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„Nein“ zur Segnung homosexueller Paare soll nicht das letzte Wort bleiben
Pfarrgemeinderat protestiert
Nach dem Missbrauchsskandal setzt das Nein der Glaubenskongregation zur Segnung homosexueller Paare für viele Gläubige noch einen drauf. Ein Gremium in Dortmunds Süden positioniert sich klar.
Mehr als 30 Mitglieder hat der Gesamtpfarrgemeinderat des Pastoralverbundes am Phoenix-See. Sie vertreten insgesamt sieben Gemeinden im Dortmunder Süden: St. Benno, St. Joseph, St. Kaiser Heinrich, Heilig Geist, St. Clara, St. Georg und Herz Jesu.
Michael Kramps ist der Vorsitzende des Gesamtpfarrgemeinderates, den es in dieser Form seit vier Jahren gibt. Er macht das gerne. Auch, wenn es wohl nicht immer Spaß macht. Aber Aufgeben komme für ihn und für viele seine Mitstreiter nicht in Frage. Also redeten sie am 24. März, an dem der Pfarrgemeinderat turnusmäßig tagt, einmal wieder über etwas, das viele gläubige Katholiken verzweifeln lässt: den aktuellen Beschluss der römischen Glaubenskongregation.
„Nein“ aus Rom löst großen Wirbel aus
Die Glaubenskongregation hatte ein sogenanntes „Responsum“, eine Antwort, veröffentlicht. Darin lehnt das Gremium die Möglichkeit zur kirchlichen Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ab. Das römische „Nein“ zur Segnung homosexueller Paare hat für erheblichen Wirbel gesorgt und das Thema fand sich so schnell auf der Tagesordnung des hiesigen Pfarrgemeinderates wieder.

„Wenn Menschen ihre Partnerschaft unter Gottes Segen stellen wollen, kann die Kirche diesen nicht verweigern", so steht es in der Stellungnahme des Diözesankomitees im Erzbistum Paderborn. © picture alliance / Daniel Naupold/dpa
Dessen Vorsitzender berichtet von einigen spontanen Reaktionen in den sieben Gemeinden des Pastoralverbundes: So habe zum Beispiel jemand auf die Pflastersteine vor der Kirche die Regenbogenfahne gemalt. An einer Kirchentür hingen die Thesen von „Maria 2.0“.
Auch Pfarrer Martin Blume habe im Gottesdienst am 21. März ganz klar Stellung bezogen zu dem Beschluss des römischen Gremiums, berichtet Michael Kramps. Der Beschluss aus Rom sei „absolut unverständlich“.
Auch der wegen Corona digital tagende Pfarrgemeinderat positionierte sich eindeutig: „Wir mussten das Rad gar nicht erst neu erfinden“, sagt Michael Kramps. Es gab bereits eine Stellungnahme, die des Diözesankomitees im Erzbistum Paderborn. Das ist die Vertretung der katholischen Laien aus den Pfarrgemeinderäten und Verbänden im Erzbistum Paderborn. Dieser schloss man sich vorbehaltlos und einstimmig an.
So sieht die Stellungnahme aus
In dieser Erklärung heißt es unter anderem:
„Das ‚Responsum ad dubium‘ der Glaubenskongregation über die Segnung von Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts hat nicht nur bei uns Empörung ausgelöst. Wir kritisieren, dass gleichgeschlechtlich liebende Menschen trotz anderslautender Bekundungen weiterhin diskriminiert werden. Uns schmerzt, dass ihre Partnerschaften und ihre Liebe in der katholischen Kirche immer noch zurückgewiesen werden . . .
. . . .Theologie – und damit auch die kirchliche Lehre – kann und muss sich endlich weiterentwickeln . . .
. . . .Für viele Katholikinnen und Katholiken steht das vatikanische Papier im deutlichen Widerspruch zur Lebensrealität und zu der lebenszugewandten Botschaft Jesu . . .
. . . . Wenn Menschen ihre Partnerschaft unter Gottes Segen stellen wollen, kann die Kirche diesen nicht verweigern. Liebe ist keine Sünde.“
Was Michael Kramps auch ärgert ist die „fehlende Transparenz“ des Beschlusses in Rom. „Responsum ad dubium“ heißt „Antwort auf einen Zweifel“. Er würde gerne wissen: Wer hatte solche Zweifel, wer hat diese Frage in Rom gestellt? Seine Befürchtung: Vielleicht habe man damit auch einen Pflock in den Weg des synodalen Wegs einschlagen wollen. Der bemüht sich gerade um eine Verständigung der Institution Kirche mit den Gläubigen.
„Wir versuchen, dran zu bleiben“
So oder so: Michael Kramps macht weiter. Ihm sei klar, sagt er, „dass das alles ein langer Weg wird“. „Aber“, so betont er, „wir versuchen, dran zu bleiben.“ Der Pfarrgemeinderat wolle mitwirken, damit das römische „Nein“ zur Segnung homosexueller Paare nicht das letzte Wort ist.
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