Glasfaser für Dortmunds Zukunft: 3275 Kilometer Glasfaser-Kabel sollen in den nächsten fünf Jahren in Dortmund verlegt werden.

© Lutz Kampert (A)

Schnelles Internet: Dortmund verbindet Glasfasernetz mit der Region

rnDigitalisierung

Meilensteine für Dortmunds digitale Zukunft: Ein Glasfaser-Ring wird bejubelt wie eine neue Autobahn und der Breitband-Ausbau für 100 Millionen Euro hat eine große Hürde genommen.

Dortmund

, 27.08.2020, 16:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Als 1899 der Dortmund-Ems-Kanal und der Dortmunder Hafen eingeweiht wurden, kam der Kaiser höchstpersönlich. Daran erinnerte Wirtschaftsförderer Thomas Westphal, als am Mittwoch (26.8.) in vergleichsweise spärlicher Runde ein nach seiner Ansicht mindestens genauso wichtiges Infrastruktur-Projekt für Dortmund und die Region gestartet wurde: ein Hochgeschwindigkeitsring aus Glasfaser.

In diesem Ring, dem sogenannten Ruhr-Backbone, koppeln Dortmund, Bochum und Gelsenkirchen ihre Glasfasernetze und bilden gemeinsam über Stadtgrenzen hinweg ein starkes Rückgrat für digitale Wirtschaft und Innovation.

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„Allein durch die Corona-Pandemie haben wir alle gemerkt, wie abhängig man ist von einer stabilen Bandbreite für die Datenübertragung. Wie viele Videokonferenzen sind einfach abgebrochen!“, sagte Jörg Figura, Geschäftsführer von Dokom21.

Wie wichtig große Daten-Autobahnen seien, auf denen der Datenverkehr sicher und schnell laufen könne, zeige sich auch daran, dass Unternehmen zuverlässig auf ihre immer größer werdenden Daten zugreifen können müssen. „Und das in Echtzeit“, so Jörg Figura.

Ein enormer technologischer Schub für die Region

Da Glasfaser aktuell die technisch leistungsfähigste Anbindung ist, ist ein gutes Glasfasernetz ein bedeutender Standortfaktor, der die Leistungsfähigkeit für Unternehmen sichert.

Das unterstrich IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber: „Neben einigen großen Industrie-Unternehmen prägen heute vor allem der Mittelstand sowie innovative Technologie-Unternehmen die Region. Mit dem neuen Ruhr-Backbone als Hochgeschwindigkeits-Infrastruktur auf Gigabit-Basis bieten sich ihnen neue Möglichkeiten für digitale Vernetzung und Geschäftsmodelle.“

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Thomas Westphal räumte ein, dass der enorme technologische Schub nur schwer greifbar sei, weil er nicht sichtbar sei und ohne einen Spatenstich auskomme. „Wenn wir eine Autobahn gebaut hätten“, sagte er, „müssten wir nicht viel erklären.“

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Dokom21-Chef Jörg Figura beschrieb die Vorteile des Glasfaserrings so: „Unternehmen, die ihre Daten in den Rechenzentren Dokom21, TMR und Gelsen-Net nutzen, können ein Backup mit hohen Geschwindigkeiten zu weiteren

Rechenzentren aufbauen. Unternehmen können ihre Standortvernetzungen ausweiten. Darüber hinaus bietet dieses Netz auch alle Möglichkeiten, um den 5G-Ausbau der Mobilfunknetze mit Glasfaseranschlüssen zu unterstützen.“

3199 „weiße Flecken“ sollen in Dortmund beseitigt werden

Es war genau 13.26 Uhr als Thomas Westphal am Dokom-Rechenzentrum in Huckarde zum offiziellen Start des Ruhr-Backbones auf einen roten Knopf drückte.

Rund 24 Stunden zuvor hatte er öffentlich verkünden können, dass in Dortmund in den nächsten Jahren viele Unternehmen, Schulen und Haushalte, die bisher noch fast völlig von der digitalen Welt abgekoppelt sind, ein schnelles Internet bekommen werden.

Start des Ruhr-Backbone in Dortmund

Mit einem symbolischen Druck auf den roten Knopf starteten Jörg Figura, Geschäftsführer von Dokom21 (v.l.), Wirtschaftsförderungs-Chef Thomas Westphal und IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber im Dokom21-Rechenzentrum in Huckarde die Aktivierung des Ruhr-Backbone. © Dokom21/Schütze

Mit einer Fördersumme von fast 100 Millionen Euro soll in Dortmund der Breitband-Ausbau vorangetrieben werden. Die Stadt hat jetzt das Vergabeverfahren für den Ausbau abgeschlossen.

Und das beschert einem städtischen Tochterunternehmen einen Großauftrag. Denn Sieger des Vergabeverfahrens ist Dokom21.

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„Dass dies mit dem Start des Ruhr-Backbone zeitlich so zusammenfällt, ist ein Zufall. Aber beides passt wunderbar zueinander. Der Ruhr-Backbone bildet das Rückgrat für die Datenmengen, die in Dortmund weiter wachsen werden“, sagte Westphal und erinnerte daran, welches Datenvolumen allein in einer Familie beim zeitgleichen Online-Surfen, Kommunizieren in sozialen Medien und Streamen von Filmen und Musik anfalle.

Genau 3199 „weiße Flecken“ gibt es in Dortmund, wo so etwas aufgrund eines fehlenden schnellen Internets noch gar nicht möglich ist – Adressen, bei denen Telekom-Unternehmen der Ausbau von Breitband und Glasfaser-Netz nicht wirtschaftlich erscheint. Mit Hilfe von Fördermitteln sollen diese Lücken geschlossen werden.

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Im Oktober 2018 war das Verfahren für den geförderten Breitband-Ausbau in Dortmund gestartet worden. Dass es zwei Jahre bis zum Abschluss gedauert hat, begründete Westphal mit den vielen Details, die zu klären waren.

Teilweise passten etwa die Anforderung von Förderrecht und Vergaberecht nicht zusammen.

Warten auf Fördermittel-Bescheide

Jetzt fehlt nur noch das letzte Okay der Mitfinanzierer und der Politik. Sobald die Fördermittelgeber Bund und Land und die Bundesnetzagentur die finalen Fördermittel-Bescheide erteilen, werde man Dokom21 mit dem Ausbau beauftragen, erklärte Westphal. Und auch der Rat der Stadt muss in seiner Sitzung am 8. Oktober noch den städtischen Eigenanteil beschließen.

Es geht insgesamt um die stolze Summe von 97,3 Millionen Euro. Die Stadt trägt zehn Prozent der Kosten, der Rest wird durch die Fördermittel finanziert.

Viele Baustellen zu erwarten

Auch die Bauaufgabe ist immens. Insgesamt 3275 Kilometer Glasfaserkabel sollen in den nächsten fünf Jahren verlegt werden, um alle unterversorgten Bereiche im Stadtgebiet zu erreichen.

Auf 430 Kilometern sind dafür Tiefbauarbeiten nötig, auf einer Länge von 103 Kilometern können schon vorhandene Leerrohre genutzt werden.

Erreicht werden damit 7.532 Haushalte, 941 Unternehmen und 154 „institutionelle Nutzer“. Dazu gehören 139 Schulen. Ihr Anschluss ans schnelle Internet hat besondere Priorität, damit dort möglichst bald ein leistungsfähiges W-Lan vorhanden ist. „Digitale Schule geht nur mit Glasfaser“, so Westphal.

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