Der Kühlschrank in der Gartenlaube wird für Ulrich Winden und die anderen Mitglieder des Kleingartenvereins "Schrebergarten 06" bald deutlich teuer. Das betrifft viele andere Kleingärtner und DEW21-Kunden in Dortmund.

Der Kühlschrank in der Gartenlaube wird für Ulrich Winden und die anderen Mitglieder des Kleingartenvereins „Schrebergarten 06“ bald deutlich teuer. Das betrifft viele andere Kleingärtner und DEW21-Kunden in Dortmund. © Oliver Schaper

Preis verdreifacht sich: Dortmunder Gärtner haben Stress mit dem Strom

rnDEW21

Mit Stromverträgen haben viele Menschen Ärger. Ganz geballt betrifft das jetzt Tausende Dortmunder Kleingärtner. Sie ärgern sich über DEW21 und Fristen, die sie gar nicht einhalten können.

Dortmund

, 17.09.2022, 11:26 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Krise auf dem Energiemarkt ist viel zitiert und sie ist real. Das spürt gerade die Mehrzahl der 118 Kleingartenvereine in Dortmund. Bis zu 10.000 Menschen sind hier organisiert und leisten einen Beitrag zum ökologischen Gleichgewicht in der Stadt und zur Vereinskultur.

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Doch selbst der nachhaltigste Garten braucht etwas Strom für Kühlschrank, Licht oder elektronische Geräte. Und der wird für die Vereine, die in der Regel Verträge für die gesamte Anlage abschließen, bald erheblich teurer.

Schrebergartenverein verbraucht so viel Strom wie vier Einfamilienhäuser

Ulrich Winden ist Vorsitzender des „Schrebergarten 06“ zwischen Innenstadt und Hörde. Hier werden rund 22.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr verbraucht, wobei im Winter der Betrieb ruht. Das entspricht etwa vier Einfamilienhäusern bei einem Verbrauch von 5000 Kilowattstunden pro Jahr. Auf alle Vereine hochgerechnet nehmen die Dortmunder Gärten zwei Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr ab – so viel wie rund 450 Einfamilienhäusern.

Winden rechnet damit, dass der Preis pro Kilowattstunde nach einem neuen von DEW21 angebotenen Tarif rund das Dreifache betragen wird und bei über 90 Cent bis zu knapp 1 Euro liegen wird. Der Strompreis wird auf die Mitglieder der Vereine je nach deren individuellem Verbrauch umgelegt.

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In der Art des Angebots liegt ein Problem, das auf dem Strommarkt gerade viele Kunden betrifft. Die Vereine hatten Anfang September acht Tage lang Zeit, auf ein neues Angebot von DEW 21 zu antworten, nachdem der vorherige Ein-Jahres-Vertrag fristgerecht durch das Unternehmen gekündigt worden war.

Frist konnte von Vereinen nicht eingehalten werden

Mehrere Tage verstrichen laut Winden bereits auf dem Postweg. „Wir hatten nur Stunden Zeit, uns zu entscheiden. Das geht schon allein deshalb nicht, weil wir nicht wie ein Privathaushalt einfach Verträge unterschreiben können, sondern eine Sitzung des Vorstands einberufen müssen“, sagt Ulrich Winden.

Satzungsgemäß braucht das bei jedem Verein eine Woche Vorlauf – und die Frist verstreicht, ohne dass jemand das Angebot hätte annehmen können, selbst wenn es gut gewesen wäre.

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Laut Frank Gerber, Vorsitzender des Stadtverbands der Gartenvereine in Dortmund, betrifft das gerade alle Gärten, die Ein-Jahres-Verträge abgeschlossen haben, also die überwiegende Anzahl. Gerber spricht von „einer misslichen Lage“. Man versuche als Verband darauf einzuwirken, dass die Acht-Tage-Frist noch einmal überdacht wird.

Der zweite Tarif-Vorschlag ist entsprechend teurer - im Falle des „Schrebergarten 06“ um 16 Prozent.

DEW-Sprecherin: „Entspannung ist nicht in Sicht“

DEW 21-Sprecherin Rebecca Alishah sagt: „Bereits seit Monaten erleben wir eine Krise auf dem Energiemarkt und die Energiepreise befinden sich auf historisch hohem Niveau. Eine Entspannung ist weiterhin nicht in Sicht. Der Markt schwankt stark und ist kaum vorhersehbar.“

Deshalb könnten bestimmte Angebote nur für einen bestimmten kurzen Zeitraum gehalten werden. „So ergibt sich beispielsweise die Acht-Tage-Frist“, sagt Alishah.

Viele Dortmunder Unternehmen geraten durch Fristen in Schwierigkeiten

Die Sprecherin deutet an, dass die Kleingartenvereine nicht die einzigen sind, die Probleme haben, die Frist einzuhalten. „Vor der Herausforderung einer kurzen Frist stehen nicht nur vereinzelte Vereine – viele Unternehmen und Organisationen können aus unterschiedlichen Gründen diese Frist nicht oder erschwert einhalten. Die Gründe dazu sind vielfältig“, sagt Rebecca Alishah.

Wer keinen neuen Liefervertrag abschließt, werde „nach Ende der Vertragslaufzeit in die Ersatzversorgung überführt“.