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Klaus Wegener – Radelnder CDU-Kandidat mit einer Ecke Anarchie
Bundestagskandidat
Der Dortmunder CDU-Kandidat Klaus Wegener fährt häufig E-Bike statt E-Auto. Das ist nicht die einzige grüne Seite des konservativen Politikers. An einer Stelle wird es sogar anarchisch.
Mit Schwarz hat er’s. Schwarz ist nicht nur die politische Farbe von Klaus Wegener. Der Dortmunder CDU-Bundestagskandidat trägt einen mattschwarzen Fahrradhelm und schiebt ein schwarzes E-Bike aus seiner Garage in der Dortmunder Gartenstadt. Bei schönem Wetter bleibt sein – schwarzes – E-Auto meist stehen; denn Wegener steigt gern um aufs Fahrrad.
Neben Schwimmen ist Radfahren sein zweites Hobby, und wie beim Schwimmen ist der Gesundheitsgedanke ein Motiv, in die Pedale zu treten. Beim Radfahren komme noch das gute Gewissen, der Umweltgedanke, hinzu, sagt der 60-Jährige. Und der Zeitfaktor: „Ich habe festgestellt, dass man innerstädtisch mit dem Fahrrad deutlich besser und schneller unterwegs ist als mit dem Auto, selbst ohne die aktuelle Baustellen-Katastrophe.“
Das mit dem Radfahren macht Wegener schon zehn Jahre. Außerdem geht er jeden Morgen eine halbe Stunde schwimmen, „im Sommer im Freibad Wellinghofen, im Winterhalbjahr habe ich ein Abo im Radisson Blu am Westfalenpark. Da fühle ich mich hinterher richtig gut.“
„Dortmund ist keine schlechte Fahrradstadt.“
Häufig geht es anschließend aufs Rad, um die sieben Kilometer von der Gartenstadt zur Auslandsgesellschaft in die Nordstadt zu fahren. Klaus Wegener ist seit 2007 ehrenamtlicher Präsident des Instituts an der Steinstraße.
Das Fahren in der Dortmunder Innenstadt empfindet er als angenehm. „Es ist eben Stadt“, sagt er. Radfahren sei einfach schön. „Man sieht viel mehr, kommt durch andere Ecken, die man sonst nicht wahrnimmt.“
Auch am Wochenende steigt er auf sein schwarzes E-Bike. „Ich gucke mir dafür Touren aus, zum Beispiel über den Rheinischen Esel oder den Emscherquellweg entlang. Dortmund ist keine schlechte Fahrradstadt.“ Schon deshalb zieht er seinen Radel-Radius nicht zu groß: „Ich mache keine Mördertouren zum Möhnesee.“
In Wattenscheid geboren
Er müsse keine olympischen Wettbewerbe mehr gewinnen, schiebt Wegener hinterher. Er fährt mit – schwarzem – Korb auf dem Gepäckträger. Für seine Unterlagen. Der Auslandsgesellschaft ist er nicht erst als Präsident, sondern schon lange verbunden. Als Student hat er dort Vorträge gehalten und Fotoausstellungen gemacht. „Mich hat immer die Völkerverständigung fasziniert“, sagt er.
Wegener ist in Wattenscheid geboren, lebt aber seit dem 17. Lebensjahr in Dortmund, nur unterbrochen von einem halben Jahr in Irland während seiner Ausbildung zum Industriekaufmann und einem Jahr in Boston, wo er 1987/88 als freier Journalist für den Hörfunk und verschiedene Zeitungen gearbeitet hat.
Auch in dieser Zeit hat er den Kontakt zur Auslandsgesellschaft nie verloren, war vor der Präsidentschaft Schatzmeister. „Ich mache das mit ganz viel Leidenschaft und Herzblut.“ Politische Bildung, internationaler Austausch und Sprachen – ein Angebot, das immer mehr angenommen werde, wirbt er für sein weltoffenes Institut. „In diesen turbulenten und manchmal schwierig zu durchschauenden Zeiten nehmen wir eine wichtige Funktion ein.“
Laschets kleines Außenministerium
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet habe es so formuliert: „Ihr seid mein kleines Außenministerium“, zumindest wenn es um die Kontakte der Landesregierung zur afrikanischen Wirtschaft geht. Alle zwei Jahre veranstaltet die Auslandsgesellschaft das deutsch-afrikanische Wirtschaftsforum. Vor drei Jahren kam auch der Staatspräsident der Republik Ghana, Nana Addo Dankwa Akufo-Addo, und machte Wegener kurzerhand zum Honorarkonsul seines Landes. Nach dem Vorlauf mit dem Papierkram stieg Wegener im Oktober 2019 in dieses Amt ein.

Seit Jahren schon lässt Klaus Wegener das Bienenbeet in seinem Garten wild sprießen. Die Bienen danken es ihm mit viel Gebrumm. © Kolle
Das Konsulat ist im 5. Stock der Auslandsgesellschaft untergebracht. „Wir stellen wahnsinnig viele Visa aus für Ghana und betreuen die Ausbürgerungen, wenn jemand deutscher Staatsbürger werden will.“ Auch als „Standesbeamter“ musste er schon fungieren und zwei Ghanaer aus NRW trauen.
Als er das erzählt, steht sein E-Bike schon längst wieder in der Garage, und er sitzt in seinem geschmackvoll eingerichteten Wohnzimmer auf der Couch mit Blick auf den gepflegten Garten. Dort zieht gerade ein Mähroboter seine Runden.
Grüner Fleck auf der Seele
Ja, Gartenarbeit mache er auch viel, nickt er. Unkraut jäten und Verblühtes von den zahlreichen Hortensien schneiden. Allerdings gibt es eine etwa drei Quadratmeter große Ecke, da macht er seit Jahren gar nichts. Das ist das Bienenbeet, wo neben Wiesenblumen auch Wildkraut nach Lust und Laune sprießen darf – neben dem Radfahren ist diese Garten-Anarchie das zweite versteckte Grün in Klaus Wegeners Seele. „Das brummt hier richtig.“
Seit 30 Jahren macht Wegener Politik. Auch wenn seine Chancen, bei der Wahl am 26. September als Dortmunder CDU-Direktkandidat in den Bundestag zu kommen überschaubar sind, wollte er „einfach mal ein Zeichen setzen“.
An erster Stelle steht die Familie
Wegener tritt in den westlichen Dortmunder Stadtbezirken (Wahlkreis 142) an. Für ihn ist es unerträglich, „dass die CDU in Dortmund, mit der achtgrößten Stadt Deutschlands überhaupt keine Vertretung in übergeordneten Gremien hat, weder im Landtag, noch im Bundestag, noch im Europa-Parlament.“ Für Letzteres hatte er selbst 2009 und 2014 erfolglos kandidiert.
Doch an erster Stelle steht für Wegener die Familie. Er ist verwitweter Vater von drei Kindern – Zwillingen (Sohn und Tochter) und einer älteren Tochter. Die Zwillinge studieren in Berlin. Aber wenn sie zu Hause sind, steigen sie schon mal alle für eine gemeinsame Tour aufs Rad.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
