Schwer kranker Schlagersänger lässt sich nicht unterkriegen

Niederschmetternde Diagnose für Marcus Kuno

Marcus Kuno musste schon einige Schicksalsschläge verkraften. Doch das Unglück verfolgt den Schlagersänger weiterhin. Erst vor wenigen Tagen erhielt von den Ärzten eine niederschmetternde Diagnose.

Kirchlinde

, 28.04.2018, 05:40 Uhr / Lesedauer: 3 min
Seine Familie und die Musik geben Marcus Kuno die Kraft, seine Krankheiten anzunehmen und optimistisch in die Zukunft zu blicken.

Seine Familie und die Musik geben Marcus Kuno die Kraft, seine Krankheiten anzunehmen und optimistisch in die Zukunft zu blicken. © Stephan Schütze

Marcus Kuno sieht aus wie das blühende Leben. Braungebrannt ist er, sein gegeltes Haar nach hinten gekämmt, tief graben sich die Grübchen in sein lächelndes Gesicht. Man könnte meinen, der Dortmunder Schlagersänger hätte gerade die Bühne auf Mallorca gerockt und würde sich in Gedanken noch im Applaus seiner Fans baden. Weit gefehlt.

Drei Monate durfte Marcus Kuno nur liegen

„Ich schäme mich fast dafür, dass ich so erholt aussehe. Aber die Ärzte sagen, dass das Vitamin D für mich sehr wichtig ist, deshalb bin so viel wie möglich draußen“, erklärt der 45-Jährige. Marcus Kuno erholt sich nämlich gerade von einem komplizierten Oberschenkel-Bruch und aufwendigen Operationen. Drei Monate durfte er nur liegen, wochenlang saß er im Rollstuhl, mittlerweile macht er die ersten Gehversuche mit seinen Krücken. Und er lächelt trotzdem, nicht gequält, sondern ansteckend. „Ich bin ein optimistischer, hoffnungsvoller Mensch. Ich grinse schon morgens und meine das ernst.“ Man glaubt es ihm.

Wie die Schale eines Ostereis sei sein rechter Oberschenkel Anfang des Jahres geborsten, vor den Augen seiner älteren Tochter (5) sei er in der Garage zusammengebrochen. „Der obere Knochen war komplett ausgehöhlt, das Bein total verdreht, ich hatte höllische Schmerzen.“ Mit dem Rettungswagen ging es ins Krankenhaus und dort direkt in den Operationssaal. Die Ärzte setzten ein Metallrohr ein, in einer zweiten Operation implantierten sie Knochensubstanz aus dem gesunden Oberschenkel.

Verkraften muss der Sänger, den Schlagerlegende Jürgen Drews 2009 zum „Prinzen von Mallorca“ kürte, aber nicht nur die operativen Eingriffe. Viel schlimmer sind die beiden Diagnosen, mit denen die Ärzte den Mengeder Polizeibeamten innerhalb von nur eineinhalb Jahren konfrontierten. Erst am vergangenen Dienstag erreichte die zweite Schocknachricht den lebensfrohen Familienvater. Tagelang hatte er auf diesen Anruf aus einer Heidelberger Spezialklinik gewartet – zwischen Bangen und Hoffen.

Erste Diagnose: Unheilbarer Knochenmarksdefekt

Aber der Reihe nach: Im Sommer 2016, nach einer Mandel-Operation, erhielt der 45-Jährige von den Ärzten eine niederschmetternde Diagnose.

„Ich habe erfahren, dass ich an dem unheilbaren Knochenmarksdefekt Amyloidose leide, das ist eine seltene Ablagerungskrankheit, bei der Eiweiß zusammenklebt“, sagt Marcus Kuno. Er spricht das so gelassen aus, als würde er gerade über das Wetter oder die ersten Sonnenstrahlen im Frühling reden. Vielleicht, hofft er, könne er mit dieser lebensbejahenden Einstellung seinem Körper positive Impulse geben. Bislang seien jedenfalls keine weiteren Eiweiß-Ablagerungen festgestellt worden. Er genieße jeden einzelnen Tag mit seiner Frau Anja und seinen kleinen Mädchen Kiara Santana (5) und Fiona Felicia (2). „Allein das Rauschen der Bäume und das Beobachten der Vögel beim Nestbau in unserem Garten machen mich so glücklich, dass ich heulen könnte.“

Trotzdem ist da aber auch die Angst – die Marcus Kuno gar nicht leugnet. Denn im Zusammenhang mit dem Oberschenkelbruch hätten die Ärzte einen schlimmen Verdacht geäußert: „Möglicherweise habe ich auch noch ein Multiples Myelom, also eine bösartige Tumorerkrankung des Knochens beziehungsweise des Knochenmarks“, so Kuno. Am Montag, während des Pressegesprächs, hoffte er noch, dass es „nur“ eine gutartige Zyste war, die seinen Knochen zerstört hat. Bis am nächsten Tag sein Handy klingelte.

Zweite Diagnose: ein Multiples Myelom

„Heute kam der leider nicht erlösende Anruf aus Heidelberg. Nach Sichtung aller Aufnahmen ist es wohl so, dass sich die Fehlstelle vermutlich weiter gefressen und nicht nur die angebliche Zyste den Knochen zum Bersten gebracht hat“, schreibt Kuno am Dienstagabend in einer Mail an die Redaktion. „Jetzt muss ich wieder von Kopf bis Fuß komplett in die Röhre und es muss Knochenmark aus der Hüfte herausgebohrt werden.“

Wer das Leben von Marcus Kuno verfolgt hat, weiß, dass der Sänger schon viele Schicksalsschläge verkraften musste. Privat wie beruflich. 2011 sind seine Zwillinge fünf Tage nach der Frühgeburt gestorben, 2012 wurde Kunos gesamte rechte Niere (8,5 cm Krebstumor) an seinem 40. Geburtstag entfernt. 2013 entpuppte sich das neue Eigenheim als Asbestfalle. Als junger Mann litt Kuno zehn Jahre lang unter Depressionen und Bulimie. Und jedes Mal, wenn er als Schlagersänger kurz vor dem großen, erhofften Durchbruch stand, wurde ihm ein Bein gestellt.

Doch wer Marcus Kuno kennt, weiß auch, dass Aufgeben, Verzagen und Pessimismus bei ihm keine Chance haben. Und auch diesmal, nur wenige Stunden nach der Horror-Diagnose, gewinnt sein außergewöhnlicher Optimismus wieder die Oberhand: „Ich glaube, der passende Zeitungstitel wäre ,Leben zwischen Schlagerhimmel und Hölle‘. Ich wähle übrigens den Himmel auf Erden… wir bleiben nach dem ersten Schock positiv.“

Musik hat schon einmal sein Leben gerettet

Neben seiner Familie, sagt Marcus Kuno, gibt ihm vor allem die Musik sehr viel Kraft. „Gesund zu werden, schaffe ich nur mit ihr.“ Die Musik trage ihn durch alle Tiefen, sie gebe ihm die nötige Energie und sie habe schon einmal sein Leben gerettet – nach seiner jahrelangen schweren Depression.

„Ich war innerlich tot, habe nichts mehr gefühlt. Olaf Hennings Lieder haben mich wieder aufgeweckt.“ Ein Effekt, den er sich auch von seinen Songs erhofft. „Ich möchte mit meinen Liedern den Menschen etwas geben, sie damit erreichen. Wenn ich auf der Bühne stehe, gehört dieser Moment allein ihnen.“ Menschen in ähnlichen Situation wolle er Mut machen, deshalb habe er auch so offen über seine Krankheiten und den Umgang damit gesprochen.

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