
© Patricia Böcking
Kerstin Scheufen-Hanke setzt in ihrem Dortmunder Restaurant weiter auf 2G+
Coronavirus
Corona-Beschränkungen für die Gastronomie gibt es nicht mehr. Ein Dortmunder Restaurant hat sich entschieden, da nicht mitzugehen. Dort gilt weiter die strenge Regel: Rein kommt nur, wer 2G+ ist.
Vor einem Jahr noch war die Gastronomie im Total-Lockdown. Im Winter 2021/22 gab es diesen harten Einschnitt nicht mehr, doch wer etwas essen oder trinken gehen wollte, musste nachweisen, dass er 2G+ ist. Also geimpft und genesen plus zusätzlich getestet. Für Geboosterte und ihnen gleich Gestellte entfiel die Testpflicht. Es war mit die strengste Zugangsvoraussetzung, die Coronaschutzverordnungen vorsahen.
All das ist vorbei: Ab Anfang März galt wieder 3G in NRW – damit konnten auch Ungeimpfte mit aktuellem Test wieder ins Restaurant. Anfang April fiel auch diese letzte Hürde weg. Jeder darf wieder essen gehen, ganz unabhängig vom Impf- oder Teststatus.
Schutz der Gäste, aber auch der Mitarbeiter
Es sei denn, er möchte ins „Kerstins“ in der Alten Mühle in Dortmund-Huckarde. Pink hinterlegt verkündet schon die Homepage: „Auch weiterhin gilt bei uns die 2G+-Regel!“. Und das liegt nicht daran, dass die Internetseite nicht auf dem neuesten Stand ist, sagt Inhaberin Kerstin Scheufen-Hanke auf Anfrage am Dienstag (12.4). Dass an der strengen Regeln festgehalten werde, sei eine bewusste Entscheidung. Eine, mit der sie ihr Hausrecht anwende.

Das „Kerstins“ hat erst im November in Huckarde eröffnet. © Beate Dönnewald
„Wir wollen unsere Gäste schützen und unsere Mitarbeiter auch“, erklärt die Inhaberin den ungewöhnlichen Schritt, den wohl nicht viele Gastronomen gerade gehen dürften. Ausschlaggebend sei für sie, dass die Gefahr, dass Ungeimpfte Corona übertragen, deutlich größer sei als bei Geimpften.
„Ein guter Impfstatus reduziert das Risiko“, sagt Scheufen-Hanke. Omikron verlaufe zwar oft milder als vorherige Varianten, aber immer wieder gebe es trotzdem Menschen, die schwer erkrankten. Daher halte man an 2G+ fest. Auch 3G reicht Scheufen-Hanke nicht, zumindest nicht im Innenraum. Somit können Ungeimpfte zurzeit nicht im „Kerstins“ essen – es sei denn, sie sind frisch genesen.
Abstand ist nicht einzuhalten
Zu der Entscheidung beigetragen habe auch, dass es im Gastraum in der alten Mühle recht eng sei, sagt die Inhaberin des Restaurants, das erst im November eröffnet hat und einen Mix aus nordischer und westfälischer Küche bietet. Abstandsregeln könne man nicht sinnvoll einhalten. Und selbst wenn die Tische weit auseinander gestellt würden: „Mitarbeiter kommen den Gästen immer nahe.“ Wenn man etwas serviere, ginge das nicht anders.

Im "Kerstins" wird westfälische mit nordischer Küche kombiniert. So gehört auch Island-Lamm zur Speisekarte. © Beate Dönnewald
Kerstin Scheufen-Hanke ist sich bewusst, dass ihre Entscheidung für 2G+ bei manchen anecken könnte: „Der eine wird das gut finden, der andere nicht“, sagt sie. Ihre Kundschaft sei aber sehr „sicherheitsbewusst“. Schon als 2G+ noch überall galt, habe kaum jemand gemeckert. Kein Wunder, 95 Prozent der „Kerstins“-Gäste seien geboostert, schätzt die Restaurant-Betreiberin.
Dass sie noch immer an 2G+ festhalte, fänden jetzt vor allem die Gäste „total klasse“, die wegen der Lockerungen erst recht Angst hätten, sich zu infizieren. Aber: Hin und wieder aber müsse sie Gästen durchaus absagen. So wie neulich, als eine Gruppe von acht bis zehn Leuten kommen wollte, darunter zwei Ungeimpfte. Die Gruppe musste sich was anderes suchen. Scheufen-Hanke: „Wenn man sowas macht, dann ganz oder gar nicht.“ Ausnahmen mache sie nicht.
Personal nicht leicht zu finden
Auch aus ökonomischen Gründen nicht. Denn abgesehen davon, dass sie generell nicht wolle, dass sich jemand mit Corona infiziere, würde ihr eine Infektion in der Belegschaft „das Haus mindestens 14 Tage lahm legen“, sagt sie. Dieser Grund spiele klar auch mit in die Entscheidung für 2G+ rein, so Scheufen-Hanke.
Während sie bei den Gästen auf wenig Probleme zu stoßen scheint, macht 2G+ die Suche nach dringend benötigtem neuen Personal mühsam. Denn es meldeten sich oft Bewerber, die nicht oder nicht ausreichend geimpft seien. Doch Scheufen-Hanke bleibe auch hier hart, sagt sie. Und ist sich sicher: „Am Ende wird es sich lohnen.“
Nur zu Ostern geöffnet
Das „Kerstins“ hat bis zum 1.5. geschlossen, weil es die Biergartensaison vorbereitet. Nur an Ostern wird eine Ausnahme gemacht, da hat es vom 15.4. bis zum 18.4. geöffnet und bietet auch spezielle Oster-Menüs an. Laut Inhaberin soll die 2G+-Regel auch im Mai erst mal weiter gelten. Nur im Außenbereich nicht, dort gelte dann 3G. Maskenpflicht bestehe aber im Kerstins nicht mehr.Ist fürs Journalistik-Studium vor 20 Jahren nach Dortmund gezogen und hat danach jahrelang in der Nachrichtenredaktion gearbeitet. Lebt schon lange im Dortmunder Westen und freut sich, hier und in Castrop-Rauxel auch journalistisch unterwegs zu sein.
