Der Ordner, der bei Detlef Besler auf dem Tisch liegt, ist ziemlich dick. Der Inhalt: Informationen zum geplanten Umbau der Obermarkstraße. Einer Wohnstraße im Dortmunder Süden, etwas mehr als zwei Kilometer lang. Viele junge Familien sind in den letzten Jahren hier hingezogen, es wurde reichlich gebaut. Eigentlich eine Dortmunder Vorzeigegegend, wenn es nicht diese Straße gäbe.
Die ist schon seit mehr als 20 Jahren in Auflösung begriffen. Brav weist die Stadt Dortmund immer wieder darauf hin, dass sie der Verkehrssicherung nachgehen würde. Schwierig zu beurteilen für einen Laien, der sich ein Bild vom Zustand der Straße macht.

Seit mehr als zehn Jahren gilt hier in Teilen Tempo 10. Seit mehr als 20 Jahren steht eine Erneuerung auf dem Plan. Doch es will einfach nicht losgehen. „Obwohl alle Unklarheiten, so viel ich weiß, doch beseitigt sind“, sagt Detlev Besler. Er wohnt seit 2003 an der Obermarkstraße und versteht die Welt nicht mehr.
Stadt verkaufte Straßenstücke
Sogar ein Stück Bürgersteig vor seinem Haus hat er der Stadt Dortmund abgekauft. Um den irgendwann geplanten Querschnitt einer neuen Straße auch vernünftig auf den Boden zu bekommen, veräußerte die nämlich „überstehende“ Ecken. Darunter auch ein Stück Bürgersteig im westlichen Teil der Obermarkstraße.
Rund 20 Meter davon besitzt jetzt Detlef Besler. „Eigentlich wollte ich da einen Stellplatz draus machen oder auch die Hecke weiter vorziehen“, erzählt der Dortmunder. „Ich habe gedacht, als mir die Stadt Dortmund den Kauf anbot, dass ich das Stück schnell nutzen könnte. Aber soll ich jetzt den Bürgern den Bürgersteig wegnehmen? Das geht doch nicht.“
Über 150 Jahre alt
Denn seit die Stadt Dortmund das Stück Straße vor zwei Jahren zum Kauf anbot, hat sich niemand mehr beim „Bürgersteigbesitzer“ gemeldet. Dabei gab es zuvor schon Stunk genug. So geht es beispielsweise darum, ob es sich um einen Erstausbau handelt oder nicht.
„Die Straße ist schon 150 Jahre alt, mit Kanal und Versorgungsleitungen. Es ist mir völlig unverständlich, warum die Stadt jetzt immer noch darauf beharrt und ihre Bürger unzufrieden macht“, sagt Detlef Besler. Die Stadt hätte die Straße jahrzehntelang verfallen lassen. Es gehe so einfach nicht weiter.

Wir haben die Antworten der Stadt Dortmund seit 2013 im Folgenden zusammengestellt. Der Ausbau der Obermarkstraße – eine Chronik des Scheiterns?
- Mai 2013: „Nach dem aktuellen Stand der Dinge ist mit einer Sanierung der Obermarkstraße im Dortmunder Stadtteil Höchsten im Jahr 2013 nicht zu rechnen. Ob die Maßnahme für den nächsten Haushalt (2014) aufgenommen wird, steht noch nicht fest.“
- August 2015: „Im Haushaltsplan 2015 ist die Obermarkstraße von Höchstener Straße bis Hüllbergstraße in den Jahren 2017/2018/2019 mit insgesamt 1,66 Millionen Euro finanziert. Die Ausbauplanung ist in Arbeit. Baubeginn im Laufe des Jahres 2017 (Stand heute).“
- Februar 2017: „Der Sachstand zur Sanierung der Obermarkstraße muss aktualisiert werden: Die Planung ist noch nicht abgeschlossen. Für 2017 sind Mittel für Baugrunduntersuchungen eingestellt. Ziel ist es, im Herbst einen Baubeschluss einzubringen. Baubeginn wäre damit erst in 2018.“
- August 2017: „Derzeit wird der Ausbau des Bereichs Obermarkstraße von Höchstener Straße bis Hüllbergstraße geplant. Wenn nichts dazwischen kommt, soll die Auftragsvergabe noch Ende 2018 erfolgen, sodass der Bau in 2019 starten könnte.“
- August 2020: „Das Liegenschaftsamt bemüht sich umfänglich darum, für den anstehenden Straßenausbau nicht zwingend benötigte Grundstücksflächen an die betroffenen Anlieger zu veräußern. […] können im nächsten Jahr die bauvorbereitenden Arbeiten im Tiefbauamt beginnen und eine Umsetzung der Maßnahme in den darauffolgenden Jahren erfolgen.“
- April 2021: „Es handelt sich um eine Neugestaltung des gesamten Straßenraumes, die eine Erneuerung des Oberbaus beinhaltet. Der Ausbau wird für das 2. Quartal 2023 angestrebt. Die Grundstücksangelegenheiten konnten mittlerweile weitestgehend bereinigt werden.“
- Oktober 2022: „Die Straßenentwurfsplanung im Tiefbauamt kann ggf. in Abhängigkeit der priorisierten Maßnahme zum Ende des Jahres 2022 abgeschlossen werden; gemäß Projektliste ist dann ein Baubeginn frühestens Mitte 2024 möglich.“
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