Gratis-Sperrmüll - Versuch in Dortmund ist gescheitert EDG-Chefs sollen Alternativ-Modelle vorstellen

Sperrmüll-Veruch gescheitert: Chefs sollen Alternativ-Modelle vorstellen
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Großer Aufwand, hohe Kosten – und das Ziel trotzdem nicht erreicht: Die Bilanz der Entsorgung Dortmund (EDG) über die kostenlose Sperrmüllsammlung fällt ernüchternd aus. Nach langem Hin und Her vor rund einem Jahr als Modellversuch auf den Weg gebracht, sollte die kostenlose Sperrmüllsammlung vor den Haustüren der Bürger dazu beitragen, die illegalen Müllablagerungen („wilde Kippen“) zu verringern.

Doch der gewünschte Effekt ist ausgeblieben, wie die Mitglieder der SPD-Rathausfraktion nun von EDG-Vertreter Bastian Prange aus erster Hand erfuhren. Auch, wenn sich der EDG-Geschäftsführer mit konkreten Zahlen noch zurückhielt – die Botschaft war eindeutig: Die EDG möchte die kostenlose Sammlung in der bisherigen Form beenden.

Trotz der Gratis-Sammlung sind die Abfallmengen, die als wilde Kippen in Wäldern und an Straßenrändern entsorgt werden, sogar noch gestiegen. Bei der EDG selbst hält sich die Überraschung darüber aber in Grenzen. Der Grund: Während die Gratis-Sammlung allein auf Sperrmüll ausgerichtet war, finden sich in den wilden Kippen alle möglichen Abfälle. Vieles davon, wie beispielsweise Autoreifen oder ausrangierte Küchengeräte, konnten während der Sammlung gar nicht abgegeben werden. Der Effekt: Der Abfall landet weiterhin in den Büschen.

Kommt hinzu: Die Gesamtkosten für die Sperrmüll-Sammlung dürften sich nach überschlägiger Rechnung auf zwei bis drei Millionen Euro belaufen. Inklusive Entsorgungs- und Reinigungskosten sowie Personal- und Materialeinsatz. Die werden im Rahmen des Modellversuchs letztlich von der EDG getragen.

Kommt die soziale Komponente?

Alle Pro und Contra vor Augen, hatte der Rat nach monatelanger Diskussion 2022 entschieden, die Sperrmüllsammlung zunächst als Modellversuch auf den Weg zu bringen, begrenzt auf ein Jahr.

Der Versuch läuft nun mit der Sammlung in Westerfilde, Bodelschwingh und Oestrich am 19. August aus. Und? Wie geht’s dann weiter? Die Ratsfraktionen beginnen sich die Karten zu legen – die Diskussion könnte also von Neuem starten.

In der SPD-Fraktion beispielsweise wird über eine „soziale Komponente“ nachgedacht. Eine Idee ist, die Gratis-Sammlung in der aktuellen Form zu beenden und auf das „Bestell-Modell“ zurückzugreifen, das es neben der kostenlosen Sammlung auch noch gibt.

Das sieht im Kern vor: Wer die Müllwerker bestellt, zahlt 20 Euro Gebühr. Wer wenig Geld hat und „Transfereinkommen“ wie Bürgergeld oder Sozialhilfe bezieht, würde gar nichts zahlen – sondern seinen Sperrmüll einmal jährlich kostenlos entsorgen lassen. Die bei der EDG anfallenden Kosten müssten dann von der Stadt beglichen werden.

Es gibt aber auch andere Gedankenspiele. „Die Sammlung in der jetzigen Form hat sich für mich als nicht tragbar erwiesen“, sagt SPD-Bürgermeister und EDG-Aufsichtsratsvorsitzender Norbert Schilff auf Anfrage. Sein Vorschlag: Jeder Haushalt solle künftig die Möglichkeit haben, seinen Sperrmüll auf Bestellung einmal im Jahr kostenlos abtransportieren zu lassen.

„Wenn, sollten wir alle Bürger gleich behandeln“, sagt Schilff. „Ein solches Verfahren würde auch weniger Chaos verursachen“, schätzt der EDG-Aufsichtsratsvorsitzende.

Modelle mit Preisschildern

Oder sollen Bürger ihre alten Holztische, Lattenroste und Polstermöbel künftig kostenlos an einem der sechs Reecyclinghöfe abgeben dürfen? Auch diese Idee kursiert in der Politik.

CDU-Fraktionschef Jendrik Suck möchte sich auf eine solche Diskussion aktuell nichteinlassen. Wohlwissend, dass die Analyse des Modellversuchs vonseiten der EDG ernüchternd ausfällt, sieht Suck den Entsorger dennoch in der Pflicht: „Ich erwarte, dass die EDG nicht nur erläutert, wie der Versuch gelaufen ist, sondern uns auch mögliche Alternativen aufzeigt“, sagt der CDU-Fraktionschef. „Wir möchten konkrete Vorschläge hören, wie wir künftig mit dem Thema Sperrmüll umgehen, wie hoch die Kosten sind und wer sie bezahlen soll“, formuliert Suck.

Eine erste Diskussion könnte es am Montag, 21.8. geben, wenn EDG-Geschäftsführer Frank Hengstenberg der CDU-Fraktion in einem ersten Aufschlag Rede und Antwort steht.

Die Grünen wiederum wollen sich in den nächsten Tagen von Rainer Wallmann, dem Vorsitzenden der EDG-Geschäftsführung, über das Fazit zum Modellversuch ins Bild setzen lassen. „Wir werden die Ergebnisse analysieren und beraten“, sagt Reuter. Sie wolle der Fraktion nicht vorgreifen. Einen Königsweg aber, wie sich eine solche Sammlung zur Zufriedenheit aller Beteiligten organisieren lasse, gebe es wohl nicht, deutet Reuter an.

Ob und in welcher Form die Sperrmüll-Sammlung fortgesetzt wird, könnte sich frühestens am Donnerstag, 24.8., in einer größeren Runde zeigen: Dann tagt hinter verschlossenen Türen der Beirat der Kommunalpolitik. Dort sitzen neben den politischen Spitzen der Ratsfraktionen auch Führungsleute aus der Verwaltung. Ihre Erwartungen an die Gäste der EDG sind klar: Sie sollen neue Konzepte vorlegen.

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