Der Unfall vor dem Schulzentrum in Dortmund-Nette am Dienstag (11.2.2025): Ist er vielleicht ein Wendepunkt in der Debatte um einen sichereren Schulweg und neue Bringzonen nach dem Motto „Kiss and Go“? Fest steht: Es gibt Probleme an der Dörwerstraße, die es zu lösen gilt.
Über eine Länge von 1,1 Kilometern verläuft die Straße. Schnurgerade. Baumscheiben und wenige Querungshilfen verengen den Straßenraum zusätzlich. Was Fußgänger schützen soll, macht die Straße gleichzeitig unübersichtlich. Insbesondere zu Schulbeginn um 7.30 Uhr und zum Unterrichtsschluss nach der 6. Stunde gegen 13 Uhr ist das Verkehrsaufkommen hoch
Halte- und Parkmöglichkeiten für die unzähligen Elterntaxis gibt es wenige. Das spitzt die Lage noch einmal zu. Dennoch sind es glücklicherweise nur wenige Unfälle, bei denen Menschen zu Schaden gekommen sind. Wir haben in unser Archiv geschaut.
27.10.2018: Dialog-Displays zeigen keine Raserei
Natürlich verleitet die gerade Straße den einen oder anderen Autofahrer zur Raserei. Vor allem in den Nachmittags- und Abendstunden ist das der Fall. Aber nur in Einzelfällen. Denn statistisch gesehen zeigen die Daten des Dialog-Displays vor dem Schulzentrum ein anderes Ergebnis.
An der Dörwerstraße hängt eine solche elektronische Anzeigetafel an einem Leuchtenmast gegenüber der Einmündung Butzstraße. Sie hinterlässt offenbar Wirkung. Das Display zeigt entweder „Bitte langsam“ oder „Danke“ an. Wie die Bauverwaltung der Stadt im Oktober 2018 mitteilte, lag die mittlere Geschwindigkeit vor Einschalten der elektronischen Anzeige bei 32,4 km/h.
Rund 62 Prozent der Autos waren mit überhöhtem Tempo unterwegs. Nach Inbetriebnahme des Displays waren es noch 42 Prozent, und die Geschwindigkeit sank im Schnitt auf 30 km/h. Zu Schulbeginn zwischen sieben und acht Uhr morgens sogar auf 27,7 Prozent.
29.9.2020: Streik im ÖPNV – noch mehr Elterntaxis
Es ist Dienstag Ende September 2020: Während sich die Schülerinnen und Schüler von Albert-Schweitzer-Realschule (ASR) und des Heinrich-Heine-Gymnasiums (HHG) auf den Schulhöfen sammeln, zieht sich eine scheinbar endlose Kette roter und weißer Lichter über die Dörwerstraße. Von einem Ende zum anderen schleicht in beiden Richtungen eine Blechlawine über die schmale Fahrbahn.
Wegen des Streiks im öffentlichen Nahverkehr kommen keine Busse der drei Linien im Zehn-Minuten-Takt wie sonst. Der Streik war über mehrere Tage von der Gewerkschaft Verdi angekündigt. „Das regeln die Familien auf eigene Initiative“, erklärte Susanne Köhnen, die Leiterin des Heinrich-Heine-Gymnasiums.
Wegen der Corona-Schutzmaßnahmen damals sollte sich der Verkehr auf drei Zeitslots um 7.30, 7.45 und 8 Uhr verteilen. Tut er aber nicht. Um 7.20 Uhr stockt immer wieder kurz die Blechlawine. Mal steigen ein, mal zwei, mal auch drei Schüler flugs aus dem Auto . Die Fahrer halten da, wo es sich gerade anbietet. Eine Hupe ertönt. Ein schwarzer VW-Kombi versperrt die Einfahrt zum Lehrerparkplatz der Realschule.
Die meisten Mütter, Väter, Großeltern oder Nachbarn fahren nach dem kurzen Aussteige-Stopp einfach geradeaus weiter. Eine Fahrerin wendet vor der Dreifachsporthalle sie in fünf Zügen – vergessen die Fahrstunden, wo sie es in drei Zügen gelernt haben sollte. Lautes Hupen.
Nach Unterrichtsbeginn um 7.30 Uhr lässt der Verkehr langsam etwas nach. Die Bürgersteige vor den Schulen leeren sich wie die Schulhöfe. Es wird ruhig – bis zum Mittag, wenn die Abhol-Eltern-Taxis zurückkommen.

23.11.2022: Eltern und Zustelldienst blockieren Lehrerparkplatz
Es ist nicht nur der enge Straßenraum mit kaum Haltemöglichkeiten, der das Problem verschärft. Morgens und mittags herrscht Chaos am Lehrerparkplatz des Heinrich-Heine-Gymnasiums. Er liegt an einer kleinen Stichstraße nördlich der Dörwerstraße zwischen dem Haupt- und dem Erprobungsstufengebäude.
Eltern parken unregelmäßig und rangieren auf engem Raum. Das gefährdet die Sicherheit der Schüler und erschwert den Lehrern die Suche nach einem Parkplatz. Regelmäßig blockieren zudem Transporter eines Dienstleisters der Deutschen Post Stellplätze.
Ein Schild, das die 70 Stellplätze als Schulparkplatz ausweist, fehlt. Einen Tag, nachdem es angebracht wurde, ist es verschwunden. Lösungsvorschläge reichen vom Einbau einer Schrankenanlage bis zum Abschleppen falsch parkender Fahrzeuge.

1.3.2023: Linienbus fährt Schulkind an
An einem Mittwoch Anfang März 2023 kommt es gegen Mittag (13.05 Uhr) zu einem Unfall, bei dem eine Busfahrerin ein Kind anfährt. Das Mädchen (12) kommt mit leichten Verletzungen davon. Die Fahrerin sei an die Haltestelle „Schulzentrum Nette“ herangefahren und das Mädchen unvermittelt auf die Fahrbahn getreten. Mehrere Schüler, die Zeugen des Unfalls wurden, wurden damals von zwei Mitarbeitern eines psychologischen Teams der Feuerwehr betreut. Auch ein Seelsorge-Team der Polizei war vor Ort. Die Straße war etwa eine halbe Stunde gesperrt.

18.2.2024: Schwerverletzter nach Alleinunfall
Es ist nicht immer das hohe Verkehrsaufkommen, das für gefährliche Situationen sorgt. Ein Dortmunder Autofahrer erlitt an einem Februar-Sonntag bei einem Alleinunfall schwere Verletzungen. Im östlichen Teil der Dörwerstraße verunglückte er, schleuderte aufs Dach und landete an einer Hauswand in Höhe der Bushaltestelle Brinkmannstraße. Die Feuerwehr befreite den Schwerverletzten. Ein Rettungswagen brachte ihn ins Krankenhaus, nachdem zwischenzeitlich schon ein Rettungshubschrauber auf dem nahegelegenen Feld an der Mengeder Straße gelandet war.