Links: Dieses Foto von März zeigt den großen Andrang Geflüchteter am Standort des Sozialamtes in der Leopoldstraße. Rechts: Sozialamtsleiter Jörg Süshardt.

Links: Dieses Foto von März zeigt den großen Andrang Geflüchteter am Standort des Sozialamtes in der Leopoldstraße. Rechts: Sozialamtsleiter Jörg Süshardt. © Althoff (A)/Sozialamt

Ukraine-Krieg: Fast so viele Geflüchtete in Dortmund wie in der „Flüchtlingskrise“

rnSozialamt

2015 und 2016 sind außergewöhnlich viele Menschen in die EU geflüchtet. Aus der Ukraine hat Dortmund nun fast genauso viele Geflüchtete aufgenommen wie in den beiden Jahren zusammen. Kommt das Sozialamt noch hinterher?

Dortmund

, 10.05.2022, 07:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Das kam ohne Vorbereitung und hat die ganze Welt kalt erwischt“, sagt Jörg, Süshardt, Leiter des Dortmunder Sozialamts über den Beginn der russischen Invasion der Ukraine am 24. Februar. Seitdem sind Millionen Menschen aus dem osteuropäischen Land geflohen - Tausende auch nach Dortmund. Das Sozialamt stellt das vor besondere Herausforderungen.

Ein Leser hat sich bei uns gemeldet: Er warte bereits seit Wochen auf Rückmeldung zu einem Antrag. Und von seinem Sachbearbeiter habe er auf Nachfrage die Information bekommen, dass gerade zu viele Anträge von Geflüchteten bearbeitet werden müssten.

Etwa 400 Anträge am Tag

Am Tag gingen aktuell etwa 400 Anträge von Geflüchteten beim Sozialamt ein, sagt Jörg Süshardt. Die allermeisten davon seien Folgeanträge von Geflüchteten, die das Sozialamt bereits unterstützt. Diese Anträge sowie die Anträge weiterer Leistungsberechtigter bearbeiten laut dem Sozialamtsleiter aktuell 85 Menschen - sortiert nach Dringlichkeit.

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Vor der Invasion der Ukraine seien es 17 Mitarbeitende in der Abteilung gewesen. Das zusätzliche Personal sei aus anderen Bereichen abgezogen worden. Allerdings, das betont Jörg Süshardt: Seine „Mannschaft“ sei etwa 600 Personen stark. Dass es in Folge der erhöhten Arbeitsbelastung durch den Krieg gegen die Ukraine systematisch zu längeren Bearbeitungszeiten komme, sei nicht nachweisbar. Und auch gemessen an den Beschwerden sei die Fehlerquote im Sozialamt aktuell gering.

Der Sozialamtsleiter räumt allerdings ein, dass es in Folge der generell höheren Zahl an Anträgen häufiger dazu kommen könne, „dass mal etwas liegen bleibt“. Dabei spiele auch eine Rolle, dass Anträge häufig analog auf Papier bearbeitet werden.

Rund 6000 Geflüchtete

Wie besonders die Situation ist, zeigt auch ein Vergleich: In den Jahren 2015 und 2016 sind außergewöhnlich viele Menschen in die Europäische Union geflohen. Man sprach damals von der „europäischen Flüchtlingskrise“.

Laut Jörg Süshardt sind bereits jetzt, nach nicht einmal drei Monaten, ähnlich viele Menschen aus der Ukraine nach Dortmund geflohen. Rund 6000 Geflüchtete aus der Ukraine zählt das Dortmunder Sozialamt mit Stand vom 9. Mai. In den Jahren 2015 und 2016 hat die Stadt Dortmund zusammen rund 6800 Geflüchtete zugewiesen bekommen.

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Am Anfang habe das Sozialamt zehn oder zwölf Stunden am Tag gearbeitet. „Da rumpelt das natürlich ein bisschen“, sagt Jörg Süshardt. Aber er betont: „Wir sind nicht überlastet.“ Wer von langen Wartezeiten betroffen sei, solle sich unbedingt melden, dann könne herausgefunden werden, an welcher Stelle es hänge.