Wenn die Stadtbahn-Haltestellen auf der B1, wie hier an der Lübke-Straße, nicht bis 2026 umgebaut sind, bedeute das Unannehmlichkeiten für die Fahrgäste, fürchtet DSW21. © Menne (A)
B1-Diskussion
Platanen-Allee auf der B1: So nervig könnte die Baustelle für Fahrgäste werden
Die Dortmunder Politik wird sich erneut mit den Plänen für die B1 befassen. Sollten sich die Befürworter einer neuen Platanen-Allee durchsetzen, sieht DSW21 auf Fahrgäste schwere Zeiten zukommen.
Die wieder aufgeflammte Diskussion um die Gestaltung des B1-Mittelstreifens auf Dortmunder Stadtgebiet zwischen den Stadtbahn-Haltestellen Vosskuhle und Max-Eyth-Straße treibt Hubert Jung, Verkehrsvorstand von DSW21, Sorgenfalten auf die Stirn.
Was ist nachhaltiger und grüner? Was ist barrierefreier? Was ist städtebaulich schicker? Und was geht schneller und kostet am wenigsten? Die Variantendiskussion mäandert zwischen zwei Extremen:
Der Befürworterkreis „Neue Platanen für Dortmunds Lebensader“ möchte die Westfalendamm-Allee in der Gartenstadt im ursprünglich einheitlichen Charakter wiederherstellen. Dazu müssten zunächst 200 Bäume umgepflanzt, beziehungsweise gefällt werden, um im Anschluss rund 200 Bäume neu zu pflanzen. Die Stadtbahn-Trasse soll in die Mitte verlegt werden.Die „Lärm- und Abgas-Schutzgemeinschaft B1-Initiative Dortmund e.V.“ dagegen möchte gar keinen Baum fällen, aber zur ausgewogeneren Aufteilung des Straßenraums auf jeder Seite der B1 eine Fahrspur wegnehmen.Bei der Planung der Stadt, die der Rat bereits Ende 2018 nach einem Bürgerdialog beschlossen hat und die jetzt wieder aufgeschnürt werden könnte, geht es allein um den barrierefreien Umbau der fünf Stadtbahn-Haltestellen auf der B1 mit einer jeweiligen Verschwenkung der Gleise. Dafür sollen möglichst wenig Bäume geopfert werden.Bei Varianten „ergebnisoffen“
Was die Variantendiskussion betreffe, sei DSW21 „ergebnisoffen“, betont Verkehrsvorstand Hubert Jung: „Die Entscheidung darüber, welche Trasse gebaut wird, ist Sache des Rates. Uns ist wichtig, dass gebaut wird und die Haltestellen rechtzeitig fertig werden.“
Denn laut Jung drängt die Zeit. Schon jetzt könnten im besten Fall die Haltestellen erst im Jahr 2026 soweit umgebaut sein, „dass die Fahrgäste ein- und aussteigen können.“ Dazwischen liegen Hürden wie das Planfeststellungsverfahren, gegen das Klagen kommen könnten, die Finanzierungszusage vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), die Auftragsvergabe und zweieinhalb Jahre Bauzeit.
Sollte es Verzögerungen geben, etwa durch das erneute Aufschnüren der vom Rat beschlossenen städtischen Planungsvariante, werde es unangenehm für die Fahrgäste, so Jung. Und um allein diese Kunden gehe es für DSW21. 6000 bis 7000 Fahrgäste täglich stiegen an den fünf Stadtbahn-Haltestellen entlang der B1 ein und aus.
Zwei Wagenzüge statt einem
Hintergrund für den engen Zeitplan ist die Umstellung der Stadtbahnwagenflotte auf B-Wagen ohne Trittstufen. Deshalb hatte DSW21 die Stadtverwaltung schon 2012 gebeten, den barrierefreien Umbau der Haltestellen zu planen und bis Ende des Jahrzehnts zu realisieren. Wie bekannt, erfolgte 2018 der Ratsbeschluss für die sogenannte Vorzugsvariante der Stadt.
Darauf ausgelegt ist jetzt der Umbau und die Erweiterung der Stadtbahnflotte mit dem Ziel, statt einem Wagen mit acht Achsen zwei Wagen mit je sechs Achsen fahren zu lassen. Zwei Wagenzüge bedeuten mehr Platz für die Fahrgäste; denn der 8-Achser sei während der Hauptverkehrszeit proppenvoll, so Jung: „Diesen Zustand wollen wir ändern.“
Dazu müssen aber ab Herbst 2023 nach und nach alte B-Wagen für die neuen Bahnsteige umgebaut werden. Sie sind noch mit Trittstufen ausgerüstet, die man nur noch an den derzeitigen B1-Haltestellen braucht. Doch Anfang 2026 reicht der Bestand an Wagen mit Trittstufen nicht mehr, um den regulären Betrieb auf der U47 aufrechtzuerhalten.
Die schlimmsten aller denkbaren Fälle
Für einen nachfragegerechten Betrieb müssten dann die neuen Hochbahnsteige fertig sein. „Sonst bekommen wir ein Problem. Das würde uns bald vor immense Schwierigkeiten stellen“, sagt Jung und spricht von „Worst Case Szenarien.“
Die zwei schlimmsten denkbaren Fälle seien
ein Schienenersatzverkehr auf der B1 zwischen Markgrafenstraße und Hauptfriedhof: Fahrgäste müssten in Gelenkbusse wechseln, wenn sie an einer der fünf Haltestellen auf der B 1 ein- oder aussteigen wollen.Unterbrechung der Linie U47 an der Märkischen Straße mit Pendelverkehr zwischen Aplerbeck und Märkischer Straße, dort Umstieg in die U47 nach Westerfilde. Gleichzeitig würden die Taktzeiten immer länger.Jung: „Unsere Sorge ist, dass wir einen Zeitverzug bekommen, der unseren Fahrgästen keinen Spaß machen kann und uns auch nicht.“ Auch bei den beiden anderen Planungsvarianten werde es nicht schneller gehen, weil die Stadt für das Planfeststellungsverfahren erst einmal eine neue Planung erarbeiten müsste, unter anderem wegen zusätzlicher Arbeiten am Kanal, und weil in beiden Fällen die B1-Fahrbahn angeschnitten würde. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ohne begleitende Gutachten innerhalb von einem Vierteljahr abgeschlossen werden kann“, so Jung.
„Schon Beschwerden genug“
Wenn es zu Verzögerungen beim Haltestellen-Umbau komme, gäben die Fahrgäste am Ende DSW21 die Schuld dafür, befürchtet Unternehmenssprecher Frank Fligge, obwohl man schon 2012 auf den Rat zugegangen sei.
„Wir wollen ein Best-Case-Szenario“, unterstreicht auch Dr. Heinz Pohlmann, Leiter Betrieb und Marketing bei DSW21. Schon heute habe man auf der U47 „genug Beschwerden. Die Fahrgäste wollen, dass wir durchgängig mit zwei Zügen fahren, mit ebenen Ein- und Ausstieg für jedermann, für Kinderwagen, Rollator und Rollstuhl. Das ist dringend erforderlich. Das wissen wir seit Jahrzehnten.“
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