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Ukrainer in Dortmunder Schulen: „Teil der Kinder ist nicht alphabetisiert“
Geflüchtete Familien
Mehr als 1000 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine wollen an die Schulen in Dortmund. Andere Familien suchen Kita-Plätze. Doch ganz einfach ist es nicht, erklärt die Stadt.
Wie viele ukrainische Kinder und Jugendliche sind derzeit schon an den Schulen in Dortmund? Eine exakte Antwort kann die Stadt nicht liefern. Wohl aber eine Erklärung, warum das so ist.
„Nicht alle kommen zu uns und melden sich an“, erklärte Dortmunds Schul- und Jugenddezernentin Daniela Schneckenburger am Dienstagmittag nach der Sitzung der Rathaus-Chefetage. Obwohl dieses offizielle Melden bei der Stadt „eigentlich der Weg ist, den wir wünschen“.
Hälfte der Kinder noch auf der Warteliste
Gerade in den ersten Tagen der russischen Offensive Ende Februar aber seien viele Familien auf eigene Faust gekommen, oft zu Bekannten oder Verwandten in Dortmund. Und über diese Wege hätten sich einige direkt bei einzelnen Schulen gemeldet.
Wie viele? Schneckenburger weiß es nicht. Dafür unterstreicht sie: „Bei uns haben sich rund 1000 Kinder gemeldet, die gerne in die Schule möchten.“ Etwas mehr als die Hälfte der Mädchen und Jungen sei bereits an Schulen zugewiesen. Der Rest – mehr als 400 Kinder – stünde aber noch auf der Warteliste.
„Es gibt eine große Aufnahmebereitschaft der Schulen, die wirklich helfen wollen.“ Das will Schneckenburger klarstellen. Allerdings könne man nicht pauschal sagen, wie es weitergehen werde.
Hierbleiben? Wieder zurück? Wie geht es weiter?
„Für manche Familien wird es so sein, dass sie dauerhaft hierbleiben wollen“, so Dortmunds Schuldezernentin. Andere wiederum würden zusehen, bald wieder in die Ukraine zurückzukehren. Oft auch, weil der Vater oder die Großeltern noch im Heimatland seien. So verständlich das sei, so sehr habe das praktische Auswirkungen für den Alltag in den Schulen.
„Für viele Kinder ist noch nicht klar: Bleiben wir in der deutschen Schule? Gehen wir wieder zurück in die ukrainische Schule?“ Und dann müsse man auch noch schauen, so Schneckenburger: „Ist das, was in der Ukraine gelernt worden ist in Schule A oder B identisch mit unserem Schulsystem?“
Zwei Jahre Zeit für die Einstufung der Kinder
Wie erfolge nun die Einstufung, in welche Klasse und in welche Schulform gehe es für die einzelnen Schüler? Für diese Einstufung habe man zwei Jahre Zeit. Allerdings seien die Voraussetzungen der ukrainischen Kinder komplett unterschiedlich.
„Ein Teil der Kinder, die zu uns kommen, ist nicht alphabetisiert“, macht Schneckenburger klar. In Dortmund habe man eine lange Erfahrung mit Integration und Zuwanderung. Sprachförderklassen seien eine Möglichkeit. Anderswo gebe es Lehrerinnen und Lehrer, die auch Ukrainisch sprechen könnten – das helfe natürlich enorm.
Fehlende Räume? Das ist nicht das Problem
Das Motto, das man ausgegeben habe für die Schulen in Dortmund: zusammenrücken. „Die Raumsituation ist nicht die limitierende Größe“, stellt die Schuldezernentin klar. Eher fehle es eben an genügend und speziell qualifizierten Lehrern – Stichwort: Sprachbarriere.
Und Kita-Kinder? Schneckenburger holt tief Luft, muss aber eingestehen: „Ja, es gibt Plätze, aber nur der Reihenfolge der Warteliste.“ Soll heißen: Gerade im U3-Bereich reichen die Plätze nicht aus. Erst recht nicht, wenn jetzt noch mehr Kinder nach Dortmund kommen.
Bei Kitas ist es komplizierter
Immerhin: Zehn Spielgruppen für die jüngsten Ukrainerinnen und Ukrainer baue das Jugendamt gerade auf. „Brückenprojekte“ seien das. So wolle man Brücken zur Kita schlagen, wo es natürlich längerfristig hingehen soll für die Neu-Dortmunder. Aktuell beinhalteten diese Spielgruppen aber auch viel Gutes.
Da erfolge nicht nur das Lernen der neuen Sprache, „da erfolgt auch vielleicht die Bewältigung einer schwierigen Erfahrung, im Spiel, im Umgang mit anderen“, hofft Schneckenburger.
Jahrgang 1977 - wie Punkrock. Gebürtiger Sauerländer. Geborener Dortmunder. Unterm Strich also Westfale.
