Die Straße wird zum Teil der Inszenierung und entlang der Strecke gibt es immer wieder Überraschungen. Regisseur Alvaro Schoeck freut sich über diese ungewöhnliche "Bühne".

Die Straße wird zum Teil der Inszenierung und entlang der Strecke gibt es immer wieder Überraschungen. Regisseur Alvaro Schoeck freut sich über diese ungewöhnliche "Bühne". © Didi Stahlschmidt

Riesige Open-Air-Oper soll quer durch Dortmunds Nordstadt ziehen

rnKultur-Spektakel

So etwas hat die Nordstadt wohl noch nie gesehen: Sie wird am Samstag zur Bühne einer riesigen Open-Air-Oper. Über 200 Musiker ziehen quer durch den Dortmunder Stadtteil - und jeder kann mitmachen.

Dortmund

, 29.05.2022, 17:53 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Oper: klassisch, traditionell, opulent und sperrig. Oder doch nicht? Mit einer Inszenierung in Dortmund soll gezeigt werden, dass diese Klischees nicht immer stimmen. Denn diese Oper geht auf die Straße, geht zu den Menschen, vor ihre Haustür und in ihre Vorgärten.

Was sich wie ein Experiment anhört und es teilweise auch ist, ist vor allem eine riesige Opern- und Musikproduktion im öffentlichen Raum, in der Nordstadt: die Nordstadtoper.

Die Oper geht zu den Menschen

"Es sind zwei Welten, die aufeinanderprallen und sich dann zusammenfügen", erklärt Alvaro Schoeck, der als Regisseur die künstlerische Leitung der Nordstadtoper innehat. Der international tätige, freie Regisseur aus der Schweiz hat in den vergangenen Jahren am Theater Dortmund bereits die Oper Neverland und den Musikfilm „Sounds of Dortmund“ verantwortet.

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Schoeck möchte mit dem ungewöhnlichen Format die Schwellen und Hürden zur Oper verringern und sie den Menschen zugänglicher machen. "Der Gedanke ist sehr naheliegend, dass man mit der Oper zu den Menschen geht", so Schoeck. Und dies wird am 4. Juni sehr direkt und sehr auffällig auch geschehen.

Außergewöhnliche Inszenierung im Hafen

Im südlichen Blücherpark startet die Prozession mit über 200 Musikern, Gauklerinnen und Spielern, um vor dort aus im Zickzackkurs durch das Hafen-Quartier zu ziehen. Auf einem Lkw befindet sich mit dem Elektro-Musiker „909 Schneider“ und Sängern und Sängerinnen der Oper das Kernstück der Inszenierung – während der Zug durch die Kessel- und Scharnhorststraße geht, irgendwann die Mallickrodtstraße quert und dann über die Lagerhausstraße in den Hafen geht.

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Auf dem Weg ist nicht nur jeder eingeladen, kostenfrei der musikalischen Karawane zu folgen. Es darf auch mitgesungen und mitgetanzt werden.

„Die Hauptdarstellerin ist die Nordstadt“

An ausgewählten, teils skurrilen Orten treten dann wieder Sängerinnen und Sänger des Opernensembles in Aktion. Entlang der Route werden aber auch lokale Bands, Musik- und Tanzformationen in die Inszenierung eingebunden.

Regisseur Alvaro Schoeck freut sich jetzt schon auf die ganz besonderen Orte in der Nordstadt. An dieser Stelle im Blücherpark startet die Karawane am 4. Juni um 19 Uhr.

Regisseur Alvaro Schoeck freut sich jetzt schon auf die ganz besonderen Orte in der Nordstadt. An dieser Stelle im Blücherpark startet die Karawane am 4. Juni um 19 Uhr. © Didi Stahlschmidt

Selbiges gilt für Wohnhäuser, Ladenlokale, Kneipen, Telefonzellen oder Bushaltestellen sowie am Ende auch das Wasser. So divers die Nordstadt, so divers die Aufführung.

"Die Hauptdarstellerin ist die Nordstadt", sagt Schoeck. Ihm ist ebenso wichtig, dass alle Beteiligten auf Augenhöhe gemischt werden und dies geschieht neben der eigentlichen Aufführung durch die Musik, bei der Sprache und Kultur keine Rolle spielen.

Viele Beteiligte aus der Stadtgesellschaft aktiv mit dabei

Die Idee zu dieser außergewöhnlichen Operninszenierung kam Schoeck im Nachklang der Produktion von "Sounds of Dortmund", einer Musikkollage im Dortmunder Stadtraum in 2020/21. Dabei wurde ihm klar, dass die Nordstadt der spannendste Stadtteil von Dortmund ist und es durch den Kanal den emotionalen Bezug zum Wasser gibt.

"Dann habe ich spontan gesagt, wir machen eine Nordstadtoper", erinnert sich Schoeck schmunzelnd. Zumal das Projekt von Beginn an eine Eigendynamik entwickelt hat, die durch die Einbindung des Stadtraums und vieler Akteure aus ganz Dortmund und der Nordstadt entstand.

Zentrales Musik- und Gesangs-Ensemble der Nordstadtoper (v. l.): der Elektro-Musiker "909 Schneider" und die drei Mitglieder des Ensembles der Oper Dortmund Sooyeon Lee, Daegyun Jeong und Mandla Mndebele (hinten).

Zentrales Musik- und Gesangs-Ensemble der Nordstadtoper (v. l.): der Elektro-Musiker "909 Schneider" und die drei Mitglieder des Ensembles der Oper Dortmund Sooyeon Lee, Daegyun Jeong und Mandla Mndebele (hinten). © Björn Hickmann

Schoeck und sein Team haben im Vorfeld unzählige Besuche in der Nordstadt gemacht und sich mit vielen intensiv ausgetauscht. So ist auch die Strecke schließlich Teil der Dramaturgie geworden.

Die "Nordstadtoper" ist nach Schoeck eine neue Herangehensweise an die sogenannte "Schreckens- und Befreiungsoper", so wie Beethovens "Fidelio" mit dem Wunsch nach Freiheit und Gerechtigkeit und einer Liebesgeschichte – diesmal über die Nordstadt.

Es wird eine wahrlich einzigartige Erfahrung werden: Denn die Weltpremiere wird gleichzeitig auch die einzige Aufführung der Nordstadtoper bleiben. Eine Wiederholung ist nicht geplant.

Zur Sache

Die Nordstadtoper


  • Die musikalische Karawane startet am Samstag (4.6.) um 19 Uhr im südlichen Blücherpark
  • Soundinstallation: TD Finck von Finckenstein, Szenografie: Dina Nur, Dramaturgie: Houssie Shirin, Komposition: Sandra Stadler und 909 Schneider
  • Der Eintritt ist frei
  • Mehr Informationen: www.theaterdo.de/nordstadtoper
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