten ab. Wenn er rauskommt, wird er grün. Durch die Sonneneinstrahlung entwickelt er nämlich Chlorophyll. Unter der Erde bleibt er weiß.
Overkamps Lecka-reien
Warum ist westfälische Küche so „Lecka“ und wie führt man ein Traditions-Gasthaus? Darüber schreibt der Dortmunder Koch Günther Overkamp in seiner Kolumne „Overkamps Lecka-reien“.Es gibt etliche Spargelbauern, die nur grün ernten. Der Steffenhof in Benninghofen zum Beispiel, der macht nur grün. Ich liebe grünen Spargel!
Grüner Spargel lässt sich gut braten. Nur das untere Ende schälen und schräg in flache Scheiben schneiden. Weißen Spargel kann man eher backen. Schälen (oder geschält kaufen), blanchieren und dann abtrocknen, in Mehl wälzen, ein Ei mit Milch verschlagen, mehlierten Spargel durchziehen und in gemahlenen Haselnüssen sorgfältig panieren.
In Haselnuss-Kruste braun braten
Am besten in einer Pfanne mit ausreichend Fett. Butterschmalz oder Alba-Öl mit Butteraroma. Wenn die Haselnüsse schön braun sind, dann ist er gut. Kann ruhig knackig sein.
Aber da scheiden sich die Geister, wie bei vielen Dingen. Die einen mögen ihn sehr roh, andere (wie ich auch) gerne weich. Natürlich nicht so, dass er rechts und links an der Gabel runterhängt.
Der Spargelanbau hat in unseren Breiten vor rund 40 Jahren begonnen. Wir kannten ihn ja früher nur aus der Dose oder dem Glas. Wenn wir früher im Hotel eine Dose aufmachten, das war was ganz Feines. Da musste alles verbraucht werden. Und aus dem Fond, da wurde noch eine Suppe gemacht. Könnteste heute weglaufen. Aber war damals so.
Wir kannten ja auch nur Champignons aus dem Glas und der Dose. Kam alles aus China. Stand auch drauf, wir haben es nur nicht gelesen.
Tipp: Ruhig zweite Qualität kaufen
Übrigens: Kein Mensch braucht Spargel aus Griechenland, Spanien und Gewächshäusern aus Holland. Schmeckt nicht gut und: schlechte Umweltbilanz! Bitte bitte warten bis der Frische aus Deutschland da ist. Ich rate sogar dazu, zweite Qualität zu kaufen. Schmeckt genauso, und ist billiger. Ob er ein violettes Köpfchen hat, ist egal. Eigentlich ist auch egal, wie dick er ist.
Unser Spargel kommt aus Haltern am See, vom Bauern Böckenhoff, und der Grüne kommt aus Benninghofen, vom Steffenhof. Der weltbeste Spargel. Der dünne Grüne heißt Thai-Spargel, die asiatische Küche arbeitet gerne damit. Den finde ich mega, der ist in der Pfanne sofort gar, oder im Wok.
Das Beste am Spargel ist natürlich - die Hollandaise! Ohne Hollandaise geht gar nicht! Es gibt nichts Geileres als frisch aufgeschlagene Hollandaise und dazu ganz ganz ganz dünn geschnittenen westfälischen Knochenschinken. Da läuft mir jetzt schon das Wasser im Mund zusammen.
Während der Saison sollten Sie jeden Tag spargeln. Das entwässert, ist auch noch gesund und hilft den Spargel-Anbauern. Viele warnen beim übermäßigem Verzehr vor Übersäuerung, auch Gicht genannt. Diese Purine, die der Körper abbauen muss, wirken aber erst ab 5 Kilo am Tag. Das schaffen ja die wenigsten.
Gerne ein Gläschen Silvaner dazu
Meine Einkaufsempfehlung: Fahrt zu unseren Spargelbauern in der Nähe, z.B. nach Waltrop, Soest, Münster. Die freuen sich. Empfehlen würde ich auch immer gern ein schönes Gläschen Silvaner dazu. Hilft auch den Weinbauern aus Franken. Na denn Prost! Bis denne!
In Fredeburg im schönen Hochsauerland 1968 geboren, wurde Günther Overkamp Wahl-Dortmunder durch die Liebe. Er ist Mitgeschäftsführer und Mitglied der in über 300-jähriger Tradition stehenden Gastro-Familie Overkamp. Kulinarisch bezeichnet er sich als „Westfälisches Trüffelschwein“. Er lebt mit Ehefrau Dina und drei Kindern auf dem Höchsten.