Golfplatz Syburg

Panische Rehe: Michael Löhr schildert schreckliche Erlebnisse am Golfplatz

Michael Löhr setzt sich für ein friedliches Miteinander am Golfplatz Syburg ein. Den Elektrozaun lehnt er ab, denn er habe schlimme Szenen erlebt. Letztlich habe er Verständnis für beide Seiten.

Syburg

, 01.08.2022 / Lesedauer: 4 min

Michael Löhr (61) geht seit 25 Jahren täglich mit seinen Hunden am Golfplatz in Syburg spazieren, oftmals in aller Herrgottsfrühe. Im Laufe der Jahre hat er auf dem Golfplatz vieles beobachtet, sagt er: freundliche Greenkeeper bei der Arbeit, vorsichtige Spaziergänger, aber auch unverantwortliche Hundebesitzer, dreiste Mountainbiker und schimpfende Golfer.

Vor Kurzem aber hätte er etwas mit ansehen müssen, was ihn nach eigener Aussage nachhaltig beschäftigt hat: „Ein Reh ist mehrfach gegen den Elektrozaun gelaufen, als es versucht hat, den Golfplatz zu verlassen. Es hat sich verheddert und durch die Stromstöße geschrien. Es lag auf dem Boden, konnte sich schließlich befreien und ist in Panik in das Wäldchen auf dem Golfplatz gelaufen.“ Er habe leider kein Handy dabei gehabt, um den Geschehen zu filmen.

Das sei aber nicht der einzige Vorfall dieser Art gewesen, den er am Golfplatz erlebt habe: „Ich habe auch schon ein junges Rehkitz gesehen, das offenbar durch den Zaun geraten ist und allein auf dem Platz stand, während die Mutter mit einem anderen Kitz im Wald stand.“ Er habe sich dann mit seinen Hunden entfernt, um die Tiere nicht noch mehr in Panik zu versetzen. „Ich habe mich aber gefragt: Wie kommen die wieder zueinander?“

Unbekannte haben das Weidegatter durchtrennt. © Susanne Riese

Diese Tierschicksale hätten ihn besonders deshalb bewegt, weil er ebenfalls bereits in höchst unangenehmen Kontakt mit dem Zaun geraten sei. Michael Löhr schildert das wie folgt: „Ich selbst habe einmal zwei Minuten in diesem Elektrozaun verbracht, weil einer meiner Hunde an den Elektrozaun gekommen ist, dann auf der anderen Seite vom Zaun stand und so eine Angst hatte, dass ich über den Zaun klettern musste, um ihn zu holen. Dabei habe ich nicht aufgepasst, bin am Zaun hängengeblieben, hingefallen und habe mich mit den Beinen in den Drähten verheddert. Ich habe geschrien. Jede Sekunde kam ein pulsierender Stromstoß. Immer wenn ich den Draht in der Hand hatte, um ihn anzuheben, habe ich gemerkt, wie der nächste Stromstoß kam und musste wieder loslassen. Nach einer Minute habe ich gedacht, wenn du hier nicht bald raus kommst, könnte das übel ausgehen.“

Schilderungen klingen erschütternd

Weiter berichtet der Dortmunder: „Als ich mich befreit hatte, war ich fix und fertig, denn ich habe tatsächlich gemerkt, wie meine Kräfte mehr und mehr nachließen. Und ich bin fit und gesund. Nicht auszudenken, wenn das jemandem passieren würde, der nicht so gut beieinander ist.“

Die Spuren der Elektrodrähte an seinen Waden habe man noch nach einer Woche gesehen. „Als ich das bei den Rehen beobachtet habe, musste ich daran denken, wie es mir mit diesem Elektrozaun ergangen ist.“

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Michael Löhr hat die Online-Petition für die Öffnung des Zauns unterschrieben und auch in dem Forum seine Erlebnisse mit den Rehen geschildert. Er gehört aber nicht zum harten Kern der Protestler. „Die Petition habe ich unterschrieben, weil ich meine morgendlichen Spaziergänge auf dem Golfplatz vermisse und weil ich die rigide Abschottung mittels Elektrozaun für völlig überzogen halte. Denn auch viele Tiere werden von Waldbereichen ausgegrenzt, die sie vorher genutzt haben.“

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Als der Golfplatz noch frei zugänglich war, sei er frühmorgens häufig darüber gegangen und habe das sehr genossen. „Allerdings nur, wenn keine Golfer unterwegs waren. Die Greenkeeper des Golfplatzes kannten uns und haben immer freundlich gegrüßt.“

Viele andere Hundebesitzer aber seien mit ihren Hunden auch dann über den Golfplatz gelaufen, wenn die Golfer gespielt haben. Dabei sei es auch zu sehr unschönen Szenen gekommen. „Auch Mountainbiker sind mit ihren Rädern über den Golfplatz gefahren und haben Spuren hinterlassen.“

Auch wenn ihm in all den Jahren kein einziges Wildschwein begegnet sei, so habe er die Verwüstungsspuren auf dem Golfrasen doch gesehen: „Ich weiß, mit welchem Aufwand die Greenkeeper den Platz Tag für Tag wieder in Ordnung gebracht haben. Von daher habe ich ein gewisses Verständnis für den Golfclub.“

Wildschwein-Abwehr könnte anders aussehen

Er ist aber der Meinung, ein niedrigerer, bis 75 Zentimeter hoher Zaun hätte zur Wildschweinabwehr ausgereicht. „Außerdem ist der Zaun für Rehe nicht artgerecht, da Rehe die Drähte bei Flucht nicht sehen, mit hoher Geschwindigkeit in den Zaun rennen und sich dabei verletzten können.“

Auch Cairnterrier Sunny interessiert sich für das zerstörte Gatter. © Susanne Riese

Michael Löhr hofft wie viele andere auf einen Kompromiss am Golfplatz. „Ich mag es nicht, wenn sich die Fronten verhärten“, sagt der besonnene Dortmunder. Deshalb erschüttert es ihn, dass ausgerechnet an dem Tag, an dem er der Redaktion vor Ort seine Erlebnisse schildert, Spuren von Gewalt am Golfplatz auftauchen.

Michael Löhr verurteilt die Zerstörung an Zaun und Tor des Golfplatzes. © Susanne Riese

Beim Ortstermin an der Anlage tauchen Greenkeeper und Platzwart auf, um die Schäden zu begutachten. Ein Weidetor ist zerschnitten, die Zaundrähte sind an zwei Stellen durchtrennt. „Das hatten wir noch nicht“, sagt Platzwart Martin Ruße.

Unbekannte müssen in der Nacht auf Donnerstag (28.7.) zugeschlagen haben. Vermutlich waren es Zaun-Gegner – so wie Michael Löhr. Nur dass die Täter sich durch die Zerstörung ins Unrecht setzen und der Sache schaden. „So etwas lehne ich total ab“, betont Löhr.

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