Eine Schnecke kriecht auf dem Transparent des ADFC gemächlich über die Fahrbahn. Verbunden mit der Forderung: „Macht diesen Radweg endlich schnell“. Denn nach Eindruck der Fahrrad-Lobbyisten ist das Radweg-Großprojekt in diesem Jahr nur im Schneckentempo vorangekommen.
Mit der Aktion an der Großen Heimstraße erinnerten die Vertreterinnen und Vertreter des ADFC an die Eröffnung des ersten Teilstücks des RS1 vor fast genau einem Jahr. Am 1. Dezember 2021 war die Fahrradstraße in der Großen Heimstraße und Sonnenstraße offiziell freigegeben worden. Seitdem wurden noch ein paar „Bremskissen“ für den Autoverkehr an Einmündungen installiert. Ansonsten ist in Sachen RS 1 in Dortmund in diesem Jahr nichts Sichtbares passiert.

Und auch, wann es mit der Strecke weitergeht, ist unklar. „Zum jetzigen Zeitpunkt können wir leider noch keine konkreten Termine für den Bau oder die Fertigstellung weiterer Teilstücke nennen“, erklärt Stadtsprecherin Alexandra Schürmann auf Anfrage.
Für den Abschnitt Sonnenstraße zwischen Arneckestraße und Ruhrallee erarbeite die Verwaltung aktuell die Vorplanung. „Hier müssen wir ein besonderes Augenmerk auf den Erhalt des geschützten Baumbestands legen, welcher für Klima und Stadtbild prägend ist“, erklärt Alexandra Schürmann. „Der Arbeitsaufwand ist deutlich höher, da erst weitere Gutachten zu erstellen sind.“ Auch der Anschluss der Großen Heimstraße bis zur Schnettkerbrücke sei in der Vorplanung.
Zur Erläuterung: Die Vorplanung liefert erst einmal nur Grundlagen der Planung, Details liefert danach die Ausführungsplanung, die dann Grundlage für den Baubeschluss durch die Politik ist. Die Angaben aus der Verwaltung lassen darauf schließen, dass damit wohl nicht so bald zu rechnen ist.
Weiterhin zu wenig Personal
Als Hauptgrund für das Schneckentempo nennt die Verwaltung seit Jahren die fehlenden Personalkapazitäten für Planung und Bau. Im Juni hatte Planungsamtsleiter Stefan Thabe zuletzt einen Zwischenbericht in den zuständigen Ratsausschüssen gegeben. Damals habe sich im Planungsamt ein Mitarbeiter in Teilzeit um die Planung des RS1 gekümmert. Zwei weitere Stellen seien bewilligt, eine davon vergeben. Im Tiefbauamt, das für die Ausführungsplanung und den Bau zuständig sei, gebe es bislang keine Planerstelle für den RS1, erklärte Thabe.
„Seit diesem Sommer gibt es ein Team ‚Radschnellweg Ruhr‘ mit drei Mitarbeitern beim Stadtplanungs- und Bauordnungsamt. Damit ist es aber noch nicht getan: Es müssen weitere Einstellungen erfolgen, um dieses für die Verkehrswende zentrale und sehr komplexe Dekadenprojekt umsetzen zu können“, erklärt Alexandra Schürmann auf Anfrage den aktuellen Stand. Im Tiefbauamt fehle immer noch das Personal, das die weiteren Planungen bearbeiten könnte.
Nicht zuletzt wegen des fehlenden Personals soll ein Großteil der Planung für die insgesamt 24 Kilometer lange RS1-Strecke durch Dortmund an externe Planungsbüros vergeben werden. Das gilt vor allem für die freie Strecke, für die der Landesbetrieb Straßen.NRW als sogenannter Baulastträger zuständig ist. Hier gilt die Vereinbarung mit dem Land, dass die Stadt Dortmund die Planung mit übernimmt.
Aufträge an externe Büros
Jetzt heißt es, dass sich die Planungen zu den verschiedenen Teilstücken größtenteils in der Grundlagenermittlung und der Vorplanung befänden. Dazu gehöre auch die Vorprüfung der Umweltverträglichkeit und des Artenschutzes. Die sei für die östlichen Teilstücke bereits durch ein externes Gutachterbüro abgeschlossen, teilt Alexandra Schürmann mit. Für die westlichen Abschnitte sei ein weiteres Vergabeverfahren an ein externes Gutachterbüro gestartet.
Im Juni hatte Thabe angekündigt, dass ab 2023 für den weiteren Verlauf des RS1 im Stadtgebiet Varianten geprüft und Trassen festgelegt werden sollen. Auch das soll von externen Ingenieurbüros erledigt werden. „Mit einer Auftragsvergabe ist allerdings erst ab dem 2. Quartal 2023 zu rechnen“, teilt Alexandra Schürmann jetzt mit.
Dass es dann schnell vorangeht, ist ebenfalls nicht zu erwarten. Denn die Entscheidungswege sind lang. „Die Ergebnisse der Vorplanungen müssen mit dem Projekt- und Baulastträger Straßen.NRW abgestimmt werden, um die weiteren Planungsschritte einleiten zu können“, erklärt Alexandra Schürmann.
ADFC hat weitere Wünsche
Das klingt nicht so, als ob sich der Wunsch des ADFC nach einem zügigen Ausbau des RS1 erfüllen wird. Aber die Fahrrad-Experten haben auch noch konkrete Wünsche, um die Fahrradstraße im Kreuzviertel aus Radler-Sicht zu optimieren.

Was die ADFC-Vertreterinnen und Vertreter stört, ist vor allem der Auto-Durchgangsverkehr in der Großen-Heimstraße. Viele Autofahrer nutzten die Strecke als Alternative zur Lindemannstraße mit ihren zahlreichen Ampeln, erklärt Andreas Bach vom Vorstand des ADFC.
Der ADFC schlägt deshalb vor, die Zufahrt in die Große Heimstraße aus Richtung Süden an der Wittekindstraße für den Autoverkehr zu schließen. Im Verlauf der Großen Heimstraße sollen dann Sperren dafür sorgen, dass nur noch Radfahrer passieren können. Für den Auto-Anliegerverkehr würde die Große Heimstraße dann zweigeteilt, Durchgangsverkehr so verhindert.

Mehr Sicherheit wünscht sich Bach für die Kreuzung Große Heimstraße/Kreuzstraße, die von vielen Schülerinnen und Schülern auf dem Weg zum Schulzentrum Kreuzstraße passiert werde. Hier könnte ein weiterer Zebrastreifen für mehr Sicherheit sorgen.
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