Seine 100. Bombe in Dortmund: Entschärfer ließ es krachen
Video: Rainer Woitschek
Präzision ist sein Handwerk: Mit einer ruhigen Hand oder der exakt berechneten Kraft eines sonderbaren Geräts muss Rainer Woitschek gefährliche Bomben-Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entschärfen. Auf Dortmunder Gebiet deaktivierte er "seine" 100. Bombe. Es gab zwei Explosionen. Rainer Woitschiek blieb gelassen.
Er kann die dicke Berta, die eine schwere Luftmine ist, und den 250-Kilogramm-Klassiker: Die von den Briten während des Zweiten Weltkriegs auf Dortmund abgeworfenen Bomben beschäftigen ihn auch über 72 Jahren nach den verheerenden Angriffen im März 1945 auf die Ruhrgebietsstadt. Der Mann, der die gefährlichen Blindgänger in unregelmäßigen, aber wegen vieler Baustellen immer kürzer werdenden Abständen entschärfen muss, ist der Chef eines Teams und heißt Rainer Woitschek. Auch am 7. Dezember 2016 musste der Spezialist wieder in Dortmund zupacken: Drei britische 250-Kilogramm-Bomben standen auf dem Plan. Eine lag im Erdreich einer Baustelle auf der Florianstraße am Westfalenpark. Zwei schlummerten auf einer Baustelle des TSC Eintracht an der Victor-Toyka-Straße neben der Bundesstraße 54.
Arbeit mir der Raketenklemme
Einer der beiden Blindgänger auf dem TSC-Gelände war Rainer Woitscheks 100. Bombe auf Dortmunder Grund und Boden. Um die Zünder zu entfernen, ließ es der 55-jährige Truppführer der Bezirksregierung Arnsberg aus sicherer Distanz krache. Er schraubte in der feuchten Baugrube ein sonderbares Gerät, so groß wie ein Lenker, auf den Zünder der englischen MC-Bombe - das war die "Raketenklemme". Ein Fern-Entschärfungsgerät. Zwei mit Pulver beladene Kartuschen erzeugten dann nach einer kontrollierten Zündung eine blitzschnelle Drehung, mit der die Bombe unschädlich gemacht wurde. Die Raketenklemme drehte den Zünder heraus. Diese gewollte Explosion war bis in die Innenstadt zu hören. Wie das funktioniert, erklärt Rainer Woitschek in diesem Video:
Die 100. Weltkriegs-Bombe auf Dortmunder Gebiet entschärft, ein irgendwie merkwürdiges und schon gar nicht ungefährliches Jubiläum. "Das feiert man nicht", sagte Rainer Woitschek gelassen auf der Ladefläche des dunkelblauen LKW der Bezirksregierung Arnsberg. Im Hintergrund: Die mit Spanngurten auf Europaletten fixierten Bomben, die noch am Abend in ein Zwischenlager gefahren wurden. Spezialisten werden sie zerlegen.
Erst Büro, dann Bombe
Bomben entschärfen - das ist allerdings nicht der Alltag für den "Truppführer in der Kampfmittelbeseitigung". Im Alltag muss Rainer Woitschek die Blindgänger erst einmal aufspüren. Im Büro. Er wertet Luftbilder aus. Immer dann, bevor Bagger auf Baustellen das Erdreich aufwühlen. Sind schon auf historischen Bildern erste Hinweise auf Blindgänger zu erkennen, versuchen die Entschärfer die Bomben zu orten. Nicht selten sind es Baggerfahrer, die einen Blindgänger entdecken.