Schock für Mieter Sie sollen für Parkplätze plötzlich zahlen - Berichte über „chaotische Zustände“

Schock für Mieter: Sie sollen für Parkplätze plötzlich zahlen
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Der große Ärger kam kurzfristig: Die Wohnungsgesellschaft Velero bewirtschaftet seit Anfang Dezember ihre Parkplätze an Barth- und Brechtstraße und verlangt für einen Stellplatz, der bisher kostenfrei war, von ihren Mietern 42 Euro monatlich. Damit keine Unbefugten auf den Parkplätzen stehen, hat Velero dort Schranken anbringen lassen, die sich nur öffnen lassen, wenn man einen entsprechenden Chip hat.

Das stößt vielen Anwohnern sehr sauer auf. Nach Beobachtungen von Annette Simon (71), die seit 14 Jahren dort wohnt, nutzt kaum jemand das Velero-Angebot, sodass die Mieter-Parkplätze weitgehend leer seien - an der Straße aber sei kaum noch ein freier Platz zu finden.

Besonders problematisch sei das zum Beispiel für Pflegedienste, die die vielen älteren Menschen versorgen, die in dem genannten Bereich wohnen. Sie wisse von einem behinderten Kind, das von einem Fahrdienst jeden Tag in die Schule gebracht werde. Dieser Fahrdienst habe nun keine Möglichkeit mehr, in der Nähe des Hauses zu warten.

„Aus Prinzip nicht“

Sie selbst versuche, ihr Auto nur noch so selten wie möglich zu bewegen - aus Angst, bei der Rückkehr keinen Parkplatz mehr zu finden. Immerhin sei die ÖPNV-Anbindung durch Stadtbahn und Buslinien in Scharnhorst-Ost ja hervorragend.

Ganz verzichten wolle sie aber nicht auf ihren Wagen. Manchmal brauche sie ihn eben doch - und sei es nur zum Transportieren von Mineralwasser-Sixpacks. Aber einen Stellplatz mieten werde sie keinesfalls: schon aus Prinzip nicht.

Widerrechtlich geparkte Fahrzeuge werden abgeschleppt. Schilder wie diese hängen neuerdings auf den Parkplätzen an Barth- und Brechtstraße in Scharnhorst-Ost
Widerrechtlich geparkte Fahrzeuge werden kostenpflichtig abgeschleppt: Schilder wie diese hängen neuerdings auf den Parkplätzen an Barth- und Brechtstraße in Scharnhorst-Ost. © Andreas Schröter

Unterdessen sei auch bereits das Ordnungsamt aktiv geworden und habe teilweise sogar Autos abschleppen lassen, die an der Barth- und Brechtstraße sowie am Buschei falsch geparkt haben.

Teilweise herrschen dort chaotische Zustände. Autofahrer parkten wichtige Einfahrten zu. Natürlich haben Annette Simon und ihre Nachbarn bereits versucht, sich bei Velero zu beschweren. Aber es sei äußerst schwierig, dort jemanden ans Telefon zu kriegen.

„Modernisierung der Quartiere“

Velero-Sprecherin Anke Sostmann sagt: Die Sicherung der Parkplätze durch eine Schrankenanlage geschehe im Zuge der Modernisierung der Quartiere und sei ein vielfältiger Wunsch der Mieterinnen und Mieter gewesen, die sich immer wieder darüber beschwert hätten, dass unberechtigte Fahrzeuge wie Schrottautos und Langzeitparker aus anderen Wohnquartieren die Parkplätze belegen.

Sostmann: „Teilweise herrschten chaotische Parkzustände, Autos wurden hier entsorgt, Sperrmüll abgeladen. Das führte auch zu unnötig höheren Betriebskosten, um die Flächen sauber zu halten.“

Jeder Mieter erhalte jetzt auf Wunsch einen eigenen, gesicherten Parkplatz. Eine Vermietung an externe Mieter sei auch möglich, allerdings zu höheren Preisen. Mieterinnen und Mieter können sich aber auch jederzeit an die Velero Servicenummer unter 0234-97843598 wenden, wenn sie diesbezüglich Fragen haben, so Anke Sostmann weiter.

Schranken wie diese stehen neuerdings an vielen Parkplätzen an Barth- und Brechtstraße in Scharnhorst-Ost
Schranken wie diese stehen neuerdings an vielen Parkplätzen an Barth- und Brechtstraße in Scharnhorst-Ost. © Andreas Schröter

Unterdessen hat sich auch die Politik eingeschaltet. Der SPD-Ratsvertreter Rüdiger Schmidt sagt: „Gerade hier in der finanziell am schlechtesten gestellten Gegend von Scharnhorst-Ost leben viele Übersiedler, Flüchtlinge und Menschen, die Transferleistungen beziehen.“

Diese Menschen hätten jetzt schon Probleme, sich und ihre Familien finanziell über Wasser zu halten. Hier komme dieser Schritt zur Unzeit - und sei eine Frechheit der Wohnungsgesellschaft, die sich auf Kosten ihrer Mieter bereichern wolle.

Seiner Ansicht nach herrsche hier dringender Handlungsbedarf seitens der Stadt und der Politik. Die Häuser seien in den 70er-Jahren mit Wohnungsbauförderungsmitteln gebaut worden. Und: Es gebe eine städtische Parkplatzsatzung.

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