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Selbsttests in Schulen: Lehrer ohne Schutzkleidung beklagen „Sprühnebel“
Ferienende
Die wenigen Kinder und Jugendlichen, die nicht auf Distanz lernen, mussten zum Start nach den Ferien Corona-Selbsttests machen. Die Sprecherin der Grundschulen klagt über fehlende Schutzkleidung - und „Sprühnebel“.
Weitestgehend mit Distanzunterricht sind die Dortmunder Schulen am Montag (12.4.) aus den Osterferien gekommen. Der Startschuss in den neuen Alltag mit Selbsttests hat dabei nicht überall gleichermaßen reibungslos funktioniert.
Eine stichprobenartige Umfrage unserer Redaktion hat ergeben: Unter den Führungskräften der weiterführenden Schulen war die Stimmung am Montag relativ entspannt. „Wir konnten auf bewährte Prinzipien zurückgreifen“, sagt etwa Stephan Sauerwald, der die Wilhelm-Röntgen-Realschule im Kreuzviertel leitet.
Gewöhnung an die Umgewöhnung
Routine habe sich sicherlich noch nicht eingestellt, aber das Lernen auf Distanz kannte man bereits aus der Vergangenheit. An der Kreuzstraße seien die nötigen Selbsttests für die Schüler rechtzeitig angekommen, sodass Sauerwald sagt: „Wir hätten auch mit dem Wechselmodell starten können.“
Ähnlich äußert sich Dr. Dennis Draxler vom benachbarten Leibniz-Gymnasium. „An das kurzfristige Umplanen haben wir uns inzwischen fast gewöhnt“, sagt er. „Wir wären für die nächste Woche mit genügend Tests ausgestattet.“ Die noch nicht ganz zuverlässige Datenlage nach über Ostern gesunkener Inzidenz sorge aber noch für Unsicherheit, so Draxler.
Zwar gehe jetzt Unterrichtszeit für die Testungen drauf, aber: „Ich will nicht jammern“, sagt der Schulleiter. Wichtig sei es, den Schulbetrieb so sicher wie möglich zu machen. „Sicherlich wird das Testen nicht die Lieblingsbeschäftigung der Kolleginnen und Kollegen“, so Draxler: „Aber da werden wir uns wohl oder übel dran gewöhnen müssen.“
Auch an der Anne-Frank-Gesamtschule in der Nordstadt funktioniere der Distanzunterricht gut, sagt Leiter Bernd Bruns, und: „Die Tests geben uns ein Gefühl von Sicherheit.“ Bei den älteren Schülern, die zunächst vor Ort unterrichtet werden, sei der Selbsttest kein Problem.
„Wir brauchen Kontinuität“
Ob in der kommenden Woche mehr Jugendliche ins Schulgebäude kommen sollen, will er nicht bewerten: „Mir persönlich ist wichtig, dass es eine konsequente Entscheidung gibt.“ Sowohl mit dem Wechselunterricht als auch der Distanzlehre könne man gut leben: „Wir brauchen aber Kontinuität“, sagt Bruns.
Deutlich unzufriedener zeigen sich jedoch diejenigen, die mit den kleinsten Schülern zusammenarbeiten. Christiane Mika leitet die Libellen-Grundschule in der Nordstadt und ist Vorsitzende des Grundschulverbands NRW. Vor allem kritisiert sie, dass die Lehrkräfte keinerlei Schutzausrüstung bekamen, um den Kindern der Notbetreuung bei den Tests zu helfen.
„Selbst wenn ich direkt daneben sitze, kommt es vor, dass sie die Stäbchen so mit Schwung aus der Nase führen, dass ich im Sprühnebel sitze“, sagt Mika. Einweghandschuhe und Müllbeutel hat das Schulteam nicht mitgeliefert bekommen. Die hat es dann selbst besorgt. Mika sagt: „Mir wäre es angenehmer gewesen, hätte ich auch ein Visier gehabt.“ Die Tests seien nicht für Kinder in den Grundschulen geeignet.
1:1-Betreuung für Grundschüler
Noch am Wochenende stellte sich für die Libellen-Grundschule die Frage, ob die Familien privat die kostenlosen Bürgertests vor Besuch der Notbetreuung nutzen müssen. Erst am Samstagnachmittag seien der Schule die 900 Selbsttests geliefert worden, mit denen man eine Woche lang auskomme. „Es ist gut, dass die Tests jetzt da sind“, so Mika: „Aber das Hin und Her ist mehr als unerfreulich.“
In der 1:1-Betreuung haben die Lehrkräfte die nur 19 Kinder angeleitet, die am Montag zur Notbetreuung an der Burgholzstraße erschienen sind. Das wird nicht umsetzbar sein, wenn ganze Klassen vor Ort unterrichtet werden. „Wir halten es für hochproblematisch, dass pädagogisches Personal die Kinder testet“, sagt Mika. „Ich erwarte von der Landesregierung, dass sie sich kümmert, dass andere Menschen diese Tests durchführen.“
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
