Schulengpass in Dortmund immer dramatischer 350 Kinder fahren in Schulbussen quer durch die Stadt

350 Kinder fahren in Schulbussen quer durch die Stadt
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Für 6051 Kinder in Dortmund begann am Dienstag (8.8.) ein neuer Lebensabschnitt: Sie wurden eingeschult. 75 Kinder müssen noch eine Woche länger auf den Schulstart warten, weil die für sie vorgesehenen Räume in der ehemaligen Lessing Grundschule in der Nordstadt noch nicht hergerichtet sind.

Das alte Schulgebäude an der Gneisenaustraße ist gewissermaßen ein Not-Standort, weil die bestehenden Grundschulen in der Nordstadt geradezu überquellen. Es gibt deutlich mehr Kinder, die eingeschult werden müssen, als Schulplätze.

Dass 75 Kinder in einer Dependance der Libellen-Grundschule in einem ansonsten verwaisten Gebäude ins Schulleben starten sollen, ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Noch deutlich mehr Kinder, die an den Nordstadt-Grundschulen keinen Platz gefunden haben, werden mit Bussen zu Grundschulen in zum Teil weit entfernte andere Stadtteile gefahren. „Das betrifft insgesamt 350 Kinder aus der Nordstadt“, teilte die Stadt Dortmund am Dienstag mit.

Die Kinder werden auf 18 Grundschulen in ganz Dortmund verteilt und jeden Morgen mit Bussen dorthin und mittags zurück in die Nordstadt gefahren. Und die Wege sind weit, führen bis nach Wickede oder Sölde. „Das ist mit erheblichen Kosten für die Stadt verbunden und für die Eltern und Kinder natürlich nicht das, was wir eigentlich wollen“, sagt Schuldezernentin Monika Nienaber-Willaredt.

Dazu kommen noch elf Kinder, für die es aktuell noch gar keinen Schulplatz gibt. Der Fachbereich Schule kümmere sich intensiv darum, ihnen schnellstmöglich den Schulbesuch zu ermöglichen, erklärt Stadtsprecherin Katrin Pinetzki.

Deutlich mehr Erstklässler

Das Problem für die Stadt ist, dass sie mit der Erweiterung und dem Neubau von Grundschulen in der Nordstadt nicht Schritt halten kann mit der steigenden Zahl an Kindern. Für ganz Dortmund war man noch im Frühjahr von 5947 Neuanmeldungen für das erste Schuljahr ausgegangen. Jetzt sind es schon 6126 Kinder, die an den 88 Dortmund an Grundschulen ins Schulleben starten - so viele wie schon lange nicht mehr. Besonders betroffen von der steigenden Kinderzahl ist die Nordstadt als bevorzugtes Ziel von Zuwanderern.

Das Problem, die Kinder aus der Nordstadt an Grundschulen vor Ort nicht unterbringen zu können, wird noch drei bis vier Jahre bestehen bleiben, schätzt Schuldezernentin Monika Nienaber-Willaredt. Die Stadt Dortmund hat ein ehrgeiziges Schulbau-Programm gestartet, zu dem Erweiterungen bestehender Grundschulen und Neubauten unter anderem an der Burgholzstraße und im Borsigplatz-Quartier gehören. Diese Baumaßnahmen brauchen aber Zeit.

Um den Engpass zu überbrücken, habe man sich entschieden, die Kinder auf andere Grundschulen im Stadtgebiet zu verteilen, erklärt die Dezernentin. Zumindest 75 Kinder können in Zusatzklassen im leerstehenden Gebäude der Lessing-Grundschule unterkommen. Die Lessing-Grundschule hat im Frühjahr einen Neubau an der Fichtestraße bezogen.

In der früheren Lessing-Grundschule an der Gneisenaustraße werden bald 75 Kinder in zusätzlichen ersten Klassen unterrichtet.
In der früheren Lessing-Grundschule an der Gneisenaustraße werden bald 75 Kinder in zusätzlichen ersten Klassen unterrichtet. © Oliver Volmerich

Allerdings war das alte Schulgebäude an der Gneisenaustraße in dieser Woche noch nicht für die Neuaufnahme von vier Klassen, die von der Libellen Grundschule mit betreut werden, vorbereitet. „Der Schulstart an diesem Standort verschiebt sich um eine Woche“, teilte Katrin Pinetzki auf Anfrage mit.

Die sei „verschiedenen Umständen geschuldet“. „Das transportierte Mobiliar konnte nicht rechtzeitig aufgebaut werden. Daraufhin konnte auch die erforderliche Grundreinigung der Räume nicht mehr stattfinden“, erklärt die Stadtsprecherin. Am Montag griffen deshalb Lehrerinnen und Lehrer der Libellen- Grundschule zu Besen und Kehrschaufel.

Die 18 Grundschulen, zu denen Kinder aus der Nordstadt gefahren werden, sind die Bach-Grundschule in Wickede, die Berghofer Grundschule in Berghofen, die Berswordt-Grundschule in der östlichen Innenstadt, die Brücherhof-Grundschule in Hörde, die Eintracht-Grundschule in Holzen, die Emschertal-Grundschule in Sölde, die Erich-Kästner-Grundschule in Brackel, die Fine-Frau-Grundschule, die Funke-Grundschule und die Gutenberg-Grundschule in Dorstfeld, die Friedens-Grundschule und die Steinhammer-Grundschule in Marten, die Libori-Grundschule und die Hohwart-Grundschule in Körne, die Schubert-Grundschule in Hombruch, die Hellweg-Grundschule in Asseln, die Petri-Grundschule im Klinikviertel und die Graf-Konrad-Grundschule in Eving.

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