
© Thomas Thiel
Darum sang die Ukrainerin Jana (24) auf dem Westenhellweg
Ungewöhnliche Straßenmusikerin
Auf Dortmunds Westenhellweg waren am Donnerstag ungewohnte Klänge zu hören: Eine junge Frau sag dort am Nachmittag ukrainische Lieder. Was hatte es damit auf sich? Wir haben mit ihr gesprochen.
Wer ist diese Frau? Das werden sich am Donnerstag mehrere Tausend Passanten gefragt haben, die über den Westenhellweg flanierten. Dort sang eine junge Frau, eingehüllt in eine Ukraine-Flagge, und sang ukrainische Lieder. Vor ihr auf dem Boden ein Schild: „Ich bin aus der Ukraine, Danke für alles“, stand dort.
Die Sängerin heißt Jana und ist 24 Jahre alt. Es war ihr erster Besuch in Dortmund.
Jana verfolgt drei Ziele mit ihrem Gesang
Jana ist vor zwei Wochen aus der Ukraine mit einem Teil ihrer Familie geflohen. In Düsseldorf haben sie entfernte Bekannte, daher sind sie in dort einer Unterkunft für ukrainische Geflüchtete untergekommen.

Vor ihr steht ein Beutel mit einer Pappe auf der geschrieben steht: Ich bin aus der Ukraine, Danke für alles. © Luisa Tiemann
Seitdem reist die 24-Jährige durch die Städte Deutschlands und singt auf großen Einkaufsstraßen. Jana habe vor ihrer Flucht nach Deutschland gerne und viel Musik gemacht. Das sei auch ihr Grund, es in Deutschland weiterhin zu machen.
Ihre Ziele: Den Ukrainern beistehen, mit dem Geld ihre Familie zu unterstützen und mit dem Gesang Freude zu verbreiten.
Viel Geld bekäme sie dafür nicht, aber von dem, was sie bekommt, unterstütze sie ihre Familie. Sie wisse, dass der Staat bereits viel Geld für Geflüchtete investiere und möchte deshalb selbst tätig werden.
Zwischen den Liedern, die sie singt, kämen in jeder Stadt viele Ukrainer zu ihr und suchten das Gespräch. Das täte ihr gut, sich mit anderen auszutauschen. Mit ihrem Gesang möchte sie auch den anderen Ukrainern in den Städten beistehen.
Ein Teil ihrer Familie sei noch in der Ukraine. Dazu zählen die Großeltern sowie ihre Tante und ihr Onkel, die ihr Heimatland nicht verlassen möchten. Der Mann ihrer Mutter sei für den Krieg eingezogen worden, jedoch nicht an der Front. Er sei nicht in direkter Gefahr.
Sie sei besorgt, aber habe keine Angst um ihre Familie und Bekannten vor Ort. Es sei eher ein Unwohlsein mit dem Gedanken an sie, da sich die Lage jederzeit ändern könne, so die 24-Jährige.
Zuletzt habe sie in Kiew gelebt, so Jana. Ihre Heimat sei jedoch die ukrainische Stadt Bojarka. Diese liegt in der Oblast Kiew, 15 Kilometer südlich von Kiew entfernt. Es ist auch die Stadt, in der ihre Familie noch lebt.
Das Gespräch war auf Englisch und wurde sinngemäß übersetzt.
Im Münsterland geboren und aufgewachsen und für das Studium an der TU nach Dortmund gezogen (Angewandte Sprachwissenschaften mit Politikwissenschaft und Soziologie). Seit Januar 2022 freie Mitarbeiterin in der Dortmunder Lokalredaktion der Ruhr Nachrichten. Interessiert sich besonders für Sprache und die Dortmunder Mentalität.
