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Dortmund startet Aufholjagd bei schnellem Internet
Digitalisierung
In 3226 Gebäuden im Stadtgebiet gibt es kein schnelles Internet. Die Stadt hat den weiteren Breitband-Ausbau gerade europaweit ausgeschrieben. Aber nicht alle konnten so lange warten.
Das Privatgymnasium Stadtkrone Dortmund hat ein Medienkonzept gestartet für die Klassen sechs, sieben und acht. Alle Schüler haben dafür dasselbe Computermodell zur Verfügung. „Wenn dann alle gleichzeitig mit ihrem Gerät ins Netz gehen, würde mit dem klassischen Kupferkabel gar nichts passieren“, sagt Schulleiter Günter Kaczorowski. Sein Schulgebäude an der Lissaboner Allee gehörte zu den mehr als 3200 weißen Flecken in der Stadt - sprich, war ohne schnelles Internet.
War und wäre es auch heute noch, wenn die Schule nicht Ende letzten Jahres reagiert hätte. „Wir haben uns selbst einen industriellen Glasfaseranschluss legen lassen, und tragen auch die Kosten selbst“, so der Schulleiter. 682 Euro Miete im Monat zahlt die Privatschule für den neuen Hochgeschwindigkeitsanschluss.
Gutes Abschneiden im Digital-Ranking
Wie passt das zu einer Stadt, die erst im vergangenen September von der Stiftung „Lebendige Stadt“ als „Digitalste Stadt“ Deutschlands ausgezeichnet wurde? Auch im „Digitalisierungskompass 2018“ vom Prognos-Institut und der Index-Gruppe, der ebenfalls im September erschienen ist, schneidet die Westfalenmetropole nicht schlecht ab: Von 401 Landkreisen und kreisfreien Städten landet Dortmund im bundesweiten Gesamtranking auf Platz 48 vor Bochum, Essen, Duisburg und Oberhausen, aber hinter Münster (Platz 34). Innerhalb Nordrhein-Westfalens kommt Dortmund auf Platz 6.
Beim Arbeitsmarkt für digitale Berufe liegt Dortmund auf Platz 44. Einen großen Einfluss auf das Digitalisierungsgeschehen hat die vor Ort ansässige Branche für Informations- und Kommunikationstechnologie. Hier nimmt Dortmund Platz 52 ein. Beim Breitband-Ausbau dagegen hat die Stadt Nachholbedarf. Sie ist hier nur Nummer 113.
Stadt kümmert sich jetzt selbst
7605 Privathaushalte und fast 1000 Firmen sowie 204 Sondereinrichtungen wie Schulen werden vor allem im äußersten Norden und äußersten Süden des Stadtgebiets vom langsamen Internet ausgebremst. Doch ein schnelles Netz ist für Unternehmen, Institutionen und viele Privatleute unabdingbar. Weil sich der sogenannte Breitband-Ausbau für Telekommunikationsunternehmen nicht lohnt, kümmert sich die Stadt nun selbst darum.
Mit vorläufigen Förderbescheiden von Bund (fast 10 Mio. Euro) und Land (fast 8 Mio. Euro) sowie mit eigenem Geld (rund 2 Mio. Euro) will die Stadt rund 20 Mio. Euro in den Breitband-Ausbau investieren. Die europaweite Ausschreibung für ein flächendeckendes Hochgeschwindigkeitsnetz ist Mitte Oktober erfolgt.
1600 Kilometer neue Glasfaserkabel
Vorausgesetzt die Stadt findet einen geeigneten Anbieter, sollen bis zum Frühjahr 2020 mehr als 1600 Kilometer neue Glasfaserkabel und 250 Kilometer neue Leerrohre im Boden liegen - und zwar bis vor die bisher unversorgten Gebäude. Das bedeutet rund 200 Kilometer Tiefbauarbeiten mit vielen Baustellen im nächsten Jahr. Um den individuellen Anschluss müssen sich die Nutzer dann selbst kümmern.
Erstmals sollen auch Schulen und Bildungseinrichtungen von diesem geförderten Breitband-Ausbau profitieren. Mit der konsequenten Verlegung von Glasfaserkabeln sollen auch für sie absehbar Download- und Upload-Möglichkeiten bis zu einem Gigabyte pro Sekunde drin sein.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
