Die zwei ersten Fahrradstraßen in der Innenstadt, ein komfortabler Radwall, bessere neue Markierungen für Radwege an Kreuzungen und neue Fahrradständer in der Innenstadt: Die Stadt Dortmund hat in den vergangenen zwei Jahren einiges für eine Verbesserung der Radverkehrs-Bedingungen getan. So ganz ist das aber noch nicht auf der Straße angekommen.
Denn auch beim aktuellen Fahrrad-Klimatest 2022 des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) schneidet Dortmund mit Blick auf die Radfahrbedingungen weiterhin schlecht ab. Bundesweit reicht es mit einer Gesamtnote von 4,27 auf der Rangliste der Großstädte über 500.000 Einwohner weiterhin nur für den vorletzten Platz. Marginal schlechter bewertet wird nur die Revier-Nachbarstadt Essen mit 4,28.
Die Bewertung erfolgt nach dem Schulnotensystem. Eine 1 steht dabei für fahrradfreundlich, eine 6 für fahrradunfreundlich. Bestbewertete Großstadt mit mehr als 500.000 Einwohnern ist Bremen mit einer Durchschnittsnote von 3,6. Münster erreicht als Großstadt mit weniger als 500.000 Einwohnern eine glatte 3.
An der alle zwei Jahre stattfindenden Online-Befragung des ADFC hatten im vergangenen Herbst bundesweit 245.000 Radfahrende teilgenommen und mehr als 1000 Städte und Gemeinden bewertet. In Dortmund nahmen 1928 Menschen teil.

Und die bewerten die Fahrradfreundlichkeit in Dortmund weiterhin kritisch - auch wenn die städtischen Anstrengungen der letzten Zeit durchaus wahrgenommen wurden. Mit 3,6 wird das Thema „Fahrradförderung in letzter Zeit“ vergleichsweise gut bewertet. In der Gesamtnote führt das allerdings nur zu einer geringen Verbesserung von (gerundet) 4,4 auf 4,3.
Die Hauptkritikpunkte haben sich gegenüber den früheren Befragungen kaum verändert. Besonders schlecht werden mit den Noten 5,1 beziehungsweise 5,2 die Radwege-Führung an Baustellen, die Breite der Radwege und die mangelnde Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen bewertet. Besonders bemängelt werden auch Hindernisse auf Radwegen, ein unzureichender Winterdienst und die Ampelschaltungen für Radfahrer.
Die Konsequenz: Der überwiegende Teil der Teilnehmer stellt fest, dass Radfahren in Dortmund mehr Stress als Spaß bereitet und man als Radfahrer oder Radfahrerin als Verkehrsteilnehmer nicht ernst genommen wird.
Immerhin gibt es auch Aspekte mit überwiegend positiven Bewertungen. Die besten Bewertungen gibt es mit den Noten 2,7 beziehungsweise 2,8 für das Angebot an öffentlichen Leihfahrrädern und die Öffnung von Einbahnstraßen in Gegenrichtung. Vergleichsweise gut schneiden auch die Wegweisung für Radfahrende sowie die Erreichbarkeit des Stadtzentrums ab - und eben auch die Fahrradförderung in letzter Zeit, siehe oben.

ADFC sieht großen Nachholbedarf
„Die Bemühungen der Stadt Dortmund reichen offensichtlich nicht aus, dass der Radverkehr eine zufriedenstellende Benotung bekommt“, stellt der Dortmunder ADFC-Vorsitzende Werner Blanke in einer ersten Bewertung fest. „Der Nachholbedarf, den Radverkehr zu fördern, ist so groß, dass die bisherigen Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs massiv zu wenig sind.“
85 Prozent fühlten sich beim Radfahren nicht sicher, merkt Blanke an. Dabei ließe sich schon mit kleineren Maßnahmen die Situation deutlich verbessern - beispielsweise durch konsequente Ahndung von Falschparkern auf Radwegen, mehr Tempo 30, fahrradfreundliche Lösungen an Baustellen und Pop-Up-Radwegen. Nötig sei aber auch ein durchgängiges Radwegenetz.
Blankes Fazit: „Der Nachholbedarf zur Förderung des Fahrradverkehrs in Dortmund ist so riesig hoch, dass sowohl deutlich mehr Personal als auch Finanzmittel in diesen Verkehrsbereich investiert werden müssen.“
Protest gegen Schneckentempo beim Radschnellweg: RS 1 wird in Dortmund zum Ewigkeits-Projekt
Klo auf Radweg und Co.: Das sind Dortmunds Horror-Baustellen für Radfahrer
So schlecht schneidet Dortmund beim Fahrradklima-Test ab
So schlecht schneidet Dortmund beim Fahrradklima-Test ab
Klo auf Radweg und Co.: Das sind Dortmunds Horror-Baustellen für Radfahrer