Anwohner entsetzt nach schrägem Angebot im Internet Bauland in zweiter Reihe – ohne Zufahrt?

Schräges Angebot im Internet: „Ist das denn Bauland?“ Anwohner entsetzt nach Rodungsarbeiten
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Das Angebot im Internet hört sich eigentlich gut an. Obwohl, ein Schnapper ist das Ganze sicher nicht. Ein Grundstück mit der Größe von 1.433 Quadratmetern ist dort zu erwerben. Für 759.000 Euro. Knapp 30.000 Euro über dem aktuellen Bodenrichtwert für diese Lage.

Ein kleiner Bach fließt dort vorbei. Es gibt Büsche, Bäume, Wiese – ein Rückzugsort für allerlei Tiere. Es sei immer ein Gartengrundstück gewesen, sagt Anke Holz. Zumindest so lange, wie sie schon an der Obermarkstraße wohnt. Und das sind immerhin über 40 Jahre. „Es gab immer wieder verschiedene Mieter“, sagt sie. Aber seit gut zehn Jahren wurde das Grundstück sich selbst überlassen. Nachbarn hätten es mit gepflegt. Und dann seien die Besitzer verstorben.

Das Grundstück liegt ziemlich idyllisch im Dortmunder Süden. In einer kleinen Senke, in der sich tatsächlich noch die Hasen und Rehe gute Nacht sagen. „Sieben Rehe laufen hier herum“, sagt Anke Holz. „Die sind geflüchtet, als die ersten Bäume fielen“, so die Anwohnerin. Unter anderem sei auch ein Walnussbaum einfach abgesägt worden. „Für uns ist das ganz grausam.“ Das Grundstück, um das es geht, liegt in zweiter Reihe. „Hinterland“ würde der Laie dazu sagen.

Der Blick auf das besagte Grundstück aus einem Nachbargarten. Es liegt in zweiter Reihe und wurde als Garten genutzt.
Der Blick auf das besagte Grundstück aus einem Nachbargarten. Es liegt in zweiter Reihe und wurde als Garten genutzt. © Jörg Bauerfeld

Jetzt soll es, so ist es auf ImmobilienScout zu lesen, bebaut werden können. „Kurzfristig bebaubar“, steht in der Beschreibung. Die Anwohner an der Obermarkstraße sind aufgeschreckt. „Das kann doch gar nicht sein. Es gibt doch nicht einmal eine Zuwegung für Baufahrzeuge“, so ein Nachbar. Der deutet auf einen etwa einen Meter breiten Fußweg, der von der Obermarkstraße ins „Landesinnere“ führt.

Eine Möglichkeit, den bestehenden Weg zu verbreitern, gibt es nicht. Die Grundstücksgrenzen der direkt an der Straße liegenden Häuser lassen hier nichts mehr zu. „Es gibt ja schon Fälle, dass so ein Grundstück einfach verkauft wird, ohne dass es bebaut werden kann“, sagt Darya Kosan, ebenfalls Nachbarin des besagten Grundstücks.

Das Flurstück 104 soll, so eine Immobilienfirma, bebaut werden können. Zu kaufen ist es jetzt schon. Gut zu sehen ist auch die einzige Zuwegung. Ein Fußweg.
Das Flurstück 104 soll, so eine Immobilienfirma, bebaut werden können. Zu kaufen ist es jetzt schon. Gut zu sehen ist auch die einzige Zuwegung. Ein Fußweg. © Screenshot Bauerfeld

Auch die Beschreibung der Lage des Grundstücks sei völlig falsch. „Es gibt hier in der Nähe keine Bushaltestelle. Auch die direkte Nähe zu Supermärkten, Ärzten, Banken und diversem Einzelhandel stimmt doch nicht“, so Anke Holz. Der Verkauf des Grundstücks wird abgewickelt von der Kemo-Immobilien e.k. – hier gibt man sich aber zuversichtlich, dass gebaut werden kann.

Laut Immobilienfirma Bauland

Es müsse auf jeden Fall noch eine Zuwegung gemacht werden, so ein Mitarbeiter der Immobilienfirma. Das Grundstück sei Bauland, das wäre so. Falls es keine Zuwegung geben würde, müsse man halt von der Straße mit einem Kran arbeiten. Einen Bebauungsplan gebe es noch nicht – aber schon zahlreiche Interessenten.

Fragen bleiben aber. So sieht es auf dem Flächennutzungsplan der Stadt Dortmund, der etwas grob ist, so aus, als ob es sich hier um eine Grünfläche handelt.

Noch keine Bestätigung der Stadt

Zudem gab es wohl schon Kontakt mit dem Bauordnungsamt, bei dem gesagt worden sei, dass es sich nicht um Bauland handele. Eine offizielle Bestätigung der Stadt Dortmund, ob an der Obermarkstraße gebaut werden kann oder nicht, steht noch aus. Noch haben die Rehe und Hasen zumindest teilweise ihre Ruhe.

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