
Jutta Portugall (r.) ist Sprecherin der Grundschulen in Dortmund. © dpa/Nickel
Dortmunder Schulleiterin: „In Mathe sind die ukrainischen Schüler oft weiter als wir“
Geflüchtete in Schulklassen
Mehr als 1000 Schüler aus der Ukraine an Schulen in Dortmund – führt das zu Problemen? Eine Schulleiterin ist einerseits entspannt, zieht aber auch Vergleiche beim Leistungsstand.
Ein fremdes Land, neue Schriftzeichen, eine andere Sprache, unterschiedliche Fächer oder Lerninhalte – es gibt viel zu bewältigen für Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine. Mehr als 1000 Kinder und Jugendliche haben seit März erklärt, sie hätten gerne Plätze an den Schulen in Dortmund.
Hunderte sind bereits im Unterrichts-Alltag angekommen. „Es tut ihnen wirklich gut, ein bisschen Normalität zu haben“, weiß Jutta Portugall – und das nicht nur aus Erfahrung als Leiterin der Lieberfeld-Grundschule in Wellinghofen, sondern auch aus ihrer Aufgabe als Sprecherin der Grundschulen in Dortmund heraus.
Wichtig: ein Alltag zwischen anderen Kindern
Auch aus vielen anderen Ortsteilen habe sie Einschätzungen und erste Erfahrungen gehört. Und wichtig sei erst einmal für die Mädchen und Jungen, die aus dem Kriegsgebiet geflohen seien: dass sie wieder einen Alltag hätten, einen geregelten Tag, viele Aufgaben.
„Sie sind mit anderen Kindern zusammen, sie lernen gemeinsam. Und: Sie lernen gerade ganz viel.“ Wobei sie jungen Ukrainerinnen und Ukrainer nicht in allen Bereichen einen Rückstand aufzuholen hätten – teils ganz im Gegenteil.
„Sie haben einen hohen Bildungsstand“
„Einhellig wird von allen bestätigt, dass die Schülerinnen und Schüler einen hohen Bildungsstand haben“, so Portugall: „In Mathematik zum Beispiel sind sie oftmals weiter als wir.“ Und in der Sprache?
Klar, „da haben sie einen Rückstand, wobei manche sogar ein bisschen Englisch verstehen“. Doch Portugall verweist darauf, dass die Kinder schnell lernten. Wichtig sei, dass sie Unterstützung bekämen. Doch in punkto Integration sei Dortmund ja erfahren.
„Kinder helfen sich untereinander“
Mädchen oder Jungen, die eine fremde Sprache sprechen? In einigen Ortsteilen – etwa in der Nordstadt – sei das doch schon lange der Alltag. Da hätten die Lehrer und anderen Schul-Mitarbeiter viele Erfahrungen. „Es gibt Kinder, die sich untereinander helfen. Und die Schulen untereinander tauschen sich auch aus“, sagt Portugall. Und dass die Schüler aus der Ukraine nun lateinische statt kyrillische Schriftzeichen lernen müssen?
Das sorgt die Grundschul-Sprecherin ebenso wenig. Rund 30 Schriftzeichen seien das. Kinder würden auch Matheaufgaben und Vokabeln auswendig lernen. Es seien ja keine Hunderte oder Tausende Schriftzeichen. Herausfordernder sei schon die Terminkollision.
Problem: Digitaler Unterricht mit alten Lehrern
Einige Eltern wünschten eben, dass ihre Kinder weiterhin Digital-Unterricht bei ihren alten Lehrern hätten, von denen einige noch in der Ukraine sind. „Aber dieser Unterricht ist natürlich zeitgleich, das kann nicht gehen“, unterstreicht Portugall. So bleibe letzten Endes eine zentrale Frage.
„Wie lange bleiben die Kinder? Einige Familien wollen, dass die Väter hierherkommen. Andere wollen hier bleiben.“ Davon hänge längerfristig ab, wie man weiter vorgehen müsse.
Jahrgang 1977 - wie Punkrock. Gebürtiger Sauerländer. Geborener Dortmunder. Unterm Strich also Westfale.
