Freie Fahrt für Fahrräder - auch in Einbahnstraßen Neue Regeln für die City

Freie Fahrt für Fahrräder in der City - auch in Einbahnstraßen:
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Peter Fricke mag nicht mehr warten: „Seit 20 Jahren redet die Stadt Dortmund nur, aber wir sind keinen Millimeter weitergekommen“, sagt der 46-Jährige, der sich bei „Fahrrad Aufbruch Dortmund“ engagiert. Er will erreichen, dass es möglich ist, die City „bequem und ungefährdet“ auf dem Fahrrad zu durchqueren - von Ost nach West über die Kampstraße und von Nord nach Süd zum Beispiel über die Hansastraße. Dafür sollen Radfahrer alle Einbahnstraßen entgegen der für Autos vorgeschriebenen Fahrtrichtung befahren dürfen. Brisant: Auch eine neue Fußgängerzone in der City soll mit dem Fahrrad befahrbar sein.

Seit Mittwoch, 19. April, ist der Dortmunder Informatiker seinem Ziel ein Stück näher gerückt. An diesem Tag hat die Bezirksvertretung Innenstadt West seinem Antrag, die Einbahnstraßen in der Innenstadt für Radfahrer freizugeben, zugestimmt. Nun liegt der Ball bei der Verwaltung, die damit aufgefordert ist, die Einbahnstraßen-Schilder und die „Durchfahrt verboten“-Schilder mit dem Zusatz „Fahrrad frei“ zu versehen.

Zehn Stellen hat er in seinem Antrag aufgelistet: Vom Hansaplatz über die Brückstraße bis zur Reinoldistraße und Bissenkamp. Dort sollen auch die Abbiegeschilder neu gestaltet werden. Ein ursprünglich in der Bezirksvertretung eingereichter Antrag, der Verbesserungen für Radfahrer auch in der Kampstraße vorgesehen hatte, wurde lediglich zur Kenntnis genommen. Denn in gleicher Sitzung hat das Stadtteil-Parlament die Umwandlung der Kampstraße zwischen Freistuhl und Hansastraße bis zur Abzweigung Bissenkamp zur Fußgängerzone beschlossen - ein erster Schritt, den Autoverkehr von dort zu verbannen.

Peter Fricke in der Kampstraße. Hier weist ein Radfahr-Emblem unter dem Fußgängerzonen-Schild darauf hin, dass Räder hier durchfahren dürfen.
Peter Fricke in der Kampstraße. Hier weist ein Radfahr-Emblem unter dem Fußgängerzonen-Schild darauf hin, dass Räder hier durchfahren dürfen. © G. Thanscheidt

Befahrbar für Radfahrer soll der Bereich trotz Fußgängerzone sein: „In einer Fußgängerzone Kampstraße soll Fahrradfahren künftig nicht nur erlaubt, sondern auch ermöglicht werden“, erläutert Astrid Cramer, Fraktionssprecherin der Grünen in der Bezirksvertretung Innenstadt West. Daher hat sie den Beschluss über die „Teileinziehung von Teilabschnitten der Kampstraße“ - wie die Schaffung von Fußgängerzonen im Amtsdeutsch heißt - durch einen entsprechenden Passus ergänzt.

Das ist ganz im Sinne von Peter Fricke, der es am liebsten sehen würde, wenn auf der Kampstraße eine extra Markierung, eine eigene Spur, den Radfahrern den richtigen Weg weisen würde. Bedingung dafür wäre, dass dieser Fahrweg nicht durch Bänke, Bäume oder Wasserflächen versperrt würde. „Es ist vollkommen klar, dass Fußgänger hier oberste Priorität haben. Die Erfahrung zeigt auch, dass es nicht zu Konflikten kommt, wenn es genug Platz für alle Verkehrsteilnehmer gibt“, sagt der Querschnittsgelähmte, der mit seinem Handbike viel in der Innenstadt unterwegs ist. Sein Auto lasse er immer öfter stehen.

„Künstliche Engpässe“

Probleme gebe es nur, wenn an einigen Stellen „künstliche Engpässe“ entstehen. Zum Beispiel bei der Riesen-Wippe, die nahe der Petri-Kirche mitten auf der Straße thront. Oder bei den Ständen, die sich an Markttagen die Hansastraße hinunter bis zum Westenhellweg ziehen. „Dass die hier auch noch ihre Auslagen präsentieren, ist total unnötig“, sagt Fricke.

Eine erhöhte Unfallgefahr durch die Öffnung der Einbahnstraßen für Radfahrer sieht er nicht - „die Zahl der Unfälle nimmt danach nicht zu“. Auch deswegen sei die Öffnung mittlerweile nicht mehr eine Ausnahme, sondern eine sogenannte Soll-Bestimmung und damit die Regel. „Wir wollten diesen Beschluss, damit formal klar ist, dass Fahrradfahrer keinen Ärger bekommen, wir wollen Rechtssicherheit“, erklärt Astrid Cramer.

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