
Durch den Umbau soll die Hochofenanlage auf Phoenix-West als Landmarke erhalten bleiben. Darauf setzt auch Wirtschaftsförderin Heike Marzen. © Stadt Dortmund/Beushausen
Platzen die Pläne für Phoenix-West?
Riesige Hochöfen
Es ist eines der größten Entwicklungsprojekte der Stadt. Ein Investor hatte große Pläne für das Phoenix-Areal - aber keinen einzigen realisiert. Was wird nun aus den markanten Hochöfen?
Das Staunen war groß, als das Unternehmen „World of Walas“ die rund 100 Meter hohe Hochofenanlage sowie das westliche gelegene Baufeld und das alte Schalthaus 101 auf Phoenix-West von der Entwicklungsgesellschaft NRW-Urban übernahm. Ein großer Happen. Das war 2018. Damals machte der niederländisch-kanadische Projektentwickler mit überaus ambitionierten Plänen von sich reden.
Im ersten Schritt war vorgesehen, das Schalthaus zu einem Zentrum für junge Gründer umzubauen, die sich mit Einbauten in der denkmalgeschützten Halle ansiedeln. Als nächstes sollte auf dem westlichen Baufeld neben dem Hochofen nicht weniger als ein „Welt-Innovationszentrum“ entstehen: ein Zentrum, in dem etablierte Firmen im Bereich „urbane Landwirtschaft“ forschen und Projekte entwickeln würden.
Für die Hochofenanalage, den wohl kompliziertesten Teil der Baumaßnahmen, waren ebenfalls Einbauten bzw. Büros für junge Firmen geplant. Als wäre das Vorhaben nicht schon komplex genug, setzte World of Walas noch eins drauf – und ließ sich später eine Kaufoption unter anderem für den früheren Hoesch-Gasometer geben.
Zahlung von Grundbesitzabgaben soll eingestellt sein
Im April 2021 verstarb plötzlich und überraschend Unternehmensgründer und Walas-Chef Gerben van Straaten. Er galt als weltweit vernetzter Visionär. Sein Tod bedeutete eine Zäsur für die Phoenix-Projekte: Beobachter gehen davon aus, dass die Pläne mittlerweile Makulatur geworden sind und World of Walas sich leise aus Dortmund verabschiede.
Inzwischen hat bereits van Straatens Nachfolger den Projektentwickler verlassen. Auch Pascal Ledune, vormals Vize bei der Dortmunder Wirtschaftsförderung, hat World of Walas nach seinem beruflichen Wechsel dorthin binnen kurzer Zeit den Rücken gekehrt – und vor Kurzem seinen Job als Wirtschaftsförderer der Stadt Hamm angetreten. Selbst Projektarchitekt Udo Graf, früher in enger Abstimmung mit Unternehmenschef van Straaten, hat eigenem Bekunden zufolge „seit einem dreiviertel Jahr keinen Kontakt mehr zu World of Walas“.
Auch bei der Stadt Dortmund sind die Zweifel inzwischen so massiv, dass man die Kaufverträge für die Grundstücke am liebsten rückabwickeln möchte – was freilich nur inoffiziell und hinter vorgehaltener Hand bestätigt wird. Was die Stadt besonders alarmiert: Dem Vernehmen nach soll World of Walas die Zahlungen der Grundbesitzabgaben eingestellt haben.
Stadt zeigt nur bedingt Verständnis für Projektentwickler
Nicht minder irritiert zeigt sich die Stadt über die Hängepartie auf Phoenix-West. Zwar habe es „mehrere Vorgespräche zwischen World of Walas und den Fachbereichen der Verwaltung gegeben“, wie es auf Anfrage heißt. Doch bis heute sei keine Bauvoranfrage eingereicht worden – geschweige ein Bauantrag.
Das jüngste Projektgespräch stamme aus März 2022. Dabei sei vereinbart worden, dass der Entwickler für den Umbau des denkmalgeschützten Schalthauses noch Gutachten zu liefern habe. Mit Blick auf das Baufeld am Hochofen wurde World of Walas gebeten, bei der Oberen Denkmalbehörde für „ein Abstimmungsgespräch“ anzuklopfen.

Auch auf den Hoesch-Gasometer hat sich World of Walas eine Kaufoption geben lassen - sie aber bislang nicht gezogen. © RN
Auch bei Wirtschaftspolitikern ist die Skepsis inzwischen mit Händen zu greifen: Sie erwarten, dass sich Heike Marzen, oberste Wirtschaftsförderin der Stadt Dortmund, in der Sitzung am Mittwoch (15.6.) hinter verschlossenen Türen zur aktuellen Lage äußert. Dabei lässt bereits ihre öffentliche Stellungnahme die Verärgerung der Stadt erkennen: „Aus Sicht der Verwaltung sind die Gründe für die … fehlende bauliche Umsetzung bedingt nachvollziehbar“, so Marzen mit Blick auf Corona und den Tod des Walas-Chefs.
World of Walas: „Wir wollen das Projekt fortsetzen“
„Vor dem Hintergrund der überaus erfolgreichen Vermarktung … von Phoenix-West und der weiterhin hohen Nachfrage nach freien Grundstücken ist die derzeitige Situation aus Sicht der Verwaltung allerdings unbefriedigend“, teilt Marzen auf Anfrage mit. Soll heißen: Man würde die fraglichen Flächen gern an andere Investoren vergeben. Was aber nur geht, wenn die Verträge rückgängig gemacht werden – und World of Walas sein Einverständnis gibt.
Die Stadt liefert bei Flächenverkäufen auf Phoenix-West allerdings nur die Begleitmusik – die erste Geige spielt die Entwicklungsgesellschaft NRW.Urban. Dort war am Dienstag (7.6.) keine Stellungnahme zu erhalten.

Das Schalthaus hat World of Walas ebenfalls gekauft - und zwischendurch für RuhrHOCHdeutsch zur Verfügung gestellt. © RN
Dafür aber von World of Walas. Dessen Managerin Petra Oolders, zuständig für die internen Abläufe, machte in einem Telefon-Interview deutlich, dass sich World of Walas keineswegs aus Dortmund verabschieden wolle. „Wir sind in Abstimmungsgesprächen mit der Stadt und wollen das Projekt fortführen“, kündigte Oolders an.
Grundstücke könnten auch an NRW.Urban zurückfallen
Einen Zeitplan wollte sie allerdings nicht nennen. Ebensowenig einen Zeitpunkt, wann World of Walas einen Bauantrag fürs Schalthaus vorlege. Es gebe zu verschiedenen Dingen noch Klärungsbedarf – „davon sind wir abhängig“, so Oolders.
Hintergrund: Ein Investor, der eine Fläche kauft, muss sich in aller Regel innerhalb einer bestimmten Frist zum Bauen verpflichten. Das gilt auch für Phoenix-West. Verstreicht die Frist ohne triftigen Grund, fallen die Grundstücke für gewöhnlich an den Verkäufer zurück – an NRW.Urban also.
Welche Frist World of Walas gesetzt wurde, darüber schweigt sich die Stadt aus. „Fragen zu Vertragsinhalten können nicht beantwortet werden“, heißt es. Die weiteren Schritte bleiben offen. Die Hängepartie auf Phoenix-West droht weiterzugehen.
Jahrgang 1961, Dortmunder. Nach dem Jura-Studium an der Bochumer Ruhr-Uni fliegender Wechsel in den Journalismus. Berichtet seit mehr als 20 Jahren über das Geschehen in Dortmunds Politik, Verwaltung und Kommunalwirtschaft.