Rechte mit Fackeln vor Asylbewerberheim - 13 Festnahmen

In Eving

Mindestens 20 Vermummte mit brennenden Fackeln haben vor einem Asylbewerberheim in Eving rechte Parolen skandiert und Pyrotechnik angezündet. Die Polizei nahm vorerst 13 Verdächtige aus der rechtsextremen Szene fest. Jetzt wird ermittelt. Am Samstagabend reagierten die Gegner der Neonazis.

DORTMUND

07.02.2015, 11:32 Uhr / Lesedauer: 2 min

  • Mindestens 20 Neonazis marschieren am Freitagabend mit Fackeln vor einem Flüchtlingsheim auf
  • 13 Rechtsradikale werden festgenommen und am frühen Samstagmorgen entlassen
  • Polizei setzt in kurzer Zeit 200 Beamte ein, richtet eine Ermittlungskommission ein.
  • Oberbürgermeister Sierau reagiert empört auf Neonazi-Umtriebe
  • Knapp 200 Demonstranten protestieren am Samstagabend gegen Aufmarsch

Aktualisierung Sonntag, 19.15 Uhr:

Die Grünen kritisieren das Vorgehen der Polizei. „Es ist unbegreiflich, dass Staatsschutz und Polizei vom Aufmarsch in Eving nicht im Vorfeld wussten und ihn verhindert haben“, heißt es in einer Pressemitteilung. Als Konsequenz fordern die Grünen von Polizei und Stadtverwaltung ein Sicherheitskonzept für die Flüchtlingsheime. Der Innenminister müsse die neuen Ereignisse in die Prüfung eines Verbots der Partei „Die Rechte“ einbeziehen. 

Aktualisierung 19.05 Uhr:

Inzwischen ist die Kundgebung an der Katharinenstraße beendet. Die Polizei spricht von 150 bis 200 Teilnehmern. "Alles lief friedlich ab", so Polizeisprecher Oliver Peiler auf Anfrage.

Aktualisierung 18.25 Uhr:

An der Katharinenstraße haben sich nach dem Vorfall in Eving zur Stunde rund 150 Gegner der Neonazis zu einer spontanen Kundgebung versammelt. Diese wird von einem massiven Aufgebot an Bereitschaftspolizei begleitet. Die Stimmung ist dort bislang sehr friedlich.

Aktualisierung 16.50 Uhr - weitere Reaktionen:

Mittlerweile reagierte auch NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) auf den Vorfall in Eving. Er sprach von einer „ernsten und beschämenden“ rechtsextremistischen Droh-Aktion. „Die Polizei wird gegen die Neonazis alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen. Flüchtlinge, die alles verloren haben und hier bei uns Schutz suchen, dürfen nicht mit Nazi-Methoden verängstigt werden“, betonte der Minister.

Auch der Dortmunder Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) zeigte sich empört. „Die Nazis haben einmal mehr ihre menschenverachtende, rassistische Fratze gezeigt“, erklärte Sierau. Der SPD-Politiker forderte erneut ein Verbot der Partei „Die Rechte“.

Aktualisierung 13.17 Uhr:

Die 13 festgenommenen Rechtsextremen sind am Samstagmorgen wieder auf freien Fuß gesetzt worden, denn die gerufenen Parolen seien strafrechtlich nicht relevant gewesen. Wer hinter der Aktion steckt, konnte die Polizei noch nicht sagen.

Mit brennenden Fackeln und teilweise mit Halstüchern oder Schals vermummt hatten sich die mindestens 20 Rechtsextremen am Freitagabend vor dem Flüchtlingsheim in Eving versammelt. Zeugen alarmierten die Polizei gegen 21 Uhr, die kurz darauf eintraf.

Verletzt wurde laut Polizei niemand, Sachschäden gebe es ebenfalls keine. Dennoch wird gegen die Teilnehmer des Aufmarsches wegen Landfriedensbruch und Verstoßes gegen das Versammlungsverbot ermittelt.

Aktualisierung 11.58 Uhr:

Polizeipräsident Gregor Lange hat sich laut Polizeimeldung zu dem Vorfall geäußert: "Diese aus ihren Heimatländern vor Not und Elend geflüchteten Menschen bedürfen unseres besonderen Schutzes." Die Polizei wolle alles tun, um "diese unerträglichen Provokationen und Einschüchterungen der Rechtsextremen zu stoppen".

Eine Ermittlungskommission arbeite "auf Hochtouren", heißt es in der Polizeimeldung. Dazu gehören weitere Spuren sichernde Maßnahmen im Nahbereich der Flüchtlingsunterkunft. Rund 200 Einsatzkräfte sind seit dem Vorfall aktiv in die Ermittlungen eingebunden.

Erstmeldung:

„Als wir an dem Heim ankamen, war keiner mehr da. Nur ein paar Fackeln lagen noch auf der Straße und dem Gehweg“, sagte ein Sprecher der Polizei am Samstagmorgen. Zeugen hatten zuvor auf den Vorfall aufmerksam gemacht. Die Polizisten nahmen noch am Freitagabend in der Nähe des Heims 13 Menschen fest.

Die Beamten stellten nach eigenen Angaben zahlreiche Beweismittel, darunter die aufgefundenen Fackeln, die Mobiltelefone der Rechtsextremisten sowie deren Bekleidung sicher. 

Gegen die Festgenommenen werde nun unter anderem wegen Landfriedensbruchs und Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz ermittelt. Es gab keine Verletzten. Die Polizei wollte im Laufe des Tages weiter informieren. 

jf/dpa

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