Seit dem 15. März gibt es neue Diskussionen über die Trauung gleichgeschlechtlicher Partner in der katholischen Kirche. Der Vatikan spricht sich dagegen aus.

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Schwerter Pfarrer: „Neue Formen finden“ – aber „nicht in Analogie“ zur klassischen Ehe

rnSegnungsverbot für Homosexuelle

Der Vatikan hat die Segnung homosexueller Paare erneut abgelehnt. Der Vertreter der katholischen Gemeinde St. Marien in Schwerte wertet das nicht als Diskriminierung.

Schwerte

, 06.04.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Seit dem 1. Oktober 2017 können gleichgeschlechtliche Paare heiraten – zumindest staatlich. In der katholischen Kirche wird bei homosexuellen Menschen weiterhin auf die Segnung verzichtet: Am 15. März (Montag) hat der Vatikan ein Schreiben veröffentlicht, in dem sich die Glaubenskongregation des Vatikans weiterhin gegen die Segnung homosexueller Partner ausspricht.

In Schwerte gab es bisher „keine einzige Anfrage“

Hans-Peter Iwan ist Leiter der St. Marien-Gemeinde in Schwerte und seit 43 Jahren Pfarrer. In dieser Zeit sei keine einzige Anfrage zur Segnung eines homosexuellen Paars bei ihm eingegangen, sagt er. „Auch in meinem Kollegium war der Bedarf in den vergangenen Jahren ähnlich gering“, sagt er.

Die Frage nach der Segnung homosexueller Paare habe „daher vielleicht eine andere Gewichtung, als es durch die mediale Vermittlung zur Zeit erscheint“, sagt er.

Hans-Peter Iwan ist davon überzeugt, dass die katholische Kirchen für homosexuelle Menschen „angemessene Formate“ finden muss.

Hans-Peter Iwan sagt, dass die katholische Kirchen für homosexuelle Menschen „angemessene Formate“ finden muss. © St. Marien

Dennoch nimmt Iwan die Äußerungen des Vatikans „mit Bedauern“ wahr: „Die Behörden in Rom bewegen sich in manchen Bereichen außerhalb der Lebenswirklichkeit. Es entsteht so der Eindruck, dass es zum Thema dann keine Diskussionsmöglichkeiten mehr gibt“, sagt er.

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Im Schreiben des Vatikans stehe dabei auch, dass jede Form der Diskriminierung in der katholischen Kirche untersagt sei. Dass homosexuelle Paare keine Trauung erhalten, wertet Iwan dabei nicht als Diskriminierung: „Das Besondere in einer Ehe zwischen Mann und Frau soll aufrecht erhalten werden. Das heißt nicht, dass Menschen, die nicht heterosexuell geprägt sind, keinen Platz in der katholischen Kirche haben“, sagt er.

Segnung ja – allerdings „nicht in Analogie zur heterosexuellen Ehe“

„Die sexuelle Prägung eines Menschen sagt noch nichts über seine Ethik oder seinen Glauben aus“, sagt Iwan. Jeder Mensch, auch homosexuelle, seien daher in der katholischen Kirche willkommen. Allein die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte hätten gezeigt, dass Menschen sich ihre sexuelle Prägung nicht aussuchen. Diese Menschen gehörten daher „im Lebensalltag“ der Kirche mit dazu.

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Die Frage nach dem Stellenwert unterschiedlicher sexueller Prägungen sei dabei in der Kirche durchaus schon in den letzten Jahrzehnten diskutiert worden. Iwan vertritt dabei die Meinung, dass es seelsorgliche Begleitung für homosexuelle Paare in der katholischen Kirche geben müsse. „Allerdings sind die Möglichkeiten immer abhängig von der Situation, in der sich die Menschen an uns wenden“, sagt er.

Dass gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften in Zukunft von der Kirche anerkannt werden, schließt Iwan damit jedoch nicht aus. „Wir müssen Formen finden, die diesen Anliegen gerecht werden“, betont er. Allerdings könne dies nicht in einer Analogie zur heterosexuellen Ehe geschehen. „Diese Themen brauchen vor allem eines: Zeit“, so Iwan.

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