Silvester: Sexuelle Belästigungen auch in Dortmund
Polizei sucht weitere Opfer
Nach den sexuellen Übergriffen auf Frauen in Köln in der Silvesternacht sind jetzt auch Fälle in Dortmund bekannt geworden. Tatorte sind der Bereich am Hauptbahnhof und die Kampstraße. Die Polizei weiß allerdings nur von zwei Vorfällen. Sie geht von weiteren Opfern aus und bittet um Anzeigen.

Der Dortmunder Hauptbahnhof, der Königswall und die Katharinentreppe (rechter Bildrand).
"Eine Dimension wie in Köln haben wir nicht erreicht", berichtete Polizeisprecher Kim Ben Freigang am Mittwoch (6.1.2016) über die beiden Fälle in der Dortmunder Innenstadt. Betroffen sind nach aktuellen Fällen insgesamt vier Frauen, die jeweils zu zweit unterwegs waren. Das Vorgehen der Täter ähnelt den Vorfällen in Köln, wo es inzwischen Ermittlungserfolge gibt.
Fall 1: Hauptbahnhof und Katharinentreppe
21 Uhr: Zwei 25 und 26 Jahre alte Frauen aus Hamm verlassen den Hauptbahnhof und gehen auf die Katharinentreppe zu. Dort halten sich laut Polizei etwa 300 Männer auf. Mehrere Personen verlassen diese große Gruppe. Sie umstellen die beiden Frauen, zerren an deren Handtaschen und berühren eine der Frauen unsittlich. Die Polizei spricht von "plumper Anmache". Sie ermittelt wegen Beleidigung, Nötigung und versuchtem Diebstahl.
Zwei Täterbeschreibungen liegen vor: Person Nummer 1 ist 17 bis 22 Jahre alt, 1,75 Meter groß, normal gebaut, dunkler Teint, gebrochenes Deutsch, kurze dunkle Haare, lückenhaftes Gebiss, dunkle Jacke, weiße Kappe mit Schirm nach hinten. Täter Nummer 2 ist 22 bis 28 Jahre alt, stabil-dicke Figur, kurze Haare, braune Augen, unrasiert, dicke (beige) längere Jacke.
Fall 2: Kampstraße
0.45 Uhr: Mehrere Männer verlassen eine Gruppe von etwa 20 Personen und gehen auf zwei Frauen zu. Diese müssen sich sexuelle Anspielungen und ungewollte Berührungen gefallen lassen. Ihr Glück: Zeugen erkennen die Lage und greifen ein.
Die beiden Frauen können weglaufen, in ein Taxi einsteigen und sicher entkommen. Auch hier liegt eine Täterbeschreibung vor. Die Männer sind 1,70 bis 1,80 Meter groß, sprachen die Frauen in gebrochenem Englisch an und trugen dunkle Kleidung.
Fälle am 5. Januar 2016 angezeigt
Der Fall von der Katharinenstraße wurde erst am Dienstag (5.1.2016) um 18.30 Uhr bei der Polizei in Hamm angezeigt und kam deshalb erst später in Dortmund an. Auch der Fall von der Kampstraße wurde der Polizei erst am 5.1.2016 bekannt. Warum die Opfer fünf Tage nach den Taten zur Polizei gegangen sind, ist nicht bekannt.
"Sexuelle Belästigungen gehören an besonderen Tagen zu unserem Lagebild", berichtete Polizeisprecher Kim Ben Freigang über diesen Straftatbestand. Bei der Loveparade, bei BVB-Meisterfeiern, an Karneval und anderen Termine fallen dieses Phänomen immer wieder auf.
Besucherin: Eigenartige Situation
Eine Besucherin des Hauptbahnhofs berichtet von einer ungewöhnlichen Atmosphäre am Hauptbahnhof an Silvester. Dort sei sie gegen 22 Uhr mit dem Regionalexpress aus Aplerbeck angekommen. Sophia (22) berichtet: "In der Halle standen etwa 150 junge Männer, alle um die 20 Jahre alt. Das merkwürdige daran: Niemand sagte etwas, alle waren still. Normalerweise ist dort um diese Zeit ein Kommen und Gehen und viel Trubel."
Auf der anderen Straßenseite des Königswalls, also gegenüber an der Katharinenstraße, habe ebenfalls eine große Gruppe von jungen Männern gestanden, berichtet Sophie. Die Situation sei eigenartig gewesen und habe bedrohlich gewirkt - "ich war froh, als ich im Bus saß und zum Westfalenpark gefahren bin."