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Pannen beim Kirchentag: DSW wehrt sich gegen Kritik
Nahverkehr
Überfüllte Bahnen, Wartezeiten an U-Bahnstationen - DSW21 stand während und nach dem Kirchentag in der Kritik. Doch das Verkehrsunternehmen wehrt sich - und nennt Gründe.
DSW21 stand während und nach dem Kirchentag in der Kritik. Nun geht das Unternehmen in die Offensive. Er könne sich für die zeitweisen Engpässe nur entschuldigen, stellte Oberbürgermeister Ullrich Sierau, zugleich Aufsichtsratsschef bei DSW21, schon während des Kirchentages fest. Doch man habe das Netz nicht noch weiter verstärken können.
Mit knappen Ressourcen und der zum Teil veralteten Infrastruktur begründet auch DSW21 die zwischenzeitlichen Probleme. Insgesamt ist man aber mit der eigenen Leistung beim Kirchentag nicht unzufrieden.
„Wir wussten, dass der Kirchentag eine Herausforderung ist, und so ist es auch gekommen. Der ÖPNV wurde sehr stark genutzt.“, sagt DSW-Sprecherin Britta Heydenbluth. Das über lange Zeit erarbeitete Konzept habe funktioniert. „Wir lernen natürlich aus jeder Großveranstaltung und werden das auch in diesem Fall tun“, erklärt Heydenbluth.
Gelassene Fahrgäste
Zu langen Wartezeiten sei es nur selten gekommen. „Und wenn ja, haben die Fahrgäste das mit viel Gelassenheit gemeistert“, merkt Heydenbluth an. Man habe, wo es möglich war, Bahnen zu vollen Stationen umgeleitet. Das sei aber nur bedingt möglich.
Besonders augenfällig war dieses Problem nach dem Schlussgottesdienst. DSW21 hatte den Bahnbetrieb in Anlehnung auf BVB-Heimspiele auf die Station Stadion, unmittelbar neben dem Signal Iduna Park, konzentriert. Viele Kirchentagsbesucher steuerten nach dem Gottesdienst im Stadion allerdings die Stadtbahn-Station Westfalenhallen an, weil die Depots für das Gepäck zur Heimreise ebenfalls an den Westfalenhallen eingerichtet worden waren. Darüber war man im Vorfeld nicht vom Kirchentag informiert worden, erklärt DSW-Verkehrsvorstand Hubert Jung.
Zu wenig Fahrzeuge
Die Folge: Noch mehr als eine Stunde nach Ende des Gottesdienstes gab es an der Stadtbahn-Station lange Warteschlangen und „Blockabfertigung“, während es an der Station Stadion schon leer war. Man habe später Bahnen zur Westfalenhalle umgeleitet. Dies sei allerdings technisch nicht einfach und habe Zeit benötigt, erklärt Rüdiger Schwerdt als Leiter der Leitzentrale bei DSW21.
Über allem steht ein grundlegendes Problem: DSW21 hat schlicht zu wenige Bahnen. Mit einem Fuhrpark von 74 Bahnen, die auf den Nord-Süd-Strecken fahren können, stößt man schon im Alltagsbetrieb an seine Grenzen. Schon seit Jahren ist die Anschaffung von 14 zusätzlichen Fahrzeugen geplant und vorbereitet.
Die ersten neuen Bahnen werden aber frühestens 2021 zum Einsatz kommen. Mindestens 24 neue Wagen werden angeschafft, die aber auch zehn sehr alte und ausgediente Fahrzeuge ersetzen sollen. Außerdem wird der Rest der alten Wagenflotte nach und nach modernisiert. Spätestens zur Fußball-EM 2024, dem nächsten Großereignis in Dortmund, wird der Fuhrpark aber deutlich größer sein, verspricht DSW-Technik-Chef Ralf Habbes.
Lob für Mitarbeiter
Immerhin: Bei aller Kritik an den Unzulänglichkeiten während des Kirchentags hat man bei DSW das Lob für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfreut zur Kenntnis genommen. An den fünf Veranstaltungstagen waren allein täglich 500 Fahrerinnen und Fahrer im Einsatz, dazu 120 Service- und Sicherheitskräfte, „so viel wie noch nie bei einer Veranstaltung“, heißt es.
„Wir haben Mails von Kunden bekommen, die sich für die Freundlichkeit und das Engagement unserer Mitarbeiter bedankt haben. Das hat uns sehr gefreut, denn der Kirchentag war auch für die Mitarbeiter eine hohe Belastung“, stellt Britta Heydenbluth fest.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
