Michael Depenbrock ist in der Altherren-Mannschaft des PTSV Dortmund aktiv und auch als Platzwart im Verein engagiert.

© Kevin Kindel

Platzwart Michael Depenbrock (CDU): Ex-BVB-Ordner will in den Bundestag

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Seit nicht mal einem Jahr ist Michael Depenbrock Bezirksbürgermeister von Hörde und will den Job schon wieder abgeben. Denn er bewirbt sich um ein höheres Amt. Wir treffen ihn beim Rasenmähen.

Dortmund

, 14.09.2021, 11:45 Uhr

Wenn es darum geht, sich vor einer politischen Wahl vorzustellen, werden manche Kandidaten ganz angespannt und man merkt, wie sie jedes einzelne Wort im Mund drehen, wenden und betasten, bevor sie es aussprechen.

Michael Depenbrock gehört aber zu den Menschen, die Gespräche offenbar ganz einfach fließen lassen. Er hört aufmerksam zu und redet offen, auch über Privates. Auf die Frage, ob er Kinder habe, erzählt er von seinem 17-jährigen Sohn, der gerade sein Abitur in der Tasche hat.

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Und das bringt ihn sofort auf dessen geplantes Studium, darauf, dass der Sohnemann auf einmal doch wegziehen will, was für die Eltern einigermaßen überraschend gekommen sei. Vorkurse sind an der Uni nötig, also blieb der Familie nicht viel Zeit, eine Wohnung für den Spross zu suchen. Weil der Neu-Student noch nicht volljährig ist, musste die Mutter den Mietvertrag unterschreiben.

Der CDU-Mann erzählt so etwas aber nicht wasserfallartig, sondern bezieht sein Gegenüber ein und stellt Rückfragen. Der große Wahlspruch des 50-Jährigen: Er will „Politik auf Augenhöhe“. Um das wörtlich zu nehmen, bräuchten viele Menschen aber eine Leiter, denn Michael Depenbrock ist knapp zwei Meter groß.

Um ihn besser kennenzulernen, durfte sich der Politiker aussuchen, wo wir ihn zum Fototermin treffen. Einzige Bedingung: Eines seiner Hobbys sollte eine Rolle spielen. Ohne zu überlegen, schlug Depenbrock sofort den Fußballplatz des Post- und Telekom-Sportvereins (PTSV) in Schüren vor.

In der Altherren-Mannschaft ist der 50-Jährige jede Woche aktiv. Weil zu seinem Vereinsleben aber mehr als das fröhliche Gepöhle gehöre, holt er fürs Foto den „Stiga Estate 5102H“ aus der Garage: einen Rasenmäh-Traktor. In der kleinen Fußball-Abteilung des PTSV ist der Politiker auch als Platzwart für den Naturrasen gefragt.

Steuerberater und Bezirksbürgermeister

„Der Dienstag ist mir heilig“, sagt er über den Trainingstag mit seiner Mannschaft. Denn der Kalender ist ansonsten prall gefüllt. Depenbrock ist selbstständiger Steuerberater, im Herbst 2020 ist der Höchstener außerdem Bezirksbürgermeister des Stadtbezirks Hörde geworden.

„Mein bester Freund sagte mal: ‚Das passt, dass du in die Politik gehst‘“, erzählt Depenbrock. Denn er hinterfrage gerne: „Muss das so laufen?“ Im Jahr 2008 sei er zum ersten Mal bei einer politischen Sitzung gewesen, als es um ein Parkraumkonzept ging. Dabei hätten die Beteiligten nur über Tage unter der Woche gesprochen.

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„Was ist denn mit samstags und sonntags?“, habe der Neuling dann gefragt. Die Erkenntnis, dass sein Blick von außen die Diskussion zu Lösungen geführt habe, habe ihn zu mehr Engagement in der CDU gebracht. Nur ein Jahr nach seinem Beitritt ist Depenbrock in die Bezirksvertretung gewählt worden.

„Gespräche mit Bürgern bringen mir selbst auch viel“, sagt der Christdemokrat, der jetzt in den Bundestag will. Auch wenn er manches Problem nicht lösen könne, mache er die Erfahrung, dass sich viele auch einfach über einen Rückruf und ein Gespräch freuen.

20 Jahre lang Ordnungsdienst beim BVB

Vielleicht kommt die Liebe für den Kontakt zu Fremden auch über seinen Job bei der schwarz-gelben Liebe: „20 Jahre lang war ich beim Ordnungsdienst des BVB“, erzählt Depenbrock. Das Engagement begann in der Schulzeit: „Da habe ich schon viele Leute kennengelernt.“

Das passt: Ordnung und Sicherheit sind schließlich auch zwei Schlagworte der CDU-Politik. Um die Polizei zu unterstützen, könne die Bundesregierung beispielsweise höhere Strafen ansetzen, wenn Polizisten angegriffen werden, sagt Depenbrock. Außerdem ist ihm inhaltlich zum Beispiel wichtig, dass alle Kinder bei der Einschulung die deutsche Sprache korrekt sprechen können: „Wir brauchen eine Integrationspolitik, die den Namen auch verdient hat.“

Michael Depenbrock (r.) und NRW-Innenminister Herbert Reul

Michael Depenbrock (r.) hat NRW-Innenminister Herbert Reul Ende Juli zum Wahlkampf am Phoenix-See empfangen. © Kevin Kindel

Den Klimawandel will er nicht mit Verboten eindämmen, sondern mit „innovativer technologischer Entwicklung“. Für eine starke Wirtschaft brauche es in der Pandemie-Bewältigung deutlich weniger Bürokratie und eine starke Digitalisierung.

Ob Armin Laschet der richtige Mann ist, um der neue Bundeskanzler zu werden? „Ich glaube ja“, sagt Depenbrock. Deutschland brauche „einen, der zuhört und Menschen vereinen kann“. Laschet habe in NRW als Landes-Chef gute Minister ausgewählt, findet er. Und der Steuerberater mit Eigenheim und Ärztin als Ehefrau sagt: „Wir brauchen Leute aus dem Volk.“

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Für seine eigene Arbeit als möglicher Bundestags-Abgeordneter möchte Michael Depenbrock sogenannte „Kenner-Konferenzen“ organisieren. „Jeder hat ein Thema, in dem er zu Hause ist“, ist er sich sicher. Bevor der Bundestag etwa über Ladenöffnungszeiten abstimmt, möchte Depenbrock vorher die Meinungen von Kassen-Personal und Geschäftsleuten hören.

Seine Chancen, in den Bundestag einzuziehen, beziffert Depenbrock nach längerer Bedenkzeit mit „50:50“. Was mathematisch bedeutet, dass er sich selbst genau so viel Wahrscheinlichkeit gibt wie allen anderen Kandidierenden in seinem Wahlkreis, der östlichen Hälfte Dortmunds, zusammen.

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